Diese Serie, das seppoABC, habe ich völlig vergessen! Nicht ganz zu Unrecht, da ich mich mit ihr schwertue, denn sie zwingt mich, über etwas zu schreiben, über das ich hier im seppolog eigentlich nie und nur sehr ungern schreibe: über mich. Für den Leser ist somit auch diese achte Folge, die den Buchstaben „H“ und das Thema „Haar“ behandelt, zu lesen sehr ungewohnt.

Gerade fällt mir auf, wie seltsam müde ich auf dem Beitragsbild aussehe. Das liegt daran, dass ich sehr müde bin, da mein tägliches Hantelttraining heute mit diesem seltsamen „Tabata“ einherging. „Tabata“ klingt nach Frauensport, ist aber dennoch anspruchsvoll (Ruich bleiben!): als eine Mischung aus Cardio- und Intervalltraining, das zu einer gewissen Disziplin während des Trainings führt – und zur Erschöpfung danach. Ursprünglich sollte es hier beim heutigen Buchstaben „H“ auch um „Hanteln“ gehen, doch die seppolog-Leserforschungsabteilung warnte mich davor, zum x-ten Mal über meinen Sport zu schreiben. Doch darum geht es doch eigentlich in meinem Leben. Und dieses Leben steht im Mittelpunkt des heiteren seppoABCs.

Meine Mitbewohnerin schlug mir heute Morgen den Begriff „Hercules & Sägemann“ vor. Damit meine ich nicht das schwule Pärchen, bekannt hier aus dem seppolog, sondern den legendären Hersteller von Haarkämmen. Denn ich schwimme in Kämmen.

Es ist noch nicht lange her, da habe ich meinen Vater dafür belächelt, dass er (trotz seinem Haardefizit auf seinem Haupt) stets einen Haarkamm mit sich trägt. Inzwischen allerdings greife auch ich mir jeden Morgen beim Verlassen meiner Jugendherberge mit Dachschräge in die linkshintere Hosentasche, um die Anwesenheit meines Klappkammes sicherzustellen. Foto folgt:

Immer wenn ich jemandem im Facebook-Messenger schreibe „Foto folgt“, gerate ich ausgerechnet dann in ein Netzfunkloch, sodass eben kein Foto folgt. Hier ist das anders, es folgt umgehend: 

Davon habe ich freilich zwei; einen für Düsseldorf (Wahlheimat), einen für Berlin (Erwerbsheimat), was sich als Unsinn herausgestellt hat, da ich trotz zwei Aufenthaltsorten immer nur eine linkshintere Hosentasche an mir trage.

Haare waren von meiner Jugend an stets ein Problem für mich. Die auf meinem Kopf, bis zum 17. Lebensjahr noch lang, aber nicht schulterlang, fügten sich trotz aller Anstrengungen keiner ordentlichen Frisur. Ich sah aus wie ein Nichtficker, was ich auch war. Ich sah ziemlich scheiße aus. Sollte sich unter den Lesern gerade ein ähnlich junger Mann befinden, der vielleicht auch etwas ungünstig aussieht, sei ihm gesagt, dass sich das in solch jungen Jahren oftmals noch ändert und ins Gegenteil verkehrt, was ich in bescheidenen Maßen auch für mich reklamiere; vieles wächst sich noch zurecht. Ich bin einigermaßen zufrieden. Was aber auch damit zu tun hat, dass ich mein Haar im April 1998 auf wenige Millimeter kürzte, da ich jede andere Frisur aufgab.

Nun fanden meine Eltern, dass ich scheiße aussah und so wusste ich, dass ich es richtig gemacht habe. Die von mir damals Angebetete, Mareike B., fand es „okay, aber vorher war auch ganz gut“ – vielleicht ist deshalb auch nichts aus uns geworden, was sich noch als Glücksfall herausstellen sollte … Denn sie war in Wirklichkeit ein Mann. Nein, ein kleiner genderorientierter Scherz.

Die Vorteile der damaligen Frisur, zu der ich vor einigen Wochen nach einem zweijährigen Intermezzo mit längerem Haar zurückkehrte, sind bestechend: Die Frisur sitzt quasi immer. Bei Sturm, bei Regen und sowieso jeden Morgen, wenn man die Dusche verlässt. Haare waren also für mich gegessen und kurze Zeit später entdeckte ich auch Achsel- und Intimrasur für mich. Im Grunde war ich haarlos, denn einen Bart hatte ich damals noch nicht.

Mit ihm entdeckte ich erst 2014 die Gestaltungsmöglichkeiten qua Haar wieder, als ich mich der Hipster-Bewegung anschloss und mir einen Vollbart stehen ließ, der bis heute noch steht. Und als Bartträger ist man entweder Hipster oder kommt frisch aus einem Terrorcamp. Das sind so die zwei Standardscherze, die ich mir nach wie vor geduldig anhöre – obwohl der Mann schon immer Bart trug. Nur einige prominente Beispiele: Stalin. Hitler. Der späte Saddam. Franco. Jesus! Wobei Jesus hier in ungünstige Gesellschaft geraten ist; nicht, dass jemand denkt, ich wolle Hitler und Jesus in irgendeiner Form vergleichen. Hitler schlecht, Jesus gut – damit das klar ist. Und wer will nun behaupten, Hitler sei Hipster gewesen?! Wobeiiiiiii … also wenn man sich mal so alte Fotos ansieht … Gut, soll hier nicht Thema sein. Obwohl er mit „H“ anfängt.

(Kürzlich regte sich ein Leser über die bloße Erwähnung Hitlers in einem meiner Texte auf. Das war exakt die Form der gezwungenen politischen Korrektheit, die ich absolut albern finde. In meiner Heimatstadt Münster gibt es sogar ein Pärchen, das steif und fest davon überzeugt ist, dass ich ein Nazi bin. Sie sprach kein Wort mehr mit mir, er wollte mich unbedingt entnazifizieren. Ich sah Nürnberger Prozesse 2.0 auf mich zukommen.)

Genug von Hitler. Ist ja nicht das hitlerABC hier. Wie kam ich jetzt auf Hitler?! Achja, wegen der Bärte. Und warum trug Hitler so einen albernen „Stummelbart“? Weil sein voriger Schnäuzer im Ersten Weltkrieg nicht unter die Gasmaske passte. Leider hat er das früh genug gemerkt.

Bart. Seit ich diesen Bart trage, Unkenrufen zufolge damit einem Trend folge, habe ich deutlich mehr Körperkontakt zu Menschen als zuvor (und als mir lieb ist), da immer mal wieder auch Fremde fragen:

„Darf ich mal reinfassen?“

Wenn ich betrunken bin, sage ich „ja“, ansonsten winde ich mich.

„Fühlt sich im Grunde an wie Schamhaar“, sage ich dann. Den meisten vergeht dann schon die Lust reinzugreifen.

Bart polarisiert. Die einen finden Bart grundsätzlich nicht toll, meist Frauen, die anderen eher gut. Ich sage gerne:

„Du müsstest mich mal ohne sehen“, denn damit würde ich auch die Letzte überzeugen. Foto folgt:

Zwischen den Aufnahmen liegen etwa vier Jahre. An den Pullover kann ich mich noch sehr gut erinnern. Er ging mal in Flammen auf, als ich Freunden einen coolen Feuerzeugtrick zeigen wollte und ich ihn trug.

Ein Vollbart kann also durchaus eine etwas ungünstige Kopfform ausgleichen.

Nun ist es so, dass meine Mitbewohnerin nicht unbedingt Feuerwerke zündete, als ich mit dem Bart um die Ecke kam. Kaum eine Körperstelle, in die ich sie noch nicht versehentlich mit meinem Bart „gepiekst“ habe. Das kann das Auge sein, die Nase und so weiter … wir arbeiten uns bis nach unten durch. Manchmal hat sie auch Barthaare von mir im Mund. Das nervt dann auch mich ein wenig, tue ich dennoch als Kollateralschaden ab, als friendly fire. Sie fängt dann immer an zu pusten.

„Pffftfffpffft“

Was ich schon wieder süß finde. (Für diese Stelle wird sie mich hassen!)

Natürlich ist ein Bart auch sekundäres Geschlechtsmerkmal. Wenn Frauen – manche tun das ja, und auch zurecht – ihre Brüste zeigen, zeige ich eben meinen Bart. Ich sehe nicht ein, warum der Trend derzeit in die Richtung geht, dass man Geschlechtsmerkmale krampfhaft wegdiskutieren oder verstecken will. Weder ist es schlimm, ein Mann zu sein, noch eine Frau. Und wenn sich jemand mal umentscheidet, ist das auch in Ordnung. Siehe Mareike B. Nein, Scherz.

Ich verstehe schon die Frage nicht, die ich oft höre:

„Warum trägst du Bart?“

Was ist das für eine alberne Frage?! Kürzlich teilte mir eine Leserin mit

„Dein Bart muss echt nicht sein!“

Muss man Menschen ihr Äußeres vorwerfen, das doch letztlich eine Geschmacksfrage ist? Was bewöge mich dazu, jemandem unter sein Profilbild zu schreiben“Ist ja gut und schön, aber du siehst kacke aus“?!

Gut, perlt an mir ab, denn ich weiß es ja besser. Perlt ab wie das Wasser von meinem nun wieder kurzem Haupthaar.

Für längeres Haar entschied ich mich 2015, als ich Opfer eines Leistenbruches wurde. Nach der OP bekam ich ein wasserfestes Pflaster verpasst, damit ich noch duschen konnte. Dieses Pflaster riss ich versehentlich am Tag direkt nach der OP ab (Ich wollte überprüfen, ob es fest genug sitzt.), sodass ich zwei Wochen lang auf umständliche „Katzenwäsche“ ausweichen musste. Zu einer Kopfrasur gehört aus verschiedenen Gründen jedoch meist eine nachträgliche Dusche dazu, die mir aber nun nicht möglich war, da eben cain Wasser an die Wunde gelangen durfte. Im Zuge dessen ließ ich den Kopf einfach unrasiert und so entstand nach und nach Haupthaar und so etwas wie eine durch Pomade in Form gebrachte Frisur. Foto folgt:

Doch des täglichen „Stylens“ überdrüssig, rasierte ich sie mir jüngst wieder ab und bereue es cain bisschen. Und natürlich, so viele waren es ohnehin nicht (mehr).

Meiner Mitbewohnerin gefällt es auch besser, was vermutlich daran liegt, dass ich in unserer Wohnung von nun an weniger Pomadenflecken hinterlasse, wofür sie im Gegenzug weniger Nagellackspuren hinterlassen könnte. Und natürlich kam von ihr auch direkt die Frage:

„Und wann rasieren wir den Bart ab?“

Nie.