Du und ich, wir könnten jetzt in die Zahl 13 gängige Mythen hineininterpretieren und uns auf das schicksalhafte Ende unserer heute seit 13 Jahren währenden Beziehung vorbereiten. Aber zum einen glauben wir nicht an so etwas und zum anderen liegt das 13. Jahr unseres Zusammenseins mit dem heutigen Tage ja bereits hinter uns, denn wir befinden uns augenblicklich im 14.! Und die Vierzehn ist völlig ungefährlich, sie ist lediglich eine gewöhnliche Pell-Zahl 2. Art. Und ich werde erst in einem Jahr erwähnen, dass es nur 14 Frauen gibt, denen die hebräische Bibel Schönheit zugesteht. Zweifellos bist Du mindestens eine davon. Und wenn nicht, dann eben die 15.

13 Jahre sind natürlich jetzt keine Ewigkeit angesichts von Menschen, sie sich gegenseitig mehrere Jahrzehnte begleiten oder begleitet haben, was sicherlich als das größte Glück betrachtet werden kann. Doch auch solche Paare haben einmal bei Null angefangen und davon sind wir nun eben auch schon ein Weilchen entfernt. Was ist nicht alles geschehen in diesen 13 Jahren? Wie sehr wir uns beide verändert haben, weiterentwickelt haben! Sieh Dir unsere alten Fotos an! Wie jung wir da waren! Ich ja immer noch. Nein, schön wäre es. Ich bin schwer gealtert. Aber dieses ist nicht der Ort, das zu bejammern. Ich nenne es auch nicht „altern“, ich nenne es „Mann geworden“. Was sich gut trifft, denn eine Frau wie Du, die braucht einen Mann. Und ein Mann wie ich, der braucht auch so eine Frau. Das hat sich in den zurückliegenden 13 Jahren nicht geändert. Im Gegenteil: Ohne Dich wäre ich wohl eine ziemlich arme Wurst. Wobei, das klingt irgendwie so selbstmitleidig. Also anders: Ohne Dich würde ich vermutlich völlig aus dem Ruder laufen. Du hast mich geerdet, als es nötig war und mich aufgebaut, als ich dann doch dem Boden zu nahe war. Du hast jede noch so irre Aktion von mir mitgetragen und dabei immer gesagt:

„Hauptsache, es geht Dir gut dabei.“

Du gehörst zu den ganz wenigen, die mich handzuhaben wissen. Die mich verstehen, nichts bohrend hinterfragen und mich einfach das sein lassen, was ich bin. Wir wissen, dass dieses, was auf Gegenseitigkeit beruht, nicht bei jedem Paar der Fall ist. Andere haben seltene Erden, wir haben seltenes Glück. Ich habe uns gerade mit China verglichen. Romantisch, oder? Aber letztlich wissen wir, wie wir sind: Wir sind wie Doug und Carrie!

Zu den beiden passte auch das, was uns im Urlaub passiert war. Als Du zu mir sagtest, „Ich hab Dich“, und ich im nächsten Moment die Böschung in den Lech runterkrachte. Herrlich, das sind so Dinge, die man sich nicht ausdenken kann.

Als wir uns kennenlernten, haben wir beide in Münster studiert. Die Art, wie wir zueinander fanden, finden wir beide heute noch so lustig, dass wir immer wieder Mitmenschen mit dieser Geschichte langweilen. Ich erspare sie uns an dieser Stelle, habe ich sie doch an einem früheren Jahrestag schon mal preisgegeben. Aber war das nicht irre?! Wie Du mir hinterhergefahren bist, weil ich die Situation völlig verkannt hatte und auf dem besten Wege war, vor dem größten Glück meines Weges zu flüchten, weil ich es blind wie immer nicht gesehen habe?! Unvergessen auch, wie wir beide radelnd ineinandergekracht sind; nach wie vor behaupte ich, es war allein Deine Schuld. Anwalt weiß Bescheid, Anzeige ist raus.

Als ich mein Studium abgeschlossen hatte, warst du eine von zwei Geschäfstführerinnen eines „Frozen Yoghurt“-Ladens in Münster und ich leider im Begriff, Münster zu verlassen, um eine Showkarriere zu starten, die heute als Vorbild dient an vielen Moderatorenschulen. Als abschreckendes freilich. Als ein „So nicht!“-Beispiel. Und ein „So nie wieder“ schmettere ich heute unserer vier Jahre währenden Wochenendbeziehung entgegen, die wir damals irgendwie gemeistert haben, Du besser als ich. Doch letztlich haben wir auch diese Epoche hinter uns, wir sind – ich sage es mit einem leichten Ungebehagen – erwachsener geworden, unsere Beziehung eine noch viel ernstere. Und ich sage es Dir, weil Du es Dir nie merken kannst: Wir leben in diesen Wochen nun seit sechs Jahren zusammen in einer Wohnung und die Bilanz kann ja nur sein: Das Zusammenleben klappt.

Beziehung, Zusammenleben – das sind völlig unzureichende Begriffe für uns. Beziehung klingt nach „Schatz, wie war Dein Tag“, was uns nie über die Lippen käme. Welcher Begriff passt wohl besser zu uns? Wenn Dir einer einfällt, lass es mich heute Abend wissen!

Das sind sie so, die groben Umbrüche während unserer Zeit. Das Finden eines Jobs, der Umzug nach Düsseldorf, wo ich auf Dich gewartet hatte und wir uns fragten, ob es das nun sei. Oder ob da noch weitere Umbrüche kommen würden.

2018 wird das Pilotjahr einer neuen Epoche unseres gemeinsamen Lebens. Und wir beide wissen: Scheitern ist nicht drin, denn wir haben das Ziel klar vor Augen. Die Erfüllung dieses Zieles – mit Dir – hat absolute Priorität für mich. Sie erfüllt mich geradezu mit einer Motivation, die ich von mir so gar nicht kenne, ging ich die Dinge doch meist so an, dass sie irgendwann mich angingen. Dieses Mal drehe ich, drehen wir, den Spieß um. Wir machen uns die Welt nun so, wie sie uns gefällt.

Ich sitze gerade im „Toyota“-Autohaus an der Düsseldorfer Automeile und warte darauf, dass sie unser Auto inspizieren. Entschuldigung, mein Auto. Nicht, dass hier Missverständnisse entstehen. Nicht alles, was mir gehört, gehört auch Dir. Ein solches Versprechen flöge mir im Trennungsfall um die Ohren, darum muss ich das hier mal formal klarstellen. Umgekehrt gilt es übrigens nicht. Aber eines gilt immer: Zumindest ich gehöre Dir. Das gilt ebenfalls nicht umgekehrt, denn derzeit dürfen Männer keine Besitzansprüche auf Frauen erheben. Ich muss da politisch korrekt bleiben. Aber vielleicht hilft dieses Konstrukt: Du gehörst mir eher als mein Auto Dir. Allerdings bin ich Dir sehr dankbar, dass Du uns Neujahr in diesem Auto nach Hause gebracht hast …

Wir haben unseren Jahrestag heute beide vergessen. Mir fiel er beim Laufen ein. Und Dir fällt gleich ein, dass Lavi heute Geburtstag hat. Wie immer an unserem Jahrestag, an dem wir uns zum Glück nicht beschenken. Weihnachten war ja schon ein Krampf, was das Beschenken anging; wir sollten uns da mal eine dauerhafte Lösung ausdenken. Dass beispielsweise nur noch ich beschenkt werde oder so etwas.

Wieder also stehen wir unmittelbar vor einem Umbruch. Das, was jetzt ist, wird uns in vielleicht einem Jahr schon als irgendwie fremd erscheinen, als weit weg. Wir werden in einem Jahr womöglich feststellen, dass wir es geschafft haben, allerdings fürchte ich, dass wird nicht der letzte Umbruch sein. Langsam aber sich beschleicht mich das Gefühl, dass wir immer wieder vor Umbrüchen stehen, obwohl mir durchaus Recht wäre, mal zwanzig, dreißig Jahre Ruhe zu haben – Ist denn das zu viel verlangt?! Vermutlich. Und vermutlich sind Umbrüche auch das, was uns antreibt. Ich habe zwar nie gesagt, dass ich angetrieben werden möchte, aber gut, man steckt nicht drin. Wobei, man steckt ziemlich tief drin. Wir beide stecken tief drin und haben uns in diese Tiefe begeben, weil wir wissen, was uns beim Auftauchen erwartet.

Alleine würde ich das nicht machen. Aber letztlich soll es Dir gutgehen, denn das ist die notwendige, wenn auch nicht die hinreichende (Das wäre nun wirklich zu viel von einem Mann verlangt!) Bedingung dafür, dass es mir gutgeht. Was nutzt einem Manne eine unglückliche Frau? Dann hätte er versagt. Und da ich in dieser Sache nicht versagen werde, stehen wir vor einer Zukunft, die besser als das Hier und Jetzt ist, und Du weißt, ich betone das „Hier“.

Ich denke also gar nicht daran, dass das alles in die Hose geht. Irgendetwas gibt mir das absolut sichere Gefühl, dass es richtig ist. Du gibst mir dieses Gefühl.

Es wird nun noch eine Woche dauern, bis Du diesen Text liest, da Du ja derzeit noch bei den Artikeln aus dem November bist. Ich nehme Dir das nicht übel, ganz im Gegenteil: Dass Du nach wie vor jeden meiner Texte liest und auch kritisierst, sehe ich als großes, wertschätzendes Kompliment!