„Nach allem, was ich weiß, sind keine Nudeln drin.“

Das ist für mich der Satz des Tages, denn nach allem, was ich weiß, sind caine Nudeln drin.

„Wo drin denn, verdammt?!“, fragt mich mein Kollege, den wir hier einfach mal Krimdoball nennen wollen, da er seinen echten Namen hier nicht lesen will. So heißt es auch gerne in der Investigativpresse:

Harim, der seinen echten Namen nicht in einer Zeitung gedruckt sehen will, warnt vor den Sprengsätzen des IS, die in der gesamten Stadt verteilt sind. „Gerade bei Regen, wenn Matsch auf die Zünder spritzt, lösen sie plötzlich aus“, berichtet Harim, als sein Nachbar ihn grüßt: „Hallo, Grodlin!“

Womit die Tarnung dahin ist.

„In meinem Salat!“, kläre ich Krimdoball auf, was er eigentlich sich selbst hätte zusammenreimen können, da er vergangene Woche Nutznießer meines Salatfauxpas war. Damals, in dieser längst vergessenen Zeit, kaufte ich, gesundheitsbewusst wie nie, zwei Fertigsalate, die natürlich alles andere als gesund sind, und übersah, dass auf der Packung zweimal die Wörter „Pasta“ und einmal „Nudeln“ zu lesen waren.

„Ja, Nudeln, und?!“, fragte damals, in einer Zeit nahe der Antike angesiedelt, Krimdoball, naiv wie immer.

„Na, wegen der Kohlenhydrate! Will ich ja nicht!“, führe ich aus (einen Hund?), „davon abgesehen finde ich, dass Nudeln in einem Salat nichts zu suchen haben.“

„Ist doch lecker! Nudelsalat!“

„Eben nicht.“

„Schon mal gegessen, Seppo?“

„Nein. Natürlich nicht. Er schmeckt mir ja nicht, warum sollte ich dann Nudelsalat essen?!“

„Dann kannst du doch gar nicht wissen, ob -“

„Doch. Ich weiß es. So wie ich es auch bei Spargel immer wusste. Dass mir Spargel nicht schmecken kann. Dann wurde ich gezwungen, von Kollegin Emy, ihn zu probieren und siehe da: schmeckte nicht. Willst du meinen Salat haben?“

„Gerne. Was kriegste?“

„Nichts. Ich bin sehr gönnerhaft und der Salat läuft auch in diesen Minuten ab. Warte … warte … jetzt. Abgelaufen.“

„Wie deine Eier im Kühlschrank bei uns im Haus, Seppo!“

„Solange Eier von außen gut aussehen, sind sie essbar. Gerade Eier brauchen einige Wochen im Kühlschrank, um zu reifen. Ich würde sie dir gerne überlassen! Als Bonus zum Salat!“

Eine seltsame Frau kommt zu uns und singt: „Du findest keine Freunde mit Salahaaaat! Du findest keine Freunde mit Salahaaaaat!“ Die Frau geht so unvermittelt weiter, wie sie kam.

Heute, also in der Moderne angekommen, jetzt, am Montag, habe ich einen neuen Versuch gewagt, nudelfreien Salat zu kaufen. Im „Lidl“ in Spandau. Ich finde, wenn man Salat vom Lidl isst, isst man einigermaßen weit unten. Oder einfach nur bequem.

Kürzlich wurde ich leicht angegangen, weil ich Marken-Kleidung kaufe. Wie man es macht, macht man es falsch. Denn würde ich nun „billig“ kaufen (auch wenn Marken und „billig“ sich nicht immer ausschließen), sagen wir mal, bei „Kik“ oder „Nacho“ „Takko“, würde ich genau deshalb ebenfalls kritisiert werden. Ich als stolzer und studierter Wirtschaftspolitiker der Uni Münster weiß, dass es der Volkswirtschaft nichts bringt, wenn man nicht der eigenen Kaufkraft angemessen sein Geld ausgibt. Das Horten von Geld lässt das BIP eher schrumpfen. Hierbei geht es mir nicht um die Sinnhaftigkeit des BIPs als Maßstab, aber wir befinden uns nun einmal in einer Marktwirtschaft, was man, wenn leicht irre, kritisieren kann, was aber nun hier nichts zur Sache tut. Denn:

„Nach allem, was ich weiß, sind keine Nudeln drin.“

Sondern Blätter, Kochschinken-Gouda sowie Croutons, wobei ich letzte nur billigend in Kauf nehme, vielleicht sogar gar nicht mitesse, sondern an den Vogel verfüttere, der gerne an meinem Fenster sitzt und mir bei allem, wirklich allem!, zusieht. Natürlich gilt auch hier:

„Menschenbrot ist Ententod!“ Also Vogeltod im weiteren Sinne, noch weiter: Vogelkot.

Früher, so vor 30 Jahren, konnte ich als Kind noch Enten füttern, vorzugsweise mit Toast, ohne dass man an den öffentlichen Pranger gestellt wurde. Aber es ist natürlich richtig, viele Enten, so weiß ich aus Erzählungen, gehen zugrunde am „Golden Toast“, der letztlich übrigens als Ersatzprodukt in der unangenehmen Phase nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden war, ähnlich der „Maggi“-Würze, die, wie ich jüngst las, nun mit neuer Rezeptur im Handel herumsteht, weit weg von den Nudelsalaten.

Trivia: Toast gab es bereits im Mittelalter, doch der erste Toaster wurde erst 1991 eingeführt, da das Erhitzen von Heizdrähten bis dahin eine unlösbare Aufgabe war. 1992 folgten übrigens – als Zufallsprodukt aus der Toaster-Forschung – die ersten Heizdecken, mit denen man theoretisch auch Toast toasten kann, praktisch jedoch nicht. Umgekehrt kann man natürlich auch einen Toaster mit ins Bett nehmen, um sich zu wärmen. Praktisch ist das jedoch nicht, da jeder Toaster sich ja nach wenigen Minuten wieder abschaltet. Frauen sei aber dieses Vorgehen empfohlen, weil zumindest schlanke Frauenfüße passgenau in die Toasterschlitze passen.

Der von mir erworbene Salat ist 30 Prozent billiger, wie das Etikett deutlich macht. Wegen der „kurzen Haltbarkeit“, denn morgen bereits läuft er ab, übermorgen ist er schon ungenießbar. Ich muss ihn also schleunigst essen, da die Haltbarkeit nur bei einer Lagerung bei unter sieben Grad Celsius garantiert ist. Das sind natürlich völlig unrealistische Laborbedingungen, denn nach wie vor schaffen Kühlschränke in aller Regel nur eine Mindesttemperatur von etwa 17 Grad, was aber auch schon recht beeindruckend ist; gerade im Sommer, wenn es außerhalb des Kühlschrankes schon einmal mehr als 30 Grad heiß werden kann!

Dem Salat beigefügt ist eine Plastikgabel. Überhaupt ist diese Gabel, deren Zacken ja ohnehin sofort brechen, kaum dass sie auf einen der Coutons stoßen, zusammen mit der Plastikverpackung ein Umweltsünde, die mich gerade nachdenklich stimmt. Eigentlich pervers. Ich sollte das nicht mehr kaufen.

„Ist essbar, Seppo!“, klärt mich darauf angesprochen Kollege Krimdoball auf.

„Die Packung kann man essen?!“

„Ja. Steht sogar drauf.“

„Wo? Hier steht nichts!“

„Du hast ja letzte Woche, damals, vor langer Cait, auch nicht den Aufdruck ‚Pasta‘ gesehen und dennoch war er da!“

Krimdoball hat mich überzeugt. Ich meine, nur weil ich den Aufdruck nicht finde, muss es ja nicht bedeuten, dass er nicht drauf ist. Außerdem kenne ich das Prinzip des Verpackungsmitessens vom Eisessen.