Ich stehe vor einem absoluten Luxusproblem, das ich mir nie erträumt hätte. Ich muss zunehmen, und zwar an Gewicht. Ich muss angesichts meiner Traingsziele mehr Kalorien zu mir nehmen, als ich benötige. Das hört sich ziemlich simpel an, ist es aber kurioserweise nicht.

Zu Beginn dieses Jahres, ich weiß gar nicht mehr, wann genau, kam ich auf den Gedanken, um meinen Kraftsport zu flankieren, die Proteinzufuhr massiv zu erhöhen. Zwei bis drei Gramm pro Kilo Körpergewicht werden empfohlen, damit ein Muskelaufbau stattfinden kann. Das ist unumstrittene und gängige Meinung. Auf die Weise wurde ich Meister der Omelett-Kochkunst und Hackfleisch-Liebhaber. Natürlich verwende ich dabei nur Eier und Fleisch aus der Region …

Unbewusst ließ ich dabei im Laufe der Zeit Kohlenhydrate weg. Es kommt beispielsweise kaum vor, dass ich eine Pizza esse; Nudeln habe ich seitdem nicht ein einziges Mal mehr gegessen, auch wird man hier in meiner Wohnung nicht einen Brotkrümel mehr finden. Das geschah ganz automatisch. Innerhalb weniger Wochen wog ich plötzlich nicht mehr 77 Kilogramm, sondern schnell 74, dann 72 und plötzlich durchbrach ich die 70er-Marke. Seit Monaten verharre ich irgendwo rund um die 68. Das war ein Selbstläufer, den ich ohne das Gefühl von Verzicht auf irgendetwas möglich machte. Es hatte mit Disziplin nichts zu tun.

Ich las mich in die Materie ein und verstand, warum es so gekommen war: Kaum Kohlenhydrate bedeuten grob gesagt weniger Insulinausschüttung, was wiederum einen schnelleren Abbau von Fett zur Folge hat. Fett übrigens ist der Fettkiller Nummer eins, ich achte nicht darauf, wenig Fett zu mir zu nehmen, eher das Gegenteil ist der Fall. Fett ist nicht die Ursache für das Fettwerden. Lediglich die Einlagerung von Fett ist die Crux, die aber eben unterbleibt, wenn man auf Kohlenhydrate verzichtet. Es hat Wochen gedauert, vielleicht Monate, bis ich mich von diesem Dogma gelöst hatte, da wir seit Jahrzehnten lernen, dass wir auf Fett möglichst verzichten sollten. Die Folge waren die light-Produkte, die allesamt nicht dazu führten, dass irgendwer abnahm. Es ist eine Lüge der Industrie. Doch nicht die Industrie ist schuld, sondern der leichtgläubige Verbraucher. Jeder ist in der Lage, sich zu informieren. Derzeit freut sich die Industrie, dass jeder glaubt, laktoseintolerant zu sein. Die wenigsten sind es tatsächlich, aber „minusL“ ist natürlich sexy. Vor Kurzem veganes Mineralwasser gesehen. Was daran ist vegan?! Die Flasche! Ohne Scheiß! Tatsächlich gibt es PET-Flaschen, für die irgendwelche Tierfette verwendet werden.

Kürzlich sagte jemand zu mir, ich würde mich so gesund ernähren wollen. Ich protestierte aus zwei Gründen:

Erstens: Es ist mir grundsätzlich egal, wie ich mich ernähre. Ich bin kein Missionar, der für irgendeine Ernährungsweise wirbt, da Diäten nie gesund sind. Es ist einigermaßen simpel, sich gesund zu ernähren, dazu bedarf es keiner Fachbücher, sondern lediglich das überall verfügbare Wissen um die groben Grundsätze: Obst, Gemüse, Fleisch (ja, auch Fleisch, denn der Mensch ist von Natur aus Allesfresser und eben nicht Vegetarier (Dass „Arier“ in Vegetarier steckt, muss Hitler gefallen haben.)) und so weiter, alles kein großes Geheimnis. Nebenbei: Low-Carb-Anhänger dürfen kaum Obst essen! Gut, dass ich es ohnehin nicht esse.

Zweitens: Ich behaupte nicht, dass der Verzicht auf Kohlenhydrate gesund ist. Ich verzichte also nicht auf diese, weil ich es für gesund halte. Ich will aber auch nicht ausschließen, dass es gesund ist. Wer sich informiert, wird feststellen, dass es Studien gibt, die davor warnen, und solche, die es empfehlen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung indes empfiehlt das Einschränken von Kohlenhydraten und sagt nicht, man solle auf Fette verzichten. Inzwischen wird sogar von fettarmer Milch (1,5 Prozent) abgeraten, man könne problemlos die fettreichere Variante wählen.

Ich verachte auch starre Regeln, wie „Fünf Portionen Obst am Tag“, „Keine Kohlenhydrate ab 18 Uhr“, „Frühstücke wie ein König“ oder „Zwei Liter Wasser am Tag“. Diese und ähnliche Regeln sind alle schon lange widerlegt. Beispiel Zwei-Liter-Wasser-Empfehlung: Sie ist Unsinn, wird aber von der Wasser abfüllenden Industrie protegiert, damit wir maßlos überteuertes Flaschenwasser kaufen, das in aller Regel ungesünder als das Leitungswasser ist. Es gibt Wässer auf dem Markt, die sogar nachweislich schädlich sind. Testsieger übrigens ist das „Lidl“-Wasser „Saskia“. Die Zwei-Liter-Empfehlung geht auf Studien aus den 1960er-Jahren zurück, die jedoch missverstanden wurden und gar nicht zu einer Empfehlung führen sollten. Völlig untergegangen ist, dass in diesen zwei Litern Wassern bereits das Wasser eingepreist ist, dass wir über die Nahrung aufnehmen.

Wie viel jemand trinken muss, ist auch ganz individuell bedingt, sodass nüchterne Ernährungsexperten wissen: Trinkt, wenn Ihr Durst habt. Das ist der ganze Trick. Der Körper meldet sich schon, wenn was fehlt.

Wenn ich gleich mein Sportprogramm starte, werde ich bereits mindestens eineinhalb Liter Flüssigkeit getrunken habe, wobei Kaffee dabei den überwiegenden Teil ausmacht. Und inzwischen dürfte sich rumgesprochen haben, dass Kaffee natürlich zur Flüssigkeitsaufnahme dazuzählt, Milch hingegen nicht, Milch ist kein Getränk. Am Ende des Tages werde ich auf mindestens drei bis vier Liter gekommen sein, was natürlich auch der Sport bedingt. Ich trinke eben dann, wenn ich Durst habe.

Es gibt einen Punkt, der mir an der Einschränkung von Kohlenhydraten in der Ernährung besonders gefällt: Man hat vom ersten Tag an keinen Heißhunger mehr. Das fiel mir erst gar nicht auf, bis meine Schwester mich einmal fragte, ob ich noch sowas wie Heißhunger verspüre. Nein, tue ich nicht. Auch das Sättigungsgefühl ist ein ganz anderes. Man ist satter, aber auf eine nicht lähmende Weise. Früher lag ich oft im Fresskoma, auch das findet nicht mehr statt. Ich esse ganze Auflaufschüsseln, die frei sind von Kohlenhydraten, bin extrem satt, aber auf eine angenehme Weise. Das trägt enorm zum allgemeinen Wohlbefinden bei, das möchte ich nicht missen. Und eben weil man anders als bei vielen anderen Diäten immer satt ist, habe ich nicht das Gefühl, auf etwas zu verzichten. Bleibt Heißhunger fern, kann ich auch anderen problemlos dabei zusehen, wie sie eine Pizza oder einen Burger essen. Beides Dinge, in denen ich baden könnte.

Ohne Heißhunger esse ich insgesamt disziplinierter. Und so kann es passieren, dass ich abends feststelle, noch nichts gegessen zu haben. Das ist nicht die Regel, kommt aber vor, und ist vermutlich auch nicht gesund. Aber: Es ist auch nicht ungesund. Wird zwar immer propagiert, aber unser Körper ist nicht ein solcher Schwachmat, das ihn das direkt aus der Bahn werfen würde. Locker bleiben. Denn der Stoffwechsel profitiert gerade davon, dass er über längere Zeiträume keinen input bekommt. Intervallfasten wäre hier ein zu googelndes Stichwort, für den, der sich näher dafür interessiert. Davon abgesehen gilt auch hier: Ich sage ja nicht, dass es gesund ist, das ist gar nicht mein Ziel. Denn ich behaupte, dass der Mensch sich in diesen Zeiten und unseren Regionen durchaus gesund ernährt, sofern er auf industriell gefertigte Produkte weitgehend verzichtet, womit ich Fertiggerichte meine. Die sind nicht ungesund, aber auch nicht gesund, da ihnen schlicht Nährstoffe fehlen. Die sind da einfach nicht drin. Papier zu essen, täte es dann auch. Wer Dreck frisst, ist selbst schuld. Aber er darf Dreck fressen. Auch ich habe Tage, an denen ich Dreck in großen Mengen fresse. Weil es geht. Weil es einen nicht umbringt. Weil mich der ganze regulierte Ernährungsscheiß nicht interessiert. Wenn ich 3.000 Kalorien bei „Pommesfreunde“ essen will, dann tue ich das. Ich ertrage die medial propagierte Dogmenscheiße nicht mehr. Bleibt mal locker!

In dem Zusammenhang fällt mir ein, was ich kürzlich las: Die Deutschen sind Saft-Weltmeister. Keine andere Nation trinkt so viel Saft wie die Deutschen, die sich gerne lustig über die Kola saufenden Amis machen. Sie sind nicht besser, die Deutschen, sie sind schlimmer. Saft ist genau so kacke wie Kola; auch Saft ist lediglich mit Zucker angereichertes Wasser. Wer glaubt, Orangensaft hätte etwas mit Orangen zu tun, der liegt daneben, wenn er ihn nicht selbst frisch gepresst hat. Säfte sind in der Tat ungesund. Säfte sind eine Heißhunger fördernde Plörre, die übrigens wegen ihres Zuckergehaltes den Durst nicht löschen. Da wird dann mit dem Vitamingehalt geworben, was ebenfalls Unsinn ist, da wir in diesen Breiten überhaupt keinen Mangel an Vitaminen kennen. Im Gegenteil. Einer Erkältung kommt man übrigens auch nicht bei, indem man die Vitamin C-Zufuhr erhöht, auch so ein totaler Unsinn. Aber solange es gibt Quacksalber gibt, die meinen, Krebs mit Vitamin C heilen zu können, wird sich auch das Gerücht noch halten. Einer Erkältung begegnet man einfach damit, dass man sich hinsetzt und „Netflix“ guckt, bis alles an Bakterien ausgerotzt ist.

Da ich eh keinen Saft trinke, ist mir das eigentlich egal und ich finde auch, dass jeder, der will, Saft trinken sollte. Ich verachte jedes Missionieren. Auch ein Safttrinker kann 80 Jahre alt werden. Auch hier: locker bleiben, alles nicht so schlimm, von der Diabetes natürlich abgesehen.


Da es dezente Beschwerden gab, was meine Textlänge angeht, machen wir hier eine Pause und freuen uns eventuell auf den zweiten Teil, heute im seppolog.

Zu einem kleinen Angeber bin ich auf Instagram geworden, mehr noch als auf meiner Facebook-Seite! Schauen Sie gerne mal vorbei.