„Seppo, wir brauchen dringend mal ein rebrush!“

„Wir brauchen was?!“

„Einen neuen look. Fürs feelLook and feel. Ich meine, thematisch treten wir schon seit zwei Jahren auf der Stelle. Mit einem relaunch könnten wir von den inhaltlichen Schwächen ablenken!“

Inhaltliche Schwächen?! Wer bist du eigentlich?“

„Manuel.“

„Manuel?!“

„Marketing-Manuel.“

„Ach, du bist es! Pack deinen Kram zusammen und rebrushe dein Leben!“

 

Es ist Montag vergangener Woche. Wie jeden Sommer schwächeln die Klickzahlen des seppologs. Die Leser ziehen das mitunter gute Wetter dem Lesen der 1A-Qualitätsliteratur offenbar vor; die Redaktion in den Hallen des seppologs ist entsprechend nervös. Droht wie im vergangenen Jahr wieder ein Mitarbeiter-Kahlschlag?

Marketing-Manuel und Kaffee-Karsten wollen dem dieses Mal zuvorkommen und den Aufstand proben. Marketing-Manuel setzt auf einen optischen und inhaltlichen Relaunch des Blogs, während Kaffee-Karsten auf die große Lösung setzt:

„Seppo muss weg! Ist dir mal aufgefallen, dass es im seppolog nur um ihn geht?!“

„Naja, darum ja ‚seppolog‚!“

„Ja doch! Aber es ging eben anfangs nicht um unseren Seppo, sondern um den finnischen Sänger Seppo Ranta!“

„Sagt mir nichts.“

„Schau hier:“

„Oha!“

„Eben. Das seppolog sollte ursprünglich ein Fanportal für den Typen werden. Dann haben sie unseren Seppo angeheuert, der aus der Namensgleichheit sofort Profit schlagen wollte. Und es getan hat“, erklärt geduldig Kaffee-Karsten, während ihm der Geduldsfaden reißt.

„Mit anderen Worten …“

“ … Seppo hat sich ins gemachte Nest gesetzt, die enormen Klickzahlen vom Start zu seinen Gunsten genutzt.“

„Dann wäre er ja nichts anderes als ein mieser Trittbrettfahrer! Ein egoistischer, egozentrischer, selbstverliebter Trittbrettfahrer!“

Narzisstisch! Du hast narzisstisch vergessen! Wir müssen ihn beseitigen.“

„Moment, warum gleich ein Umsturz?! Vielleicht genügt ein relaunch!“

„Ein was?!“

„Eine neue inhaltliche Ausrichtung. Ein refresh!“

„Die Unternehmenssprache des seppologs ist eigentlich Neusprech!“

 

Wie weit Marketing-Manuel damit gekommen ist, ist ja eingangs beschrieben worden, sodass der verbliebene Kaffee-Karsten sich bestärkt sieht, seinen Plan des Umsturzes durchzuziehen. Doch treffen wir zunächst Seppo, der nie auf die Idee käme, über sich selbst in der dritten Person zu schreiben, in der Grafik-Abteilung:

„Danke, ich bin soweit durch“, sagt er am Schreibtisch sitzend, bevor Layout-Laura unter diesem wieder hervorkommt und sich mit dem Ärmel den Mund abwischt.

„Das war nicht wenig!“, murmelt sie mit einem angewiderten Blick.

„Also. Kommen wir zum Punkt, Lisa.“

„Laura!“

„Laura?!“

„Layout-Laura.“

„Achja. Also. Ich habe mich leidgesehen. An dem Layout des seppologs. Ich finde das alles irgendwie zu eckig. Welcher Irre kam damals auf die Idee mit diesem eckigen Logo?!“

„Das warst du selbst! Du meintest, ein kreisförmiges Logo sei zu abgedroschen.“

„Was es ja auch ist. Wenig einfallsreich. Ich will dennoch eines haben, da Studien zu dem Ergebnis kamen, dass die Kreisform beim Betrachter grundsätzlich positive Gefühle auslöst. Das übrigens ist der Grund dafür, dass das ZDF sich in seinem on air design auf einen Kreis konzentriert. Und wir machen das nun auch.“

„Wir nehmen einen Kreis als Logo?!“

„Lara, nein! Als Teil des Logos!“

„Laura!“

„?“

„Layout-“

„-Laura! Ich weiß doch. Wir bleiben beim bekannten Schema: mein Kopf mit sämtlichen denkbaren Kopfbedeckungen; nicht mehr in einem Quadrat, sondern jetzt in einem Kreis.“

„Aha. Du meinst einen relaunch? Wir kämen dann auf mehr als 40 Logo-Varianten, wenn du es sowohl in schwarzer als auch weißer Schrift haben willst!“

„Ich meine einen refresh. Das ist was völlig anderes. Das sollte man wissen. Und es werden noch viel mehr Varianten, da ich nun auch einen Kopf mit Sonnenbrille haben will!“

„Das jetzige Layout ist nicht einmal zwei Jahre alt!“

„Warum gibt mir heute eigentlich jeder Untergebene Widerworte?! Zwei Jahre sind in dieser schnelllebigen Cait eine Ewigkeit! Wir sind grafisch von Gestern! Darum die miesen Klickzahlen!“

„Das liegt doch am Sommer. Ab September gehen die Zahlen wieder hoch!“

„Ich will sie jetzt schon hochjazzen!“

„Dann versuche es doch mal mit anderen Inhalten! Vielleicht ist das seppolog zu monothematisch. Es geht ja nur um dich!“

„Pack deine Sachen, Luisa.“

 

Währenddessen in der Büro-Lounge. Kaffee-Karsten hat seine engsten Vertrauten um sich gescharrt, um sie in seine Umsturzpläne einzuweihen. Hören wir einmal genau hin:

“ … sollte es um Seppo Ranta gehen, dem finnischen Schlagerstar. Hier, lauscht selbst:“

Die Verschwörer verstehen und sind bass erstaunt.

„Nieder mit Seppo!“, rufen sie, „Machen wir den Nazi fertig!“

„Narzisst! Nicht ‚Nazi‘, ihr Trottel!“, korrigiert Kaffee-Karsten.

„Machen wir den Narzissten fertig!“

„So ist es gut. Mein Plan ist auch relativ einfach umzusetzen. Von Buchhalter-Bernd weiß ich, dass die Bücher gelinde gesagt frisiert sind. Seppo finanziert sein Privatleben aus Geldern der ‚Seppo-für-krebskranke-Kinder-Stiftung‘. Ich will gar nicht wissen, wie viele Kinder hätten gerettet werden können, hätte er das Stiftungsvermögen nicht beim ‚Amazon Prime Day‘ gelassen!“

„Fünf“, wirft Stiftungs-Stefan ein.

„Gut, okay. Fünf. Wie dem auch sei, damit kriegen wir ihn dran. Brauchen dann nur noch einen neuern Verleger.

„Und Herausgeber.“

„Und Chefautoren. Mein Gott, ist der Mann denn hier alles?!“

„So hat er sein Imperium unterworfen, geführt und ausgebeutet. Er hat wie ein Mafiaboss alles kontrolliert. Ist euch mal aufgefallen, wie viele Leute von uns pro Tag ‚ihre Sachen packen‘?!“

 

Da dem Autor gerade selbst nicht mehr klar ist, wer zuletzt in obigem Dialog gesprochen hat, wenden wir uns einer anderen Szene zu:

Bei Empfangsdame Emfpangs-Emma steht ein fein gekleideter Herr.

„Mein Name ist Ohßem. Ordophob Ohßem. Ich suche Herrn Flotho. Ich muss ihm etwas zeigen! Ich weiß jetzt, wo mein Telefon abgeblieben ist!“

Da diese Szene die Handlung nicht weiter vorantreibt, nutzt der Autor nun einen story booster, der in wenigen Sätzen das Geschehen vorantreibt.

 

Unsere Revolutionäre haben derweil Seppo bei „den Behörden“ angezeigt.

„Anwalt weiß Bescheid, Anzeige ist raus“ heißt es in diesem Zusammenhang ja ganz gerne. Hier stimmt es mal. Dank des innovativen story boosters bewegen wir uns nun in der Zeit um drei Tage nach vorn und sehen Seppo zusammen mit seinem Anwalt Anwalts-Andi in seinem Büro beraten. Auftritt Seppo:

„Irgendwer hat mich angezeigt. Diese Stiftungsscheiße fliegt mir um die Ohren und der seppolog-Vorstand schmeißt mich raus! Welche Optionen haben wir, Anwalts-Andi?“

„Nun, das ist relativ einfach. Du brauchst Bestechungsgelder.“

„Ich bin blank. Meine wöchentlichen Zugfahrten gehen schwer ins Geld und die Stiftungskonten sind leergeräumt.“

„Gründe eine weitere Stiftung. Was liegt dir am Herzen?“

„Hmm, ich. Wie wäre es also mit der ‚Seppo-für-Seppo-Stiftung‘?“

„Das könnte deinem sauberen Image schaden, Seppo!“

„Gut. Dann Fleischkonsum. Gegen die drohende Veganer-Übermacht. Alles Jammerlappen.“

„Gut, naja, so ein Satz würde deinem Image allerdings auch schaden. Schreib sowas nie im seppolog, das rate ich dir nicht nur als Anwalt.“

„Sondern auch als was?“

„Als Veganer, der ich bin.“

„Jammerlappen. Also, gründe mir ‚Seppo-für-Fleischkonsum‘. Wir etablieren die Fleischbanane am Markt.“

„Was ist die Fleischbanane?!“

„Wurst. Als Obst getarnt. So wie sie es mit Tofu machen. Eine Tofu-Wurst ist ja auch keine Wurst. Dann kann eine Banane auch eine Wurst sein! Wir drehen den Spieß um! Was glaubst du, wie schnell Veganerverbände gegen den Verkauf von Fleisch unter dem Namen ‚Banane‘ klagen, obwohl sie das Umgekehrte unbehelligt tun!“

story booster

Betriebsversammlung. Seppo steht vor der versammelten Belegschaft und verkündet:

„Liebe Handlanger, offenbar wurde der Versuch unternommen, mich hier aus dem Laden zu katapultieren. Dieser Versuch ist gescheitert. Die Hintermänner werden zur Rechenschaft gezogen, der türkische Staat wird diese Aufgabe übernehmen. Kleiner Scherz. Das mache ich selbst. Da ich aber nicht weiß, wer hinter dem Putschversuch steht, werde ich nun den einen oder anderen von euch stichprobenartig entlassen. Folgende Mitarbeiter packen nun ihre Sachen: Technik-Torsten, Drucker-Detlef …“

Und mitten in der Aufzählung fällt auch Kaffee-Karstens Name, was wieder einmal beweist, dass Seppo ein unfassbar schlauer Fuchs ist.

„Layout-Lisa wird bis zum kommenden Mittwoch unser Logo etwas auffrischen. Es wird rund. Wegen der positiven Gefühle, die Kreise auslösen. Wir lockern das starre Design des seppologs ein wenig auf. Letzter Tagesordnungspunkt: Die Kantine wird ab sofort nur noch Fleisch servieren. Veganer-Vera, pack deine Sachen.“