Ich bin im Stress. Stehe unter einem Druck, den nur die Cait fähig auf den Menschen auszuüben ist. Trotz meines derzeit noch immensen Zeitbudgets liege ich unter einem Haufen Arbeit begraben. Ich muss binnen vier Wochen das komplette Angebot von „Magenta TV“ abarbeiten, dem Streaming-Angebot der „Telekom“.

Für diese Zeilen ist kein Geld geflossen und ich bekomme auch sonst cainerley Gegenleistung von dem sympathischen Telekommunikationsunternehmen. Die würde auch dürftig ausfallen, denn ich finde Magenta TV mindestens etwas schwierig, halte mich jedoch mit meiner Kritik zurück, zumal es freilich nur eine subjektiv empfundene ist. Nur Kot ist auch objektiv Scheiße. Daher nur so viel: Mir ist wieder einmal klar geworden, warum es weder aus Deutschland noch aus Sonst-Europa einen gegengewichtigen Konkurrenten zu „Netflix“, „Prime“ oder meinetwegen auch „Disney+“ geben wird. Wir können es einfach nicht.

Die App, mit der ich die Inhalte von Magenta TV via „Chromecast“ auf meinen Fernseher streame, ist eine Katasrophe ungeahnten Ausmaßes! Wann immer ich mich mit ihr auseinandersetze, wenn ich mir beispielsweise die zweite Staffel von „The Handmaid’s Tale“ reinprügele, falle ich einem hysterischen Lachen und Krämpfen anheim.

The Handmaid’s Tale kann man auch woanders sehen, nur eben nicht kostenlos (abgedeckt durch den Monatsbeitrag). Diese Serie hat mich sofort dermaßen begeistert, dass ich ihre dritte Staffel durchaus auch käuflich erwerben würde. Ich fürchte nur, dass ich bis zu ihrem Erscheinen den kompletten Inhalt der ersten beiden Staffeln werde vergessen haben, was mir gerade mit „American Gods“ („Prime Video“) passiert ist: Ich erinnere mich nur noch, dass die erste Staffel eine Sensation war. Doch beim Sehen der zweiten hatte ich den Eindruck, eine mir völlig unbekannte Serie zu sehen. Ich bin in diesen Dingen leider sehr, sehr dumm. Ich merke mir den größten Unnutz, nicht aber den Lagerort meines Sozialversicherungsausweises oder Inhalte von Geschichten. Ich habe da sehr drunter gelitten in der sechsten Klasse. Deutschunterricht bei Herrn Oehler. Es ging um griechische Mythologie. Inhalt der Klausur war: Herr Oehler liest eine der Mythen vor, wir, die Klasse, sollen sie hernach zusammenfassend niederschreiben – aus dem Gedächtnis. Das war mit mir nicht zu machen. Denn bereits beim Vorlesen durch Herrn Oehler haben mich die doch recht gewöhnungsbedürftigen Namen der Götter durcheinandergebracht und noch heute weiß ich nicht, welcher Gott wie heißt, ob Erebos nun olympisch oder vorolympisch war, ich habe keine Ahnung, vielleicht auch, weil es mir egal ist. Wichtig ist, dass Hermes mir meine Kugelhanteln zuverlässig nach Hause transportiert …

Wenn aber Stoffe mich haben, dann bin ich eigentlich firm darin. Ich könnte jetzt allerdings nicht sagen, wie die Handelnden bei The Handmaid’s Tale heißen, da ich mir Namen wirklich kein bisschen merken kann. Beim Suchen meiner Geburtsurkunde vorgestern (Sie habe ich gefunden!), stellte ich fest, dass meine Mutter leicht anders heißt, als ich 40 Jahre lang geglaubt hatte! Das ist keine meiner üblichen Übertreibungen, das ist tatsächlich der Fall.

So hochbedrückend Handmaid’s Handlung ist, so spannend ist sie gemacht, die Serie. Natürlich bedient sie eines meiner Lebensthemen, nämlich die Unterwanderung einer freien und liberalen Gesellschaft. Eine solche Unterwanderung müssen auch wir derzeit ertragen und das kann man durchaus konstatieren, ohne sich als irgendwie linksradikal beschimpfen lassen zu müssen. Zwei Feststellungen sind dabei nicht übertrieben, sondern real geworden: Nazis sitzen im Bundestag und wer Nazis wählt, ist ebenfalls ein Nazi. Ich scheue nicht davor zurück, sich daraus ergebende Konsequenzen im Freundeskreis zu ziehen.

Ich würde für jenes Programmbouquet, wie man so schön sagt, keinen monatlichen Betrag zahlen wollen, zumal mich auch die „Megathek“ nicht überzeugen kann, was abermals eine persönliche Meinungsäußerung ist. Was „ZDF select“ und „ARD Plus“ dort exklusiv über die jedermann zugänglichen Mediatheken-Inhalte hinausgehend anbieten, finde ich nicht der Rede wert, sage aber dazu, dass ich nicht genau durchschaue, ob ein Telekom-Kunde ein viel breiteres Spektrum zu sehen bekommt. Vermutlich nutzt der auch nicht die App, sondern irgendeine TV-Box. Das sind nur Spekulationen, ich hab keine Ahnung.

Ich bin aus zwei Gründen nicht Kunde der Telekom: Zum einen wuchs ich mit dem Internetpaket der „Citykom Münster“ auf, einem früheren Angebot der großartigen Stadtwerke Münster, das über Umwege, Fusionen, Aufkäufe und so weiter inzwischen Teil von „1&1“ geworden ist. Ich bin da sehr zufrieden, wobei sich da ein Wechsel andeuten könnte … Der zweite Grund manifestiert sich aus meinen Beobachtungen der Erfahrungen, die meine Eltern als Kunde der Telekom machen. Machen müssen. Ich bedaure meine Eltern sehr. Sie haben den Eindruck, dass das Internet, aber auch das Telefonieren, wieder eine sehr komplizierte Sache geworden ist. Das liegt nicht an ihnen. Das liegt an ihrem Provider, der es einem wirklich nicht leicht macht: Einfach Modem anschließen und rein ins Netz ist da nicht!

Ich bin Patriot. Im Großen als Europäer und im Kleinen als Deutscher. Und weil ich Patriot bin, verachte ich Nazis. Und eigentlich mag ich deutsche Unternehmen. Selbst „Bayer“ und „Volkswagen“. Ich träume noch immer davon, irgendwann einmal einen gemütlichen VW Golf zu fahren. Mit einem Kofferraum voller Glyphosat-Kanister. Ich warte aber noch solange, bis Elektromobilität umweltverträglich ist, und fahre ohnehin wahnsinnig wenig Auto, zumal ich die beste Stadt der Welt nicht mehr verlassen werde. So gesehen bin ich natürlich auch Freund der Telekom. Und hatte mich gefreut, dass sie den Versuch startet, Netflix und Co. etwas entgegenzusetzen. Sogar mittels eigener Inhalte! Die selbst produzierte Serie „Deutsch-Les-Landes“ mit Mario Christina Frühling, nein, pardon … da ist mir doch jetzt was durcheinander geraten … mit … richtig: Christoph Maria Herbst habe ich dann ebenfalls sofort angefangen. Und nach 18 Minuten beendet, da ich mich etwas verarscht fühlte. Nichts gegen die deutschen Serien! Es gibt gute! Weil aber viele Seher von vornherein ausschließen, dass das tatsächlich der Fall sein könnte, geben sie grundsätzlich keiner deutschen Serie eine Chance und ich verweise – nicht zum ersten Mal – auf „Weissensee“, „Deutschland 83/86“, „Im Angesicht des Verbrechens“ und so weiter. Nebenbei: die miesen, amerikanischen Serien schaffen den Sprung über den Teich erst gar nicht, sodass wir vieles von dem dortigen Müll, den das US-Fernsehen produziert, erst gar nicht zu sehen bekommen. Aber die Telekom-Serie hat zumindest meinen Geschmack nicht getroffen.

Anders als The Handmaid’s Tale, die zum Glück erst zwei Staffeln umfasst, denn mehr schaffe ich wohl kaum innerhalb des kostenlosen Probemonats, da ich bei Magenta TV nun auch „The Orville“ für micht entdeckt habe, eine leichte Parodie auf die „Star Trek“-Serien, von denen ich lediglich als jemand, der Star Trek durchaus schonmal mit „Bonanza“ verwechselt, „Das nächste Jahrhundert“ geguckt habe. Damals lief das so gegen 16 Uhr im ZDF und The Orville schafft es irgendwie, mich an diese Jugendzeiten zu erinnern. Zudem trifft das Werk gelegentlich genau den Humor, der das Leben so sehr bereichert.

Ich will nicht groß auf den vermeintlichen bugs der Magenta TV-App rumreiten, da ich cain Fachmann bin und manch Fehler vielleicht nur bei mir auftritt. binge-watching kriege ich irgendwie nicht mit ihr hin. Nach jeder gesehenen Folge wird das Streamen beendet. Es kommt nicht direkt die nächste Folge hinterher. Das ist ja wie Fernsehen! Ein „Sind Sie noch da?“ kommt von dieser App demzufolge auch nicht. Die Frage finde ich übrigens fast schon unverschämt. Sie wurde mir oft in den vergangenen Monaten gestellt.

„Natürlich bin ich noch da, ihr Wichser! Und soooo lange gucke ich ja noch gar nicht, dass ihr nachfragen müsstet!“, nicht selten meine Reaktion, nachdem ich vier Stunden am Stück auf dem Sofa herumvegetiert bin. Zu meiner Verteidigung: Nicht selten begleiten Serien mein Training.

Ich muss mir also nun immer merken, welche Folge vom Report der Magd ich mir angesehen habe, da die App Gesehenes nicht als „gesehen“ markiert, ein simples Weiterschauen gibt es nicht. Inmitten einer Folge abzuschalten, ist ein großer Fehler, denn auch dieser Stopp wird nicht markiert und so muss man sich irgendwie wieder an diese Steller heransuchen. Um es mal kurz zu sagen: Diese App wurde nicht von Leuten vom Fach entwickelt. Wenn doch, war es ein falsches Fach. Nicht als genervter Anwender regt mich so etwas auf, sondern als jemand, der sich wirklich konkurrenzfähige Produkte aus Europa wünscht und der dann so einen Fauxpas bedienen muss. Aus irgendeinem Grund können die anderen es besser. Es nimmt nicht Wunder, dass die Chinesen möglicherweise unsere Märkte dominieren werden, was aber auch völlig in Ordnung ist, solange sie damit nicht einen autokratischen Staat finanzieren, der Menschenrechte eher nicht so relevant findet.

In einer Folge von The Orville übrigens geht es um eine Gesellschaft, in der jeder einzelne Bürger öffentlich sichtbar für alle bewertet wird. Es ist mir ein großes Rätsel, warum es im „Westen“ keine Diskussion darüber gibt, dass in China derzeit genau so etwas installiert wird, was wie eine dunkle Dystopie anmutet. Denn über kurz oder lang droht uns das auch!

Aber: Nicht alles wird schlechter. Wir sollten uns darum bemühen, dass Impfgegener und Nazis zusammenkommen. Auf lange Sicht bei ausbleibender Herdenimmunität könnten sich auf diese Weise Probleme ganz von selbst lösen.

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