Vor rund zwei Jahren bin ich mal in Folge einer ungünstigen Verkettung ebensolcher Ungünstigkeiten in den Rhein gefallen. Schuld war meiner Meinung nach ein ebenso ungünstig placierter Grill, den ich wohl übersah und daher umschiffen musste. Das ganze recht torkelig, jedoch war Alkohol nicht im Spiel. Wobei ich mich nicht daran erinnern kann, da ich zurvor Wein verschlungen hatte und mit einigen persönlichen Unannehmlichkeiten zu kämpfen hatte, derweilen der Weinkonsum eher aus dem Tatbestand „Vatertag“ resultierte. Wie dem auch sei, es kam eines zum anderen und ich fand mich im Rhein wieder, womit ich die Umstehenden zu belustigen wusste. Das Lachen meines damaligen Kollegen Archobalds ist auf einem Foto festgehalten worden – unvergleichlich; man kann ihn auf der Ablichtung regelrecht lachen hören. Erstaunlich fand ich schon damals, dass sich viele bedeckt hielten, als es darum ging, mich da wieder rauszuziehen, aber letztlich ist es ja gelungen und Kollege Timo hat sich auch rührend gekümmert: um mein damaliges Handy, ein „Samsung Galaxy S5“. Das zu meinem Glück wasserfest war. Heuer kann der Mensch nicht mehr so einfach ins Wasser fallen. Irgendwer muss immer sein Handy währenddessen an Land halten.

Ausgerechnet jener Timo von damals hat sich auch gestern wieder kümmern dürfen, denn mir passierte das, was schon so vielen und mir vor mir passiert ist. Mir fiel gestern das Handy ins Klo.

Vorab müssen wir einige Dinge klären. Unabhängig von der Art des zu verrichtenden Geschäftes setze ich mich meist auf den Toilettentopf. Das hat viel mit Bequemlichkeit zu tun. Oftmals bin ich vom Sport derart erschöpft, dass ich jede Sitzgelegenheit ausschöpfen muss. Darüber hinaus sollte der Leser wissen, dass es sich bei dem betroffenen Handy weder um ein wasserdichtes noch um meines handelte. Beides schlecht. Sehr schlecht.

Mit diesem Wissen kommen wir nun zum „Vorgangshergang“, einem Begriff aus dem Versicherungswesen, denn letztlich habe ich gestern einen Haftpflichtversicherungsfall ausgelöst. Die folgende Schilderung richtet sich somit auch an meine Versicherung, die ich bislang selten in Anspruch nehmen musste. Da war beispielsweise das Bett von meinem Kumpel Benno, der eigentlich Benedikt heißt. Wie schafft man es, ein Bett zu zerstören?! Ist mir heute noch nicht ganz klar. Ich jedenfalls stolperte damals über sein Bett, wodurch es brach. Ist wirklich so passiert und zurecht hat meine Versicherung es mir geglaubt und gezahlt. Dann erinnere ich noch an einen Verkehrsunfall, den ich ausgelöst habe. Ich geriet im Jahr 2004 auf dem Fahrrad sitzend vor ein fahrendes Auto, landete erst auf dessen Dach, wonach ich sanft über die Motorhaube auf den Asphalt glitt. Ich hatte großes Glück und auch hier zahlte die Versicherung den Schaden am Auto.Ein Hoch auf „Axa Versicherungen“, mit denen ich mich hiermit gerne gutstelle.

Nun hoffe ich also, dass die Versicherung auch das HTC ersetzt, mit dem ich die Moderation einer Fernsehsendung bestreite, in der es um Handyapps geht.

Kurz vor Aufzeichnung der Sendung treffe ich die im Nachhinein riskante Entscheidung, noch einmal zur Toilette zu gehen. Stecke das Diensthandy in meine Podexhosentasche, lasse mich nieder und Wasser. Hier wird die Reihenfolge der Ereignisse nicht uninteressant …

Den Ablasshandel abgeschlossen erhebe ich mich und ziehe routiniert die Hose hoch. Und höre dann ein seltsames Geräusch.

„Großer Gott! Der Mikrofonsender ist ins Klo gefallen!“, denke ich. Dieser ist mit dem Mikrofon verbunden, das ich zwecks Sendung trage und an meiner seitlichen Hosentasche hängt. Ich drehe mich panisch um, da ich ahne, wie teuer so ein Sender ist. Doch im Klo liegt ein Handy. Ich bin erleichtert und dennoch ein zweites Mal erschrocken, als ich sehe, dass es nicht mein Privathandy ist, das  wasserdichte „S7“. Es ist das mir von meinem Arbeitgeber zur Verfügung gestellte „HTC 10“.

Als erstes informiere ich via Facebook über mein eigenes Handy Sabrina USA, deren Hund gerade entmannt worden ist:

Ich weiß, dass solche Geschichten ihr gefallen. Anders als die gleich auftretenden Personen ist sie diejenige, die mir sofort Glauben schenkt!

„Ist es wasserdicht?!“, frage ich mich, greife beherzt in das Klo, ziehe das Handy raus und stelle umgehend fest, dass  es sich mindestens ausgeschaltet hat. Drücke auf den seitlich angebrachten Knopf – und nichts geschieht. Es ist nicht wasserdicht.

„Wasche ich es jetzt ab?!“, ist die nächste Frage. Wäscht man ein nicht wasserfestes Handy ab?! Besser nicht.

Mit dem Handy, das ich zumindest abgetrocknet habe, eile ich zu meinem Platz im Büro, lege es auf den Tisch und warte. Ich weiß nicht, worauf ich warte. Vielleicht darauf, dass es wieder funktioniert. Den Akku kann ich ihm nicht entnehmen, ist er doch fest verschraubt. Verzweifelt puste ich in die Öffnungen des Handys, was aber freilich nicht zu einer Linderung der Problematik führt. Und dann stelle ich fest, dass das Gerät heiß wird. Sehr heiß. Bedrohlich heiß. Bilder explodierender Akkus passieren mein inneres Auge. Ich muss Timo informieren. Timo ist unser Mann für alles, was mit Technik zu tun hat. Timo wird wissen, was zu tun ist. Er weiß immer, was zu tun ist. Wann immer etwas nicht funktioniert, macht er irgendetwas mit Kabeln und Steckern, bis es funktioniert; ein elektronischer Magier. Ich nehme das Handy, inzwischen noch heißer, laufe in den Flur, wo mir der Magier entgegenkommt.

„Timo, wir haben ein Problem.“

Natürlich haben nicht wir ein Problem, sondern ich. Ich versuche nur, den Kreis der Problembeladenen zu erweitern, um irgendwie Schuld und Verantwortung abzuwälzen.

„Mir ist das Diensthandy ins Klo gefallen. Kein Witz. Es ist sehr heiß. Hier, fühl mal. Was ist zu tun?“

Timo bleibt bei allen Dingen des Lebens stets sehr gelassen. Das macht ihn aus. Ich weiß gar nicht, ob er des Ausrastens fähig ist.

„Ich suche mal einen Feuerlöscher“, sagt er entsprechend gelassen, was er nicht einmal scherzhaft meint. Was auch sonst könnte man tun?!

Die weitere Verantwortung nun an Timo übergeben bewege ich mich zu meinem Chef, der „Knochen“ genannt wird.

„Knochen, ich sag’s wie’s ist: Mir ist eben das Diensthandy ins Klo gefallen.“

Knochen schmunzelt und wendet sich wieder seiner Arbeit zu. Ich staune, wie gelassen er es aufnimmt und weiß nicht so recht, was ich nun tun soll. Gehe zu Kollegen Christopher und sage:

„Christopher, alberne Sache: Mir ist das HTC ins Klo gefallen.“

Auch er lacht. Mehr aber nicht.

Ich gehe wieder zu Timo, um mich nach dem Zustand des Handys zu erkundigen. Inzwischen hat sich dessen ein weiterer Kollege, Christian, angenommen. Dieser stellt dann auch die Frage, auf die ich an sich schon lange gewartet hatte:

„Ist dir das Handy eigentlich vor oder nach dem Abspülen ins Klo gefallen?“

„Äh, also das ist ja jetzt nicht relevant. Das tut ja nichts zur Sache. Ist das Handy zu retten?!“

„Mal gucken. Es kühlt inzwischen ab. Scheint ein Kurzschluss zu sein. Wir lassen es erstmal trocknen und sehen dann weiter.“

Erstaunlich. Er hakt nicht nach, was den genauen Zeitpunkt des Vorfalls angeht. Glück gehabt.

Zurück zu Knochen, den die Geschichte um den Vorfall inzwischen durch Christopher erreicht hat. Ich erfahre nun, warum er so gelassen reagiert hat:

„Seppo, du verarscht uns doch.“

Er glaubt mir nicht. Ich genieße offenbar eine hohe Unglaubwürdigkeit im Unternehmen, denn auch Christopher glaubt es nicht.

„Nein, kein Scherz. Das ist wirklich passiert. Beim Hochziehen der Hose. Es ist gerade bei Timo. Zahl ich den Schaden oder wie regelt man das?“

„Bist du gut versichert?“

„Ja, ich denke schon.“

„Ja, Versicherungsfall halt.“

Sauer scheint er also nicht zu sein und ich muss mir nun auch keine Gedanken darüber machen, wie ich den Riss im Display des Handys erkläre, da ich mir den wirklich nicht erklären kann. Der war einfach schon immer da.

Womöglich kann das Gerät noch gerettet werden; ich werde gleich mal nachhaken. Ich jedenfalls habe daraus gelernt, dass das Pinkeln im Stehen eben doch die bessere Alternative ist. Und es hätte schlimmer kommen können, wenn Sie wissen, was ich meine.


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