Manchmal, wenn ich nicht weiß, was ich schreiben soll, bitte ich das Universum um ein lustiges Ereignis in meinem Alltag, weil ich wie so viele andere längst erkannt habe, dass der die besten Geschichten schreibt (sofern er einen Handlanger wie mich findet, der sie dann zu Papier oder Blog bringt).

Nun wünschte ich, ich hätte das Universum nicht mit meiner belanglosen Bitte behelligt, da es mich erhört hat. Ich bin nun Protagonist eines Ereignisses, das für Außenstehende vielleicht humorig ist, für mich als Betroffenen ausgesprochen nervig. Es hat etwas mit meinem Auto zu tun, einem kleinen, roten Toyota, von dem ich nicht einmal weiß, wie viel PS er hat. Ich weiß nur, dass er mich seit – ich glaube – 2014 zuverlässig von A nach B bringt, wobei zwischen A und B nie viele Kilometer liegen, da ich kein leidenschaftlicher Autofahrer bin. Ich halte das Konzept Auto, ob Benziner, Dieseler oder Elektriker, für anachronistisch.

Vergangene Woche fuhr uns der „Yariswagen“, wie meine Mitbewohnerin und ich das Modell „Yaris“ nennen, das aber kein Jahreswagen ist, in das beschauliche Örtchen Grafenberg, wo man hervorragend laufen kann. Vorher aber noch schnell zur Shell-Tankstelle, um Benzin zu zapfen und Grillwürstchen zu holen. Nichts fürchte ich mehr, als mit einem leeren Tank irgendwo liegenzubleiben, nachdem es uns vor einiger Cait fast passiert wäre. Seitdem lasse ich mir auch immer permanent die Tank-Reichweite auf dem Display des Armaturenbretts (das streng genommen gar kein Brett ist) anzeigen. Vor jenem Tanken stand dort, ich könne noch 14 Kilometer fahren, nach dem Tanken blieben mir:

12.

Das kam uns schon komisch vor. Doch wir ignorierten es, da wir ja wussten, der Tank ist voll, zumal die digitale Tanknadel uns das bestätigte.

Auch heute fuhr ich wieder nach Grafenberg, um dort zu laufen. Beim Einsteigen zeigte das Display mir eine verbleibende Reichweite von

1

Kilometer. Die Tanknadel signalisierte jedoch einen halbvollen Tank. Ich wurde leicht nervös, ging aber noch immer davon aus, dass ja wohl nicht die 1 entscheidend sein könne, sondern der halbvolle Tank. Weit gefehlt. Nach vermutlich einem weiteren gefahrenen Kilometer sprang die Anzeige auf

0.

Läuft doch noch, außerdem piept kein Warnsignal, dachte ich! Doch kaum das zuende gedacht, spürte ich, empathisch wie ich bin, eine gewisse Kraftlosigkeit meines Motors. Das entgeht einem nicht, das merkt man daran, dass man das Gaspedal voll durchtreten kann, aber dennoch sich so etwas wie ein Bremseffekt einstellt.

Ich bin kein Mensch, der in solchen Situationen die Ruhe bewahrt. Ich geriet also in Panik und sah mich schon schieben – auf der viel befahrenen Grafenberger Allee, wo ich übrigens früher einmal gewohnt habe. Mein Ziel, ein großer Parkplatz (der Staufenplatz), war in Sichtweite. Abermals belästigte ich also das Universum, dieses Mal mit dem dringenden Wunsch, dass ich durch bloßes Ausrollen des Wagens zumindest noch diesen Parkplatz würde erreichen können. Und wieder erfüllt das Universum mir meinen Wunsch!

 

Dass ich vor einem Problem stand, wollte ich erst einmal ignorieren und das tun, wozu ich überhaupt unterwegs war und begann einen herrlichen herbstlichen Lauf durch den Grafenberger Wald vorbei am Segelflugplatz Düsseldorf. Mit einem Segelflugzeug übrigens wäre mir das nicht passiert … die werden ja in der Luft betankt.

Zurück am Auto war klar, dass ich nun den ADAC würde rufen müssen. Doch ein Aufkleber auf meiner Windschutzscheibe mahnte mich, dass ich im Falle eines solchen oder ähnlichen Falles zu allererst Toyota anrufen solle! Ich hab da irgendwie so eine Garantie oder Mitgliedschaft in irgendwas. Das sind so Dinge, die ich nie weiß. Darum ja der Aufkleber. Ich rief dort also an, wurde verbunden mit meiner Toyota-Filiale, wo ich vor Kurzem noch zur Inspektion war und die mir schleunigste Abhilfe versprach.

Für diese Zeilen habe ich deshalb Zeit, weil ich gerade im „Kunden-Café“ meines Toyota-Händlers sitze, wo schon so manch Blogartikel entstanden ist. Für Schreib- und Formatierungsfehler möchte ich an dieser Stelle um Nachsicht bitten, da ich dieses über die WordPress-App am Handy schreibe.

Eine erste Diagnose bekam ich schon auf dem Parkplatz, als der freundliche Kfz-Mechaniker auf die Anzeige im Auto guckte und sagte:

„Das dürfte eigentlich nicht sein.“

Ich wusste, dass das lustig war. Aber ich war durch das Laufen nassgeschwitzt und kühlte so langsam aus. Es ist Herbst. Es ist wirklich Herbst. Außerdem ist es so, dass meine Laufklamotte riecht. Das ist eben so mit Sportkleidung. Ich sitze hier gerade im angenehm beheizten „Café“ und die Leute setzen sich angewidert von mir weg. Zurecht. Erinnert mich an meinen Sockenvorfall.

Man versorgt mich aber immerhin mit Kaffee. Ich gehe davon aus, dass der für Kunden kostenlos ist, denn natürlich habe ich auch kein Geld mit. Aber immerhin meinen Fahrzeugschein. Klar, man sagte mir, den solle man nie im Auto selbst deponieren, doch hätte ich genau das nicht getan, hätte ich jetzt nicht einmal den mit.

Das ist jetzt alles etwas nervig, zumal ja Benzin im Tank ist! Aber offenbar ist für die Elektronik des Autos entscheidend, was als „Range“, also als Restreichweite ausgewiesen wird. Und daran merken wir, dass selbst die simpelsten Roboter-Technologien bereits die Macht übernehmen. Und ich schließe daraus, dass wir alle vielleicht verarscht werden! Diese Benzin-Nummer, die braucht es gar nicht! Wir müssen gar nicht tanken! Die Autos fahren unabhängig von Treibstoff, sie brauchen lediglich einen Restreichweitenwert von größer null! Wen interessiert jetzt noch der Diesel-Skandal! Ich habe hier und heute einen viel größeren aufgedeckt! Es sind die Opec-Staaten, die nun ins Wanken geraten dürften, wenn ich das publik mache. Was ich ja gerade tue. Aus einem Kunden-Café heraus.

Ich werde gefeiert werden! Die noch nicht verklagten Manager der Autoindustrie werden von amerikanischen Anwälten auf 100 Jahre Knast verklagt werden! Ich werde zur Ikone der Grünen-Bewegung, womöglich überraschender Kanzlerkandidat für die anstehende Bundestagswahl.

Wahrscheinlicher aber ist, dass ich gleich zu Fuß nach Hause gehen werde, es sind vielleicht drei Kilometer, um mein Auto hoffentlich morgen wieder abzuholen. Denn Sonntag muss ich damit nach Holland. Wobei ich das vielleicht auch besser zu Fuß machen sollte.

Derweil habe ich erfragt, ob auch der dritte Kaffee kostenfrei ist. Er ist es. Irgendwie guckt mich die Dame mitleidig an.

Ein anderer fragte mich, ob ich Interesse an einem Lexus hätte. Habe ich nicht. Als ob ich einen Möchtegern-Mercedes nötig hätte.