Hier haben sich zwei gefunden. Doch Bello muss leider draußen bleiben.

Dem Blick von Hunden kann man kaum widerstehen, sofern er nicht gerade im Angriffsmodus ist, was dieser Hund nicht ist. Ich erkenne das, weil ich Hundeflüsterer bin, nachdem ich von einem Pferdefuß im Gesicht getroffen wurde, als ich mich als Pferdeanschreier verdingte.

Wir treffen Bello an einer Autbahnraststätte irgendwo nördlich von Hamburg auf unserer Rückreise von der Insel. Ausgesprochen planmäßig starteten wir um sechs Uhr 51 den Motor und erreichten einen direkten Anschluss des Autozuges. Läuft alles nach Plan, sind wir bereits um 13 Uhr in Münster, womit wir allerdings nicht rechnen, da uns irgendwo sicher noch ein Stau erwarten wird.

Wie auf der Hinfahrt erleben wir die Überfahrt leider nur bei Ebbe. Oder ist das Meer nur eine goße Lüge der Regierung?

Allein unser Tête-à-Tête mit Bello hat uns 20 Minuten gekostet. Gegen neun Uhr 45 verspüre ich Harndrang, sodass wir einen Parkplatz ansteuern, wo ich meine Fahrtätigkeit nach rund drei Stunden auch einstelle, damit meine Mitbewohnerin das Steuer übernehmen und ich schreiben kann. Wer bei uns fährt, der bestimmt Auto-Innentemperatur und Musik. Gerade läuft „Lass sehen“ bei 21 Grad von den „Fruchtbaren Vier“, einer Rap-Musikanten-Kombo nationalen Ranges. Als ich noch fuhr, hörten wir eben nicht vier, sondern fünf, die „Fünf Freunde“. Nicht ganz durchgängig, da freilich die Netzverbindung immer wieder abbrach.

Sie werden das Gefühl kennen, wenn man Hörspiele der Kindheit nach vielen Jahren erstmals wieder hört: Man erinnert sich an die belanglosesten Kleinigkeiten; aber auch an die vom Hörspiel ausgehende Atmosphäre. Anders als bei den „Drei ???“ wird bei den Fünf Freunden mit harten Bandagen gekämpft: Waffeneinsatz gehen die Kinder, die ja nicht einmal jugendlich sind, sind keine Seltenheit. Eine Mutter drohte eben damit, ihre Tochter „die Peitsche spüren zu lassen“. Die der Serie zurgrunde liegenden Geschichten entstammen eben noch einer anderen Zeit.

Paule heißt er, ist Bademeister im Schwimmbad an der Ecke.

Als wir aus dem Auto aussteigen, fällt uns ein schwarzer Hund auf, der herrenlos um das Toilettenhäuschen streunert.

„Der wurde ausgesetzt!“, ist mir sofort klar, „Ist das der Moment, wo ein kleiner Junge endlich seinen Hund bekommt?“, frage ich meine Mitbewohnerin, die sich gerade ein Ei pellt. Ein rohes. Clean Eating.

„Nein, ganz sicher nicht“, sie trocken.

„Aber zu wem gehört dieser Hund? Hier steht kein anderes Auto. Hier ist nur der Toiletten-Reinigungsmann.“

„Dann wird der Hund zu ihm gehören.“

„Ja, aber welcher Reiningungsmann nimmt seinen Hund mit zur Arbeit auf eine Autobahntoilette?!“

„Autobahn geht gar nicht.“

Bello interessiert sich sehr für das Ei meiner Mitbewohnerin, was mich etwas eifersüchtig macht.

Was für ein friedlicher Kerl.

„Ich hol gleich meine Salami raus“, drohe ich, um dem Ei Konkurrenz zu machen.

„Lass deine Salami bitte da, wo sie ist.“

„Putt, putt“, locke ich Bello zu mir, der auch sofort kommt und mir durch das Gesicht leckt. Natürlich weiß ich, woran Hunde sonst noch so lecken und möglicherweise hat er eben noch an seinem Penis geleckt, bevor er mich abschleckte, doch bei so etwas bin ich schmerzfrei und so lecke ich ihn auch. Nein, natürlich nicht. Aber ich höre mich sagen:

„Ja, du bist ein Feiner!“

Was man so sagt, wenn man davon ausgehen kann, dass das Gegenüber einen nicht versteht.

Ein schöner Moment auf unserer Rückfahrt und es stellt sich heraus, dass der Hund tatsächlich zu dem Toiletten-Reinigungsmenschen gehört.

Bello wünscht mir noch eine gute Weiterreise und wir setzen unseren weg fort, lassen nun den Elbtunnel hinter uns.

Selbst dieser beeindruckende Anblick kann mich Bello nicht vergessen machen.

Zehn Uhr 28 ist es nun und ich schickte meinen Eltern das Foto mit Bello zusammen mit der Ankündigung, wir kämen „zu dritt“ wieder nach Hause. Und wie das so ist, wurde die Ankündigung bereits übertragen, nicht aber das Foto, das noch in der schlechten Netzabdeckung hängt. Whatsapp zeigt mir im Chat mit meinen Eltern an:

schreibt …

Dann wieder nur:

online

Dann:

schreibt …

Ich nehme an, meine Mutter gratuliert uns gleich zur Schwangerschaft. Dann wird sie das Foto von Bello erreichen, sodass sie nicht mehr zu reagieren weiß und jeden Moment anruft.

Derweil zeigt das Navi als nächste zu nehmende Ausfahrt bereits „Münster Nord“ an. Bis dahin sind es allerdings noch 238 Kilometer.

Ein letzter Blick auf unser Feriendomizil.

Während der „Attentäter von Halle“ seine Tat gesteht und ein rechtsextremistisches Motiv bestätigt, hat meine Mutter offenbar den Versuch der Kommunikation mit mir aufgegeben. Meine Eltern haben caine Probleme mit Hunden, zumal meine Schwester ihren Golden Retriever Emma, einen Rüde, oft zu Besuch mitbringt. Manchmal sieht man meiner Mutter während dieser Besuche schon an, dass sie darüber nachdenkt, wo sie danach überall den Staubsauger schwingen muss, da manche Hunde zugebenermaßen ganze Körperteile abwerfen. Womöglich fürchtet sie nun ähnliche Besuche meinerseits, wobei Bello sogar schwarzes Fell verlieren würde. Aber Bello roch ganz gut. Bei aller Liebe zu Hunden muss ich zugeben, dass ich manchmal ihren Geruch an meinen Händen nicht abhaben kann, nachdem man über ihre Talgdrüsen gestrichen hat.

Sind Hundebesitzer unter den Lesern? Mich interessiert seit Jahren die Antwort auf eine Frage. Wie bringt man einem Hund bei, an einer Bordsteinkante (auf der Bürgersteigseite freilich!) stehenzubleiben? Weiß der Hund, warum er da besser stoppt? Mir sind auch durchaus Hunde bekannt, die schwanzwedelnd auf und vor fahrende Autos zulaufen, weil sie schlicht die Gefahr nicht realisieren können. Nutzen Sie gerne die Kommentarspalte unten für eine Antwort. Denn mich faszinierte, dass Bello auf diesem Rastplatz frei herumlief und nicht auf die Idee kam, mal schnell die A7 zu überqueren.

Puh, mir ist ganz schön langweilig. Ihr Beitrag zu meiner Belustigung ist allerdings auch etwas überschaubar. Wollen wir Kfz-Kennzeichen-raten spielen? Supi, auf geht’s!

Hamburg! Hansestadt Hamburg!

„KY“? Was ist KY? Moment, wissen Sie es? Ihre Chance für den Punkt!

Korrekt, Fraggle liegt richtig mit Ostprignitz-Ruppin, Kyritzt.

Wieder Hamburg. Zu einfach. Bremen. Auch einfach. Übrigens müsste Münster nicht „MS“ als Kennzeichen haben, sondern HMS. Ich sag’s nur. Sind auch eine Hansestadt.

ST! Steinfurt. Punkt für Nati.

Ja, das nennt man Lesereinbindung. Kiel! Ich habe gewonnen. Wie immer. Ich bin so ein Gewinnertyp. Mir ist so langweilig. Sie langweilen mich zu Tode! Verschwinden Sie! Gehen Sie mir aus den Augen! Denn die werde ich nun schließen und an Bello denken, dabei selig wegschlummern.

Herzlichst, Ihr Sebastian Flotho.

Achja, das noch: Gestern rief mich jemand von „Fitness King“ an. Sie luden mich zu einem Vorstellungsgespräch ein. Ich hatte mich im März dort beworben. Vor sieben Monaten also. Erleben wir bald meine steile Karriere als Fitnesstrainer? Der Löcher in die Wände der Damenumkleiden bohrt?


Das, verehrter Leser, war es nun wirklich mit dem „Abenteuer Rutztekostan“. Ich freue mich auf den Captain Morgan, der mich zuhause erwartet und dem ich mich hingebe, ganz so, wie sich ein Matrose seinem Kapitän hingibt. Häh? Seppo? Du?!