Immer wenn ich mit mir „Was bin ich?“ spiele, ist meine erste Frage an mich:

„Bin ich eine Frau?“

Ich beantworte das dann wahrheitsgemäß mit „nein“, werfe einen Heiermann ins Schweinderl und frage folgerichtig:

„Ich bin also ein Mann?“

Und damit starten wir die 13. Runde des seppoABCs mit dem Buchstaben „M“ für „Mann“, denn ich darf von mir sagen, dass ich mit dem mir zugewiesenen Geschlecht durchaus zufrieden bin. Ich halte es sogar für abwegig, dass es mich in irgendeinem Paralleluniversum in der weiblichen Ausführung gibt. Aber gängigen Theorien nach ist das wohl der Fall. Und wenn das schon so ist, dann würde ich auf jeden Fall mit mir schlafen! Kann ja nur ekstatisch sein!

Ich gehe also schwer davon aus, dass ich über das Y-Chromosom verfüge, denn ein Hodensack ist vorhanden, der auch seine Arbeit zuverlässig verrichtet, woran der ebenfalls vorhandene und kaum zu übersehende Penis mit beteiligt ist. Bartwuchs wird freien Lauf gelassen und auch meine Stimme ist tiefer als die von den meisten Frauen, deren Talgdrüsensekretion geringer ausfällt, denn auch die ist bei mir wie bei dem Mann an sich höher. Zweifel am Mannsein bestehen also nicht.

Doch je nach Sichtweise gibt es freilich gesellschaftliche Aspekte, die unser Geschlecht beeinflussen. Negativ wie positiv, Stichwort Geschlechterrolle, was hier aber gar nicht Thema sein soll. Nur soviel: Kleider trug ich nie, Puppen habe ich meines Wissens verschmäht und die Farbe Pink überlasse ich anderen. Ich bin somit auch ein Kind der Spielzeugindustrie, die unsere Geschlechterrolle kompromisslos festlegt, was ausgesprochen umstritten ist. Als Beispiel sei das Überraschungsei genannt, dessen pinke Variante sich offenbar eindeutig an Mädchen richtet, womit Ferrero in der Kritik steht. Dieser Kritik, der ich mich gerne anschließe, ist aber immer immanent, dass gesellschaftlich weibliche Eigenschaften per se schlecht sind. Doch für eine entsprechende Diskussion stehe ich nicht zur Verfügung, da man unmöglich zu allem eine Meinung haben kann; ich sehe es sehr entspannt, weiß aber, dass es in der Frage der Gleichberechtigung noch an vielen Antworten mangelt, will aber darauf hinweisen, dass Gleichberechtigung leider sehr oft mit Gleichmachen einhergeht. Männer und Frauen sind aber nicht gleich. Aber durchaus gleichwertig, was ich festzustellen profan finde. Ich finde Frauen ziemlich gut.

Ich meine also Männlichkeit. Was macht einen Mann abgesehen von Penis und Co. aus?

Übrigens moderiere ich bald auf dem Urologen-Kongress in Münster die Gesprächsrunde „Penis & Co.“ Kommt gerne vorbei. 18. März in der Halle Münsterland, Halle 2, Stand 3. Keine reine Fachmesse!

Hier läge nun ein Blick in eine beliebige Ausgabe des Fachmagazins „Men’s Health“ nahe, die die Männlichkeit geradezu zelebriert, was in Ordnung ist, gibt es das weibliche Pendant ja auch. Und ein Hochhalten der Männlichkeit bedeutet ja eben nicht die gleichzeitige Unterdrückung der Frau. Überhaupt darf auch dieser Text sehr entspannt gelesen werden und mitnichten als Beitrag zur gender studies, die ich extrem enervierend finde.

Ich verzichte aber auf das Männermagazin und nehme Wikipedia als Grundlage, das bewiesenermaßen weniger Fehler als der letzte „Brockhaus“ (selig) beinhaltete. Demzufolge sind Männer „stark“ und Frauen „schön“. So jedenfalls seien die Merkmale, die natürlich vom Kulturkreis abhängen, hier im so genannten Westen: Stereotype. Männer seien markant, Frauen rund. Dazu fällt mir spontan ein, dass ich Frauen mit einem extremen Waschbrettbauch absolut unattraktiv finde. Ich weiß aber auch, dass Frauen (angeblich) nicht unbedingt auf das männliche Bauchpendant stehen, da sie den leicht weichen Bauch zum Kuscheln beanspruchen, was auf einem harten nicht so komfortabel sei.

Ich verallgemeinere hier natürlich, weil ich unmöglich sieben Milliarden Menschen dazu befragen kann, also auch hier: locker bleiben!

Ich weiß nicht, ob ich Frauen das glauben kann. Meine Mitbewohnerin sagt tatsächlich gelegentlich zu mir, ich sei hier und da etwas zu hart (Wer denkt gerade an einen Penis?). Auch von einer zweiten Frau („cockporn“) weiß ich, dass sie einen gewissen Kisseneffekt nicht verschmäht. Beiden schenke ich Glauben. Was jedoch nicht bedeutet, dass ich meine Anstrengungen, möglichst „hart“ zu sein, einschränken werde. Meine Mitbewohnerin wird mich also polstern müssen. Mein Selbstverständnis erwartet von mir allerdings tatsächlich eine gewisse taktile Härte, schwammig mag ich mich nicht. Dabei ist mir auch lattenstrammegal, woraus dieses Ideal resultiert, das natürlich seinen Ursprung in irgendwelchen gesellschaftlichen Erwartungen hat. In diesen Zusammenhängen erwähne ich inzwischen, weil ich entsprechenden Kommentaren zuvorkommen möchte, dass ich dieses Ideal lediglich mir, aber nicht anderen auferlege. Letztlich ist alles eine subjektive Geschmacksfrage.

Um diese körperliche Härte zu erreichen, braucht es Disziplin. Und zwar eine enorme. Die habe ich mir angeeignet. Da könnte ich stolz drauf sein, was ich auch bin, glaube aber auch, dass mir Disziplin in diesem sportlichen Bereich naturgegeben liegt, ich also einfach mich meinen naturgegebenen Präferenzen verhalte. Es gibt andere Bereiche, wo mir mehr Disziplin durchaus gut anstünde. Und dennoch: Jene Disziplin ist für mich durchaus Ausdruck von Männlichkeit. Und damit sage ich nicht, dass Frauen nicht diszipliniert sind oder sein müssen, was ich wieder nur zur Sicherheit dazu sagen muss, da es militanten Feministinnen vermutlich bereits in den Fingern juckt.

Kommen wir nun zum Sex. Wir kennen uns ja seit bereits fast drei Jahren. Stereotyp: Der Mann zeige „rohe Sinnlichkeit“, die Frau sei eher zart. Sage nicht ich, ist ein Klischee. Sage auch nicht ich, sagt Wikipedia. Aber ich sage: Blümchensex ist mit mir nicht zu haben, finde ich absolut furchtbar, was aber auch nicht bedeutet, dass ich Frauen gewaltös an irgendwelche Wände tackere. Aber bremsen will ich mich auch nicht müssen. Das ist dann letztlich eine Frage der Wahl der Geschlechtspartnerin. Wer Gänseblümchen mit mir pflücken will, wird sehr enttäuscht die Wiese verlassen, während ich den Mutterboden umgrabe und Eichen fälle.

Kommen wir zu den eher charakterlichen Merkmalen, da für mich außer Frage steht, dass ich als Mann auch wie so einer aussehen will, obwohl ich eher ektomorph um die Ecke komme. Ich fürchte gar, ich bin ein hard gainer.

Wie dem auch sei, Punkt eins: Mut, Risikobereitschaft und Abenteuerlust. Absolute Fehlanzeige, hier versage ich nahezu völlig, obwohl ich derzeit über meinen Schatten springe und ein enormes Risiko auf mich nehme. Aber grundsätzlich schätze ich es solide und risikoavers. Ich bin also eher der Zaghafte, was ich mir aber schönrede als Prinzipientreue und Verlässlichkeit. Klingt schon wieder männlich! Puh, Glück gehabt.

Punkt zwei sei laut Wikipedia „Aggression im Sinne von aktivem Zupacken“. Nun, ich packe dieses Jahr etwas sehr aktiv an, aber ansonsten vereine ich eher die weiblichen Eigenschaften auf mich, die da seien: Friedfertigkeit und Geduld. Wobei ich alles andere als geduldig bin. Aber eben friedfertig. Ich hasse Konflikte, meide sie, wo es geht, was natürlich auch nicht immer der Weisheit bester Schluss ist. Bis ich sichtbar explodiere, muss sich schon etwas über einen langen Zeitraum anstauen. Ausnahme dabei ist lediglich die Parkplatzsuche mit dem Auto, bei der ich zum Tier werde, brülle bis hin zur Heiserkeit. Das zum Beispiel mag meine Mitbewohnerin überhaupt nicht.

Punkt drei: Dominanz und Verlässlichkeit. Nun, wer sagt schon über sich selbst, er sei unzuverlässig. Daher unternehme ich widersprechenden Versuch hier erst gar nicht, da mir völlig klar ist, dass Mitmensch A mich als zuverlässig einstuft, während Mitmensch B mich wegen meiner vermeintlichen Unzuverlässigkeit verachtet. Liegt mir etwas an dem betroffenen Mitmenschen, kann er sich auf mich verlassen und außerdem gilt: Wie du mir, so ich dir. Dominanz hingegen spreche ich mir abseits intimer Momente ab; ich lasse sie zumindest nicht raushängen, da ich selbst „Alpha-Männchen“ ablehne, mitunter einigermaßen peinlich finde. Ich gehöre zu denen, die sich ihren Teil denken und im Stillen dominieren. Das hat mehr Stil und ist erfolgversprechender, übrigens auch innerhalb eines Teams. Ich bin Freund des Konzeptes der Souveranität. Ich habe es nicht nötig zu dominieren.

Punkt drei scheint ein wenig dem vierten zu widersprechen: Besonnenheit. Was das angeht, bin ich zwiegespalten. Einerseits halte ich mich für widerlich besonnen, verliere aber jede Beherrschung, wenn es um Ungerechtigkeiten oder die AfD geht. Ich raste aus, wenn ich auf Sprachpanscher treffe und morde in Gedanken bedenklich viel. Bleibe aber so besonnen, dass ich nur in der Theorie ein Massenmörder bin. Es gibt also cainen Grund, mich den Behörden zu melden. Überhaupt liegt mir Gewalt fern, da ich einen Wert auf jeden Fall verinnerlicht habe, den des Lebens, den der körperlichen Unversehrtheit. Gewalt darf zurecht nur vom Staate ausgehen und bei Gewalt gegen Frauen ist jede Besonnenheit bei mir hin. Ach, an sich würde ich in dem Fall ausnahmsweise doch mal gewalttätig gegenüber dem Übeltäter werden. Ich bin hochflexibel.

Auch Gefühlskälte wird den männlichen Stereotypen angedichtet. Wer mich kennt, weiß um die andere Seite bei mir.

Am Studienobjekt Seppo wird relativ schnell klar, dass es sich wohl wirklich um sehr einseitige Stereotypen handelt, die da Frau von Mann trennen sollen. Wichtig ist unser Fazit: Ich bin sehr, sehr männlich.

So, welche Leserin schreibt nun über die Weiblichkeit? Mir fällt da als erstes in der Tat Zartheit ein. Und auch Schönheit. Und ich muss ja nicht die bloße äußere damit meinen! Was aber immer sofort unterstellt wird. Aber gut, bei mir stimmt’s. Ich meine die äußere.


Alle bisherigen 13 Teile des seppoABCs: hier!