Auf dem Kliff die Sinnfrage beantwortend: ich.

So, hat jeder einen Platz gefunden? Etwas eng heute hier, normalerweise haben wir mehr Platz, aber wir lassen den Sessel neu beziehen und es muss heute mal auch auf den Apfelsinenkisten gehen. Vielleicht … Also wenn die eher schweren Menschen am besten sich nicht auf die Kisten setzen? Die brechen so leicht … Ja, besser so … Moooment! Wo wollen Sie denn hin?! Es geht gerade erst los! Der heutige Dia-Abend ist eine Pflichtveranstaltung, also bitte wieder hinsetzen, es sind auch nur die besten Fotos. Und dass mir während der Vorstellung niemand in die Chipstüten greift! Das Rascheln könnte mich in meinem Vortrag aus dem Konzept bringen.

*raschel*

HALLO?! Was habe ich gerade gesagt?! Es stört auch die anderen, die gerne meinen Vortrag hören mögen.

Also, achter Tag unseres Urlaubes. Es war schlechtes Wetter angesagt; Regen und Sturmboen. Daher beschlossen meine Mitbewohnerin und ich am Morgen, heute lediglich das „Rantum-Becken“ zu umwandern. Meinen Planungen zufolge hatten wir somit etwa sieben Kilometer vor uns, absolut überschaubar. Es wurden dann allerdings zwölf Kilometer, da ich natürlich nicht eingeplant hatte, dass ich ungünstig parken würde. Aber das ist eine andere Geschichte. Und wenn man dann nachher das Auto suchen muss, weil man nicht mehr weiß, wo der Parkplatz war, kommen eben ein paar Kilometer drauf.

*raschel*

Wenn es noch ein Mal raschelt, dann werfe ich Sie raus! Immerhin zeige ich hier heute die letzten Urlaubsfotos, da für die restlichen Tage nur noch Sport auf dem Programm steht. Mit dem heutigen Tag haben wir jeden Winkel der Insel durchwandert. Und es wurde überraschend heiß! Gekleidet für Regen und Sturm kämpfte ich nun mit Schweißausbrüchen bei rund 20 Grad in praller Sonne, was allerdings herrliche Panoramen ermöglichte. Dia Nummer eins bitte.

„Klemmt.“

Wie, klemmt?!

„Der Apparat klemmt irgendwie.“

*raschel*

So, jetzt ist Feierabend. Raus! Und nehmen Sie die Chipstüte gleich mit. Kommt hier hin, um sich auf meine Kosten vollzufressen, aber stört meinen Vortrag! … Klemmt noch? Gestern ging’s doch noch.

„Ich informiere den Techniker.“

Um Gottes Willen, die Zeit haben wir nicht. Hau einmal beherzt gegen, dann wird’s gehen.

*krawämms*

Wir sehen hier das „Rantum-Becken“, das ein bleibendes Geschenk der Wehrmacht ist. Es sollte ein Fliegerhorst werden für Wasserflugzeuge, die bei Ebbe Probleme mit der Landung auf dem Wasser hatten. Der künstliche Damm schneidet das Becken vom Meer ab, sodass die Nazis hier dem Mond mit seinem Einfluss ein Schnippchen geschlagen hatten. Das ist kein üblicher Scherz, das ist der tatsächliche Hintergrund dieses heutigen Naturschutzgebietes.

Eine klassische Wanderpause bei meiner Mitbewohnerin und mir: Lowcarb mit Eiern und Wurstwaren. Beides weichen wir im Mund mittels mit Ingwer angereicherten Ingwer-Tee im Mund auf, um es dann zu schlucken.

Die Umwanderung erwies sich als recht monoton und langwierig. Um Hape Kerkeling zu zitieren: „Erkenntnis des Tages“: Wandern macht nur Spaß, wenn es etwas zu entdecken gibt.

Wer mal schnell weg muss, sollte die Gezeiten im Kopf haben!
Hier probe ich bereits für das neue "James Bond"-Intro.
Rund um das Rantum-Becken wimmelt es von Shetland-Ponys, die ungewöhnlich zahm sind, rannten sie doch nie vor uns weg. Später erst bemerkten wir, dass dieses Exemplar sich mit seinen Zähnen im Boden verhakt hatte und festsaß. Um es von seinem Leid zu erlösen, erschossen wir es umgehend.
Nur die Sonne vermag mich in den Schatten zu stellen.

Und weil das Wetter unerwartet gut war, entschieden meine Mitbewohnerin und ich, weitere fünf Kilometer an anderer Stelle zu wandern – und das erwies sich als ausgesprochen abenteuerlich! Mit einer Draisine fuhren wir zum Morsumer Kliff, Nächtes Dia bitte.

Leider vermögen Fotos nicht in voller Gänze das wiederzugeben, was das menschliche Auge in der Lage zu sehen ist. Denn hier in Morsum an der Küste waren wir abermals überwältigt von der Landschaft.

Das Morsumer Kliff zeichnet sich durch die Sichtbarkeit der drei Erdschichten aus, aus denen es sich zusammensetzt. Und vor Ort ahnt man, dass dieses Kliff zunehmend Opfer der Sturmfluten wird und in einigen Jahrzehnten nicht mehr vorhanden sein wird.

Dazu habe ich einige Fotos, wenn wir uns die eben ansehen könnten. Wie immer handelt es sich um Handyfotos zum einen und Fotos aus der „Sony“ meiner Mitbewohnerin, die sich für viele Aufnahmen derart viel Cait nimmt, das ich sie nicht selten bei unseren Wanderungen überrunde.

Hier geht es vom Kliff nach unten, auf unseren weiteren Weg.
Höher, als es auf einem Foto aussieht: Runterfallen wäre das Ende der Wanderung.
Das Begsteigen des Kliffs (von unten) ist streng verboten, da es immer wieder zu Abbrüchen kommt. Alle paar Meter warnen Schilder vor der Lebensgefahr. Außerdem stehen die Pflanzen - mitunter sehr seltene sowie der Lungenenzian - unter Naturschutz.
Der Blick vom Kliff auf das Meer ist selbst dann sensationell, wenn dieses ebbebedingt gar nicht da ist.
In der Bildmitte ist der ferne Regen zu erkennen.
Selbst im Urlaub bin ich nicht sicher: Ein Fan möchte ein Selfie mit mir machen. Und weil mir der Kontakt zu meinen Fans aus früheren Fernsehzeiten wichtig ist, mache ich gute Mine zu bösem Spiel.

Inzwischen war es etwas kühler geworden, der Westteil der Insel versank im Regen, wie wir aus sicherer Entfernung sehen konnten. Wir befanden uns am Ostende, das an dieser Stelle lediglich zehn Kilometer vom Westende entfernt ist. Und noch glaubten wir, das richtige Schuhwerk zu tragen. Empfehlungen, auf dieser Route die Füße Gummistiefeln anzuvertrauen, schlugen wir arrogant in den Wind. Zu Unrecht.

Der Weg wird unwirtlicher.

Streckenweise mussten wir auf die Dünen ausweichen. Fußspuren abseits des offiziellen Weges zeigten uns, dass wir nicht die ersten Idioten mit falschem Schuhwerk waren. Touristen halt …

Es wird zunehmend matschig.
Also weichen wir aus. In der Hoffnung, dass meine Mitbewohnerin hier abstürzt, halte ich voll drauf. Aber sie bewegt sich sicher auf jedem Untergrund, so wie ich in diesem Moment auf dünnem Eis.
Hier sehen wir, wie ich einem Triebtäter gleich aus dem Gebüsch springe.

Tatsächlich gab es Stellen, an denen wir ernsthaft in Betracht zogen, wieder umzukehren. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir genau solche Stellen nicht fotografieren konnten. Doch einfach aufgeben?! Es ist wie beim Laufen: Man gibt nicht auf, bevor man sein Ziel erreicht hat. Wollten wir wirklich abends in unserer Berghütte sitzen in dem Bewusstsein, aufgegeben zu haben?!

Also kämpften wir uns durch und nur zweimal wäre ich fast auf mein Gesicht gefallen. Es ging zwar langsam voran, aber es ging letztlich gut.

Ein Außenposten Schlumpfhausens. Wo bist du, kleiner, blauer Freund?

Nach unserer ersten, eher montonen Wanderung des Tages kam hier am Kliff der Spaß wieder zurück. Hier wurde mir klar, unter welchen Umständen mir Wandern Spaß macht. Vor zwei Jahren lernte ich, dass Wandern im Hochgebirge nichts ist, was ich zwei Wochen lang machen möchte. Hier lerne ich, dass es ausgerechnet die See mit ihrer Landschaft ist, die mich begeistern kann. Selbst das Wandern durch rauen Wind und peitschenden Regen, wie wir ihn an Tag zwei erlebten, ist mir lieber als das Wandern durch Hitze. Grotesk: Da liebe ich das Joggen bei 35 Grad und mehr – aber wandern will ich bei frischen zwölf Grad!

Sooo, das waren noch Bilder, die ich unbedingt loswerden wollte. Hallo?! Wo sind denn alle?!

Was soll das nun?!

„Da war noch ein Dia!“

Das muss dazwischen gerutscht sein. Und nun sieh dir mal an, wie dreckig meine Hose da ist! Die wollte ich an sich morgen beim „Shopping“ noch anziehen.

„Was wird geshoppt?“

Eine neue Laufuhr. Ich bin beim Wandern auf den Geschmack gekommen und will nun eine, die im Grunde alles kann.

„Kein Wunder, wenn man bedenkt, wie oft du euch ins Nirvana navigiert hast!“

Raus! Du auch: raus! Ich guck mir den Rest alleine an! Undankbares Volk! Es gibt doch nichts Schöneres, als sich die Fotos anderer Leute anzusehen! Das ist niemals langweilig!

Beachten Sie auch den Artikel vom heutigen Morgen!