Nahtbar knüpfe ich an den ersten Teil dieser Anthologie zur Neuerfindung der Frau an, den Ihr gegebenfalls hier nachlesen möchtet! Beide Teile sind prüfungsrelevant. Frauen sind freilich nicht zur Prüfung zugelassen.

(Dieser Artikel erschien in „Das Patriarchat heute“ 51/2017)

Nachdem ich im ersten Teil dieser Frau-Betrachtung doch recht verkniffen weil übervorsichtig war, habe ich mir für diesen vorgenommen, das Ganze nicht so ernstzunehmen. Bin ich es doch selbst, der die Geschlechterfrage ausgesprochen gelassen sieht. Strengen wir uns also an, dass wir eine Gleichberechtigung der Frau erreichen, ohne dass dabei der Mann der Lächerlichcait preisgegeben wird. Was oft genug geschieht. Denn das ist ein (auch mediales) Phänomen, das ich oft beobachte: Der Mann wird zum running gag der Gesellschaft. Das können viele Frauen ganz gut, ihren eigenen Freund/Mann ins Lächerliche ziehen, obwohl sie ihm an sich zugeneigt sind. Das muss eine Art Übersprungshandlung sein, die vielleicht auch etwas kompensieren soll.

Wenn ich in die Verlegenheit komme, Frauen dabei zuzuhören, wie sie über ihre Männer sprechen, frage ich mich nicht selten, warum zur Hölle sie dann noch mit denen zusammen sind. Haben sie Bock darauf, den eigenen Mann zur Witzfigur zu machen, um dann mit einer solchen zusammen zu sein?! Männer untereinander reden nie schlecht über ihre Frauen. Zumindest ich habe das noch nicht erlebt. Finde das sogar ziemlich abwegig.

Nicht wenige Kommentare zum ersten Teil haben mich in den zurückliegenden zwei Tagen erreicht. Ich stelle schon mal fest, dass es mir in drei Jahren des Schreibens gelungen ist, solche Leser abzuschrecken und auszusortieren, die Probleme mit Ironie haben, sofern sie die überhaupt erkennen. Ich habe sie also alle zurecht vergrault und konnte mich so über weitestgehend wohlgesinnte Kommentare freuen. Etwas deprimiert allerdings klingt diese Meinungsäußerung:

Als Frau hat man doch schon verschissen, wenn man auf die Welt kommt. Aber wenn man als Mann einige wichtige Dinge beachtet (z. B. muss man sich eine gute Frau suchen!), dann hat man ein paradiesisches Leben 🙂

Da scheinen persönliche, unangenehme Erfahrungen eine Rolle zu spielen, da ich nicht glaube, dass man als Mann automatisch „gewonnen“ hat. Es wird Bereiche geben, in denen es der Mann einfacher hat und solche, womöglich weniger, die der Frau in die Hand spielen. Ich stimme aber darin zu, dass das Finden einer „guten Frau“ sicherlich der erste Schritt in diese Richtung für einen Mann ist.

(Oh, ich habe noch Kaffee! Welch Freude sich hier gerade Bahn bricht!)

Da ist Leser M., der den ersten Teil dieses Textes für einen Liebesbrief hält, adressiert an meine Mitbewohnerin. Hmmm, also wenn überhaupt ist es ein Liebesbrief an das weibliche … nein, das schreibe ich jetzt nicht, zu schnulzig, ich kann mich hier unmöglich in den überfüllten ICE übergeben, in dem ich gerade diese Ceylen schreibe.

Eine andere Leserin pflichtet mir bei, dass es nicht einfach sei, über Weiblichkeit zu schreiben. Warum eigentlich nicht?, denke ich gerade, sehe es aber dennoch ähnlich. Weiter schreibt sie:

Was allerdings die „Zartheit“ der Frauen angeht, die ich von mir und anderen wohl kenne, muss ich deutlich sagen, dass dies nur die eine Seite der Medaille ist. Auf der anderen Seite können Frauen viel härter und brutaler zu sich selbst – und zu anderen Frauen und Männern sein, weswegen es z.B. sehr angenehm sein kann, zu einem „männlichen“ Arzt zu gehen.

In der Tat kenne ich brutale Frauen. Und so wie ich brutale Männer ablehne, halte ich es auch mit dem weiblichen Gegenstück, da es eben jene zarte Seite der Medaille ist, die mich anzieht. Nun verhält es sich aber mitnichten so, dass meine Mitbewohnerin ein zartes Püppchen ist. Denn das würde mich nicht reizen. Sie ist Kampfsportlerin, der ich verbieten musste, neu erlernte Griffe an mir zu demonstrieren, da ich andernfalls bewusstlos auf dem Küchenboden läge. In dem Zusammenhang erzähle ich immer gerne die Begebenheit, als sie zu mir sagte:

„Gib mir mal deine Hand.“

Ich war irgendwie schon misstrauisch, aber gut, man kennt sich, man schätzt sich, ich gab ihr meine Hand. Keine Sekunde später lag ich am Boden. Die Geschichte ist wahr.

„Wie lange war ich weg?“

Sie kann zuschlagen – und das auch verbal. Auch kann sie natürlich ausrasten, doch im Kern ist sie das liebenswürdige Geschöpf, an dessen Seite ich gerne verweilen will. So wie ich nicht immer der Harte bin (sowieso nicht), ist sie auch nicht immer die Zarte. Aber der Mann in dieser Wohngemeinschaft, der bin ich. Eine Rollenverteilung sollte es geben, wobei ich eben nicht die sogenannte „traditionelle“ meine. Übrigens finde ich es gar nicht so tragisch, wenn eine Frau mal am Herd steht. Ich stehe da auch oft. Angeblich wird in unserer Gesellschaft ohnehin immer seltener selbst gekocht, da wir Menschen nur noch beim Kochen zusehen. Und wenn (m)eine Frau mehr verdient als ich – was soll’s?! In diesen Kategorien denke ich nicht mal aus Spaß. Das ist mir entspannt lungo.

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Interessant auch dieser Kommentar einer Leserin:

Viel zu friedfertig der Text. Ein Mann hat sich mal über mein V-Kreuz beschwert. Frauen mit Muskeln kommen bei Männern insgesamt schlecht an. Bedrohlich?! Der Beschützerinstinkt geht flöten? Der, der die Männer gern zu kleinen, zierlichen Mäuschen treibt, die ihnen dann das Leben zur Hölle machen.

Abgesehen davon, dass hier endlich auch mal eine Frau den Klischees auf den Leim geht, ist die Nummer mit dem V-Kreuz doch einigermaßen leicht zu erklären, wenn man davon ausgeht, dass das V-Kreuz eben eher „männlich“ wirkt: Als heterosexueller Mann reagiere ich nun einmal auf weibliche Reize. Eine Frau mit Vollbart würde bei mir mindestens Irritationen auslösen. Dass wir uns aber direkt durch Muskeln „bedroht“ fühlen, sehe ich nicht so. Und was spricht gegen den guten, alten Beschützerinstinkt? Will man den dem verweichlichten Mann mit seiner mehr und mehr undefinierten Rolle auch noch nehmen? Frauen, die beleidigt reagieren, weil mann ihnen die Tür aufhält, sind für mich raus. Inzwischen ist man ja schon so weit, dass man die Öffnungsrichtung von Türen auf diese draufschreibt („drücken“, „ziehen“), damit die Frau die Tür selbst öffnen kann.

Nächster Kommentar einer Leserin:

Bisher gefällt’s mir, deswegen trage ich freudig ein heutiges Erlebnis bei: Ich erkläre in der 5. Klasse die Regeln für ein Spiel (natürlich wortreich), unterbreche mich, um für Ruhe zu sorgen und sage: jetzt weiß ich wegen euch nicht mehr wo ich war. Ein Bub: typisch Frau. Gelächter. Hatte er Recht?

Ja, er hatte Recht. Kluger Junge. Auch hier wieder interessant: Alles, was als „typisch“ für eine Frau gilt, wird – auch und gerade von Frauen selbst! – negativ konnotiert. Das macht jedes Argumentieren natürlich unmöglich und nährt der Verdacht, bei der Gleichberechtigung günge es immer darum, dass frau sich dem Mann angleicht. Es ist doch gerade gut, dass es typisch männliche und typisch weibliche Verhaltensweisen gibt. Es ist mir völlig schleierhaft, warum eine zeitlang Frauen meinten, unbedingt auch Krawatten tragen zu müssen! Wollt Ihr der Mann sein!? Soll ich auf Rock umsteigen?! Ist es schlimm, wenn eine Frau einen Rock trägt, der Mann eine Hose?! Ich freue mich über jeden Mann, der auf den Rock verzichtet. Und dass die Krawatte ein Phallus-Symbol ist, ist doch völlig egal! Frauen malen sich ihr Vulva-Symbol sogar mitten ins Gesicht! Nichts anderes steckt hinter dem Anmalen der Lippen in den Farben, die eine erregte Vagina annimmt. Es gibt cainen Grund, das eigene Geschlecht zu verleugnen (sofern man mit diesem leben kann).

Im ersten Teil erwähne ich den möglichen Einfluss der weiblichen Hormone auf die Launen einer Frau. Dünnes Eis, ich weiß, aber das gibt es doch auch beim Manne. Da heißt es dann, er sei schwanzgesteuert. Ja, selbstverständlich ist er das! Wir alle sind biologische Wesen mit dem Ziel der Fortpflanzung. Welcher Mann kennt nicht dieses Gefühl, wenn er allein beim bloßen Gedanken an jene Frau, die eine enorme Anziehung (körperlich wie auch charakterlich) auf ihn ausübt, stehenden Fußes eine nicht zu kontrollierende Erektion bekommt?! Hat Mann das, weiß er: Die Frau, die ist die richtige.

Und Frauen? Ei-gesteuert. Sobald eine Frau fruchtbar ist, ändert sich auch ihr Verhalten. Man käme aber nie auf die Idee, es ihr vorzuwerfen! Und so werde auch ich mich nicht dafür entschuldigen, dass mein Penis einen gewissen Einfluss auf mein Dasein hat! Ganz im Gegenteil, ich genieße es, solange es geht. Und das bedeutet ja nicht, dass ich Frauen gegen ihren Willen beglücke. Denn trotz Penis – das wird einige überraschen – ist da immer noch der Verstand. Und so wie Bundes- das Landesrecht bricht, bricht der Verstand den Penis.

Penisbruch im Güterzuch. Warum komme ich da erst jetzt drauf?!

Eine relativ neue Leserin kommentierte so:

Stell Dir vor, wir wären so handsam, wie ihr meint, dass wir sein sollen, dann hättest du nichts zu schreiben und die Männerwelt würde sich furchtbar langweilen, also ist es gut, dass wir so sind, wie wir sind. Mit all unseren Hormonen, Gezicke und unserer „Zartheit“.

Erstmal danke für das „handsam“, das ich so noch nicht kannte. Kommt es aus Österreich? Ich werde es mir merken müssen! Aber: Ich sehe es anders. Männer werden aus einem guten Grund nicht so alt wie Frauen. Wärt Ihr also weniger kompliziert und verzöchtet auf „Gezicke“, würden wir uns mitnichten langweilen, sondern könnten die ersparte Zeit in andere Dinge investieren!

Aber „Gezicke“ ist natürlich das Stichwort. Und wieder kann ich mich natürlich nur auf meine eigene Erfahrung berufen: Ich stelle fest, dass es eher die Frauen sind als die Männer, die zickig sind. Ich selbst finde Rumzicken – auch bei Männern – extrem abtörnend und einfach nur nervig bis überflüssig. Wäre meine Mitbewohnerin eine „Zicke“, sie wäre nicht meine Mitbewohnerin. Zickiges Verhalten ist in meinen Augen absolut irrational und unnötig, weil es zu nichts führt als zu Konflikten. Als Mann ist die beste Reaktion auf Rumgezicke: gehen. Und zwar weg.

Man kann freilich lustig über „Zicken“ schreiben, aber mir persönlich geht das so gehörig auf den Sack, dass ich schlicht müde bin, mich in dem Moment damit auseinandernzusetzen. Wer stark sein will, der kann auch auf Gezicke verzichten. Mich nervt es einfach nur. Allein der Gedanke daran … Ich betone aber, dass natüüüürlich nicht die Frau an sich zickig ist. Irgendwann sollte frau aus dem Alter raus sein. Gilt auch für zickige Männer.

Von ganz anderer Seite, dennoch weiblich, erreichte mich der Hinweis, dass Frauen sich ihrer Kompliziertheit durchaus bewusst seien. Eine wieder andere Leserin ersetzte in diesem Zusammenhang „Kompliziertheit“ auch durch „Komplexität“. Viel zu durchschaubar! Selbst für einen Mann! „Komplexität“ als Euphemismus für „Kompliziertheit“! Sie wird es so nicht gemeint haben, aber es könnte ja mitschwingen, die Frau sei komplex, der Mann eben simpel. Klingt negativ. Nannte man eine Frau simpel, würde sie ausrasten und eine Bewegung starten. Der Mann jedoch, der intellektuell gerne unterschätzt wird – eine Position, in die ihn die Frau gebracht hat, aus der heraus er aber nur gewinnen kann! – interpretiert das „simpel“ nicht als „schlicht“, sondern als Kompliment: Denn simpel ist effektiv, simpel ist für alle!

„Zukunft ist für alle da!“ – Dr. Udo Brömme, CDU

Erste Leserin weiter:

Ach und Frauen sind auch sich selbst oft zu kompliziert und verstehen nicht, warum sie sich so oder so verhalten

Nun, ich wünschte ja, es wäre nicht so. Aber leider entspricht es auch meinen Erfahrungen. Und auch damit komme ich null klar: Mir persönlich ist es unerklärlich, wie man sich selbst nicht verstehen kann. Vielleicht einfach großes Glück für mich. Aber ich habe mehr als einmal völlig irrationales Verhalten bei Frauen erlebt, die es sich selbst nicht erklären konnten. Ich würde jetzt gerne Beispiele raushauen, möchte aber niemanden in Verlegenheit bringen. Und auch ich habe mich durchaus schon mal irrational verhalten. Konnte es mir aber jedes Mal erklären.

Frauen sind sinnlicher.

Beim Sex kommen die besten Attribute erst recht zum vorschein: das zarte, weiche, sinnliche, aber auch wilde, emotionale

Schrieb mir ebenfalls jene Leserin. Das trifft zufällig genau das, was ich an Frauen mag. Nur hätte ich wieder 1.000 Wörter daraus gemacht, eine ziemlich weibliche Eigenschaft, oder? Überhaupt: Frauen diagnostizieren bei mir gelegentlich „weibliche Eigenschaften“. Wieder geht es von einer Frau aus! Ich habe fast den Eindruck, Ihr macht Euch ’nen Haufen Probleme selbst. Typisch Frau. Ja, vielleicht wirklich! Mein Punkt ist aber ein anderer: Wenn ein Mann über weibliche Eigenschaften verfügt, sind es dann überhaupt weibliche Eigenschaften?! Oder einfach nur menschliche?

Als abschließende Anregung vielleicht dieser nicht blöde Kommentar einer Frau:

Am Ende geht es immer um Menschen, die meiste Zeit trifft man ja Menschen im Alltag, die mag man oder nicht. Die verhalten sich blöd oder nicht. Ich muss gestehen, dass mich daher ein Aufdröseln oder Neuorientieren der Geschlechter eher langweilt (obwohl mir der Text gefällt), weil es am Ende doch wieder nur auf Schubladen hinausläuft.

Ich stimme zu. Doch das Denken in Schubladen hat sich der Mensch nicht ausgedacht oder aus Spaß angeeignet: Es hat einen evolutionären Hintergrund. Das Hirn, auch das weibliche, wäre gnadenlos überfordert, dächte es nicht in Schubladen. Und grundsätzlich gilt ja für dieses Pamphlet, dass alles mit einem Augenzwinkern zu lesen ist. Denn irgendwie macht doch die Beschäftigung mit dem anderen Geschlecht Spaß. Ohne Frauen wäre das Dasein für mich gnadenlos langweilig. Ohne konkret werden zu dürfen oder wollen: Ein Lebensbereich von mir spielt sich abseits von Frauen ab. Vor einigen Tagen begab es sich allerdings, dass mir völlig überraschend in diesem Bereich eine unfassbar hübsche Frau über den Weg lief. Damit konnte ich nicht rechnen. Ich war überrascht, spürte das sogar körperlich. Eine Welle sehr angenehmer Gefühle stieg bis hoch in meinen Kopf, sofort war ein Lächeln, ein ehrlich gemeintes!, auf meinen Lippen, sofort fühlte ich mich beflügelt! Und dieser Umstand kann nur zu einem leider sehr abgedroschenen Satz führen, der jedoch wahrhaftig ist:

Frauen inspirieren.


War es das? Vermutlich nicht. Verabreden wir uns doch einfach für einen späteren Zeitpunkt, um dieses Thema – so würde es eine Frau machen – totzureiten! Ich freue mich über weitere Kommentare und Anregungen. Doch erst, wenn die Hausarbeit erledigt ist und das Essen auf dem Tisch steht.