Nicht des Lesens mächtig? Dann hier hören:

Während ich mit meinem sympathischen „Toyota Yaris“ – und viele wissen, dass es gerade den Yaris als Hybrid-Modell gibt – die heutigen Klimademos oder -streiks umfahre und dabei mehr Benzin verbrenne – denn mein Yaris ist kein Hybrid -, als es ohne streikbedingte Straßensperren der Fall wäre, gönne ich mir noch ein illegales Straßenrennen mit einem SUV, ich glaube, einem BMW. Ich weiß es nicht genau, denn ich sehe ihn lediglich im Außenspiegel und es ist Legion, dass Außenspiegel ein verkleinertes Zerrbild der Wirklichkeit liefern: Denn realiter sind die Kaninchen, die ich bei dem Rennen überfahre, viel größer, als sie in dem kleinen Kasten außen am Auto erscheinen.

Nebenbei: Ich sage selbstverständlich ja zum Klima! Klima ist gut, sogar sehr, sehr gut.

Stichwort tote Kaninchen: Es sei völlig legitim, las ich kürzlich, Mäuse zu töten. Es gebe ausreichend von ihnen, so ein zitierter Experte, was ich irgendwie erfrischend fand. Endlich sagt’s mal einer. Das nehme ich aber nun nicht zum Anlass, Mäuse zu töten. Ich finde sie sehr putzig, treffe sie aber selten.

Wenn ich an diesen Blog denke, der sich seit etwa einem Jahr in der Abwicklung befindet, fällt mir eine Geschichte ein, mit der ich Anfang dieses Jahres versuchte, das in Düsseldorf zurückgebliebene Ehepaar Fahrgescheit zu ersetzen, nachdem meine Mitbewohnerin und ich zurück nach Münster gezogen sind (Ich weiß gar nicht, ob ich es mal erwähnt hatte …). Aus literarischer Sicht (sofern ich diesen Aspekt überhaupt zu bemühen wagen darf) war der Wegzug aus Düsseldorf ein Problem, da mit ihm ein ganzes, mühsam aufgebautes Figurenuniversum kollabierte. Die wenigen Protagonisten, die übrigblieben – beispielsweise Rudine – brachte ich kurzerhand um, da ich Freund der leeren Tafel bin und den kompletten Neuanfang suchte.

An Vorbildern für neue Figuren mangelt es hier in Münster freilich nicht. Vielleicht ist eher das Gegenteil mein Problem: So, wie es bei „Netflix“ und Co., wie man so gerne sagt, inzwischen ein Überangebot an Serien gibt, habe ich es hier mit einem solchen an Charakteren zu tun.

Die Dame über uns beispielsweise. Sie gäbe viel her. Vor etwa drei Wochen klingelte die sicherlich Überachtzigjährige an unserer Tür, um sich nach dem Brandherd zu erkundingen.

„Pardon, welcher Brandherd?“, fragte ich bass erstaunt zurück.

„Na, bei Ihnen brennt es doch sicherlich! Meine ganze Wohnung oben ist zugequalmt!“, so Frau Apf.

„Dann brennt es möglicherweise nicht bei uns, sondern bei Ihnen!“, gab ich zu Bedenken und fügte hinzu, dass das nur ein Scherz gewesen sei, denn vermutlich sei Ursache des Rauches mein Gasgrill.

Also der Grill meiner Mitbewohnerin und mir. Seit wir das Gerät haben, vergingen Wochen des täglichen Grillens, was leider keine übertriebene Schilderung ist. Erst seit zwei Wochen etwa steht der Grill endlich still. Der Tod ganzer Rinderherden wie auch Schweineschwärme geht auf mein Konto. Aber damit wir uns verstehen: Ich bin absolut für das entsprechende Etwas, für das man in diesem Zusammenhang unbedingt sein sollte! Ich bin – das gilt stets! – auf Ihrer Seite!

„Sind Sie sicher, dass es nicht brennt?!“, hakte Frau Apf sicherheitshalber nach.

„Ja, ich grille! Wegen ausgebliebener Reinigung des Grills fängt hier und da das Altfett Feuer, das sich offenbar bis durch Ihre Giebelfenster ins Wohnungsinnere entlädt. Ich werde mich der Sache annehmen, Frau Apf.“

Frau Apf schien erleichtert zu sein und rannte wieder die Treppe hoch und schließlich in ihre Wohnung.

Lassen Sie mich kurz einen Blick auf den Anfang des Textes werfen, ich habe das ungute Gefühl, den Faden verloren zu haben, da ich eingangs auf etwas ganz anderes hinauswollte.

Während ich mit meinem sympathischen „Toyota Yaris“ – und viele wissen, dass es gerade den Yaris als Hybrid-Modell gibt – die heutigen Klimademos oder -streiks umfahre und dabei mehr Benzin verbrenne – denn mein Yaris ist kein Hybrid -, als es ohne streikbedingte Straßensperren der Fall wäre, gönne ich mir noch ein illegales Straßenrennen mit einem SUV, ich glaube, einem BMW.

Noch am Ball? Dann gehören Sie nicht zu den Lesern, die geglaubt hatten, es würde nun der komplette Text in Endlosschleife alternierend folgen. Ich habe nicht einmal darüber nachgedacht, das zu tun, denn solche Spielereien gehören in die Anfangszeit dieses Blogs, in dessen Sturm- und Drangphase. Wir befinden uns aber inzwischen in der Phase, wo sich der verbliebene Leser fragt:

„Wann merkt er eigentlich, dass die Nummer schon lange durch ist?! Ich mochte seine alten Texte.“

Nun, zum einen habe ich es schon vor mehr als einem Jahr bemerkt. Zum anderen: Nein, die alten Texte – ich las jüngst einige – sind mitnichten besser. Texte sind wie Männer – im zunehmendem Alter werden sie besser.

„Früher“ stand ich beim Schreiben für das seppolog immer unter einem gewissen Druck. Ich erinnere mich gut an den Sommer 2016 – Fußball-EM, die richtige, also die der Männer. Die Zahlen dieses Blogs brachen mit Anstoß zur EM dramatisch ein. So etwas hatte mich damals durchaus verdrießt. Doch inzwischen bin ich dem Bodensatz der Blogwelt wieder so nahegekommen, dass ich ungeachtet solcher Dinge schreiben kann. Und leider gelang es mir bis zu diesem Punkt in diesem Text noch nicht, Ihnen den Begriff „anheimstellen“ anheimzustellen. Ach, verdammt, jetzt doch. Aber zu spät. Grüße!

Nun, ich nehme den Faden gerne wieder auf. Sobald ich ihn gefunden habe. Ich also unterwegs mit dem Auto, wobei ich darauf achte, immer möglichst spät hochzuschalten, um meinen negativen Spritverbrauch niedrig zu halten.

Halt! Habe was vergessen! Erinnern Sie sich noch an damals, als ich von Frau Apf schrieb? Vier Minuten etwa ist das her. Wenn Sie Hauptschüler sind. Für alle anderen: Vor 30 Sekunden lasen Sie von Frau Apf. Sie wäre eine tolle Figur für diesen Blog, allein es verbietet mir der Respekt, die Dame hier zu verwursten.

„Himmel, Arsch und Doria!“ rief kürzlich Eva. Eva ist die Frau von ihrem Mann, beide wohnen uns gegenüber. Also wenn wir auf dem Balkon sitzen und Fett in Brand stecken, blicken wir geradeausschrägnachunten in den Garten von Eva und ihrem Gatten. Anfang des Jahres versuchte ich, die beiden als Ehepaar Fahrgeleit hier neu einzuführen. Hat nicht geklappt. Dabei gäben auch sie so vieles her! Sie sind beide vermutlich jenseits der 60 und mein Eindruck ist, sie geben seltsame Swinger-Partys. Und auf einer dieser Veranstaltungen sind Eva mehrere Gläser auf den Boden gekracht, was sie veranlasst hatte, nach einer Doria zu rufen.

Als im Frühjahre eine Dachpfanne, also ein Dachziegel, sich oberhalb unserer Balkontür sturmbedingt verselbständigte und fast auf unseren Balkon krachte, war es die Regenrinne, die diese Pfanne aufhielt und so meinen Tod vereitelte. Nicht auszudenken, ich wäre justamente im Augenblick des Pfannenabrutschens auf den Balkon getreten, um zu meinem imaginären Volk zu sprechen! Aber nun gut, Gott hatte andere Pläne – womöglich einen noch viel grausameren Tod für mich -, sodass ich von der Dachpfanne nichts bemerkte. Bis Eva mit ihrem Blick aus ihrem Garten hoch zu unserem Balkon und dem Schrägdach darüber aus eben diesem Garten zu mir hochrief:

„Hallo! Ich bin die Eva! Da hat sich eine Dachpfanne über Ihrem Balkon selbständig gemacht!“

„Dann hat sie Anspruch auf staatliche Förderung“, gab ich zurück, doch Eva verstand diesen möglicherweise schlechten Scherz auch gar nicht. Jedenfalls war Eva sehr nett. Sehr freundlich. Gut, ich mag es zwar nicht, wenn man meint, als Fremder Kontakt mit mir aufnehmen zu müssen, doch an jenem Tag war ich offenbar gut gelaunt. Anders Evas Mann. Der konzentrierte sich aufs Wesentliche. Sah zu mir hoch und rief:

„Da werden Sie einen gewaltigen Wasserschaden bekommen! Einen gewaltigen!“

Das gefiel mir. Dieser Kontrast zu Eva. Sie: nett, stellt sich mir vor, weist mich auf den Dachschaden hin – und er malt direkt den Teufel an die Wand, zeigt mir die Folgen des Sturmschadens schonungslos auf.

Eva und ihren Mann kenne ich nur in ihrem Garten stehend und dort auch feiernd. Mal laufen dort Schlager, mal House, dann Oldies und dann die Musik eines vermeintlichen Kinderfickers. Geben Sie Motto-Partys? Oder sind es völlig normale Menschen, während ich derjenige bin, der inzwischen so dermaßen den Bezug zur Realität verloren hat, dass ich dieselbe gar nicht mehr erkenne?! Ich sage mal so: Wenn Eva und ihr Mann als normal gelten, dann bin ich gerne der sympathische Soziopath von nebenan. Ah, damit wäre auch der Titel dieses Textes gefunden.

Da ich sehr gerne mit Vorurteilen und Klischees arbeite, war ich umso überraschter, als ich am vergangenen Sonntag Evas Gatten außerhalb ihres Gartens traf. Zu allem Überfluss hatte er mich auch noch freundlich gegrüßt! Gedanklich hatte ich ihn mir schon zu einer neuen Figur weitergesponnen, die einfach miesepetrig sein sollte, schlecht drauf und laut. Sein ansteckendes Lächeln hatte genügt, dieses Bild zu zerstören. Und wieder stehen wir – Sie und ich als Schicksalsgemeinschaft – ohne neue Figur da.

Tja. Und ausgerechnet die, die ich einst umbrachte – Rudine – liefert in diesen Tagen tollen Stoff. Doppelleben! Affären! Trennungen! Alles wäre drin gewesen! Doch es ist zu spät, Rudine ruht.

So, ich weiß nicht, was Sie nun tun, es ist mir auch egal. Solange Sie sich den Kategorischen Imperativ als Ihr Leitmotiv anheimstellen, ist es mir – achtung! – lungo. Ich werde essen. Das schreibe ich extra dazu, da ich mir nicht zum ersten Mal in jüngster Zeit einen Ruf erarbeitet habe, der Kollegen zu einem Satz treibt, den ich schon früher oft hörte:

„Seppo isst nie.“

Manches bleibt.

So, noch der Abbinder … mit dem Hinweis … dass es noch 850 weitere Geschichten hier in diesem Blog gibt … dennoch muss man aus verschiedenen Gründen auf die Homepage verweisen … da viele tatsächlich im WordPress-Reader lesen und gar nicht verorten, wo sie sind … nämlich hier: www.seppolog.com.

Und besuchen Sie mich gerne bei Instagram, wobei ich da keinen Mehrwert in Aussicht stellen kann.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamcait.