Liebe Freunde und Leser (wobei die Anzahl der Individuen in der zweiten Gruppe deutlich überwiegt),

das seppolog ist auf der einen Seite nur ein (selbsterfüllendes) Hobby von mir, mit dem ich weder Geld verdiene noch verdienen will, doch verursacht es auf der anderen Seite auch Kosten, die auf das Jahr gesehen nicht unerheblich sind. Bis Ende 2017 war es mir gelungen, diesen Blog unter anderem über Trickbetrug zu finanzieren, was sich nicht immer mit unseren Gesetzen vereinbaren ließ. Auf diese Weise nahm ich, um nur zwei Beispiele zu nennen, alte Menschen aus und auch das skimming-Verfahren an Geldautomaten war mir nicht fremd. Mitunter habe ich auf diese Weise mehr Geld erwirtschaftet, als es das seppolog mir abverlangte. Ganze Sommerurlaube habe ich so finanzieren können und mehreren Frauen gleichzeitig ein glückliches Leben an meiner Seite ermöglichen können. Doch Sie wissen ja, wie das ist, erfährt Frau A von Frau B, dann wird auch Frau C unglücklich. Ein Mann und mehrere Frauen: ein ungeahntes Geraffel.

Doch leider bin ich aufgeflogen, was zu einem riesigen Gewürge führte. Der langen Rede kurzer Sinn: Ich bin blank und mein Konterfei den Polizeibehörden inzwischen bekannt. Mit den letzten Groschen musste ich eine Gesichts-OP finanzieren, bei der mein behandelnder Chirurg in Indonesien ganze schlechte Arbeit geleistet hat, was meinen Bart übrigens erklärt. Und an die letzte Geldautomatensprengung denke ich mit Magengrummeln zurück, nachdem mir dessen Gehäuse um und an die Ohren geflogen ist.

Drei Jahre lang habe ich mich also dagegen gewehrt, mich dabei teilweise mutig weit aus dem Fenster gelehnt, und die nicht wenigen Sponsoren-Bewerber abgelehnt beziehungsweise ihre Ansinnen ignoriert. So sollte ich einmal unauffällig eine Laptop-Marke in meinen Artikeln platzieren, was ich auch tat, allerdings die falsche, was zu einer erheblichen Verstimmung zwischen mir und „Acer“ geführt hatte.

Ich sah mich moralisch auf der richtigen Seite, die Finanzierung aus der eigenen Tasche zu stemmen, um meine Unabhängigkeit zu wahren. Das kann ich mir nun nicht mehr leisten, seit das seppolog nun auch weltweit zu lesen ist, was die Kosten noch weiter in die Höhe getrieben hat – die Klickzahlen allerdings auch. Künftig will ich sogar den Schritt ins Internet wagen! Da kommt also noch Dolles auf uns zu. Und wir wissen ja nun alle, dass guter Journalismus seinen Preis hat.

Da das auch für schlechten gilt, habe ich aus einem Swimmingpool von Bewerbern drei potenzielle Sponsoren ausgewählt, derer einer mir künftig unter die Arme greifen wird. Die Rahmenbedingungen dafür sind schon weitestgehend gesteckt, ein paar will ich gerne hier aufzeigen.

Sobald die Sponsoring-Vereinbarung in Kraft tritt, wird mir als Chefautor des seppologs ein Redakteur zur Seite gestellt, der mich beim Verfassen meiner Texte unterstützt und steuert. In einigen Fällen werden ganze Artikel durch das werbende Unternehmen beigesteuert, allerdings nicht als solche gekennzeichnet, da sonst auffallen würde, dass Werbung und redaktioneller Inhalt künftig vermischt werden. Ich verspreche an dieser Stelle, dass es Ihnen als Leser gar nicht auffallen wird, wenn Sie manipuliert werden. Das Leseerlebnis des seppologs wird unverändert bleiben!

Sieht man von der Kürzung der Artikellänge einmal ab. Mit rund 1.200 Wörtern sind meine Artikel nicht nur manchem Leser zu lang (Was ich seltsam finde, denn es gibt Bücher mit mehr als 2.000 Wörtern!), sondern auch für Werbezwecke. Künftig werden Artikel also eine maximale Länge von 300 Wörtern haben, die völlig genügen, um unterschwellige Werbebotschaften unterzubringen. Wir befinden uns in diesem Moment bei 554 Wörtern. Das also wird bald nicht mehr vorkommen – das ist mein Versprechen an Sie!

Und Sie dürfen wählen, wer es letztlich werden soll, wer also das Ruder auf dem Schlachtschiff seppolog mindestens mit anpackt und in neue, unerschlossene Gewässer steuert! Auf diese Weise will ich den Prozess für den Leser möglichst transparent gestalten, da ich natürlich meine Ideale künftig hintanstellen werde, um dem hier werbendem Unternehmen eine möglichst große Fläche für beispielsweise Produktplatzierungen bieten zu können, auf der diesem unliebsame Meinungen natürlich cainen Platz mehr haben werden. Des Geldes wegen werde ich mich in meinen Texten ab sofort so verbiegen, wie es der künftige Sponsor von mir erwarten darf.

Das ist es doch, was modernen Journalismus ausmacht. Er hat seinen Preis und alles Recht, sich zwecks seiner Finanzierung der Wirtschaft zu unterwerfen. Als Vorbild nenne ich an dieser Stelle gerne das „Handelsblatt“, ausgerechnet ein Wirtschaftsblatt, das Artikel aus der Feder der „Lufthansa“ veröffentlicht (und auch so kennzeichnet), gleichzeitig aber freilich völlig unabhängig über die deutsche Fluglinie berichtet. Was da also reibungs-, tadel- und morallos funktioniert, das muss auch beim seppolog möglich sein!

Heute will ich den ersten Kandidaten vorstellen, der ein ernstes Interesse hat, dem seppolog unter die Arme zu greifen, aber auch von dessen Reichweite (mehr als 400.000 Leser!) zu profitieren. Es handelt sich dabei um die sympathische politische „Partei“:

Alternative für Deutschland (AfD)

Sehr geehrter Herr Floto,

mit Freuden haben wir in den vergangenen Monaten Ihren Weblog „Seppoblog“ verfolgt und den Eindruck gewonnen, daß wir Sie für unsere Zwecke gewinnen können. Wir suchen noch eloquente Hetzer, die mit Sprache umgehen, Tabus brechen und wieder zurückrudern können. Twitter sollten Sie beherrschen! An Ihrer politischen Einstellung allerdings müssten wir noch einmal gemeinsam arbeiten, da Sie offenbar auf der Seite der Demokratie, der Freiheit und des Pluralismus stehen. Das passt erstmal weniger zu uns, obwohl wir natürlich Demokratie in Grenzen zum Beispiel supi finden, sofern sie nur für Deutsche gilt, die uns wählen. Aber seien Sie unbesorgt, wir haben schon Millionen Idioten den Verstand vernebeln können, auch Sie werden wir mit unseren absolut nachvollziehbaren Argumenten, die sich an den Realitäten orientieren (ha-ha), sicherlich überzeugen können! Die AfD und das Seppoblog – ein politisches Medienbündnis, gegen das die tendenziösen Öffis abstinken werden! Außerdem suchen wir noch fähige VJs für unser AfD TV, das schon fast 7.000 Abonnenten hat! Schneien Sie doch gerne mal bei uns rein, Sie wissen ja, wie gastfreundlich wir sind!

Wenn das mal keine euphorische Bewerbung ist! Allerdings muss die Rechtsabteilung des seppologs noch die Echtheit des Schriebs überprüfen, es gibt das ernsthafte Zweifel bei mir. Und wer könnte das besser als eine Rechtsabteilung?

In den kommenden Tagen und Wochen werde ich Ihnen weitere Kandidaten vorstellen, bevor Sie am Ende über den Gewinner abstimmen werden. Und dann sehen wir alle goldenen Caiten entgegen!