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(Unter dem Text die seppolog HÖRBAR-Variante!)

Ich lese selber sehr gerne, auch laut. Was nichts über die Qualität der Lesekunst aussagt, sodass ich es selten nach außen trage, zuletzt vermehrt.

Für meine Mitbewohnerin habe ich vor einigen Jahren wöchentlich einen Fortsetzungsroman „vertont“, den sie noch immer gelegentlich hört. Teilweise schrecke ich nachts aus dem Schlaf, weil ich meine eigene Stimme plötzlich aus unserer Anlage im Schlafzimmer vernehme und man möchte meinen, es gübe caine bessere Art und Weise für mich, geweckt zu werden. Das Gegenteil ist der Fall, ich ertrage speziell jene Lesung nicht mehr.

Ähnlich geht es mir mit den hiesigen seppolog-Vertonungen, teilweise spreche ich bis zu fünf Varianten ein, um an Ende nur deshalb zufrieden zu sein, damit ich den Text endlich veröffentlichen kann. Heute, ganz unten, ist es die zweite Variante, die ich nur wegen Zeitdrucks akzeptiere …

Während meiner Radio-Zeiten in Münster dauerte es eine Weile, bis man mich ans Mikro ließ, da ich zur Überbetonung neigte. Und noch immer neige. Das ist bei einigen, vor allem privaten Radiostationen gewünscht, aber wer sich einmal nachts die Nachrichten im „Deutschlandfunk“ anhört, bekommt eine Ahnung davon, wie wenig Betonung es im Grunde braucht. Aber exakt das ist die Herausforderung.

Und jeder will etwas anderes: Ich schaffte mir zunächst die „DeutschlandRadio“-Betonung rauf, um dann von einem WDR-Sprecher zu hören: „Zu nüchtern.“ Also betonte ich wieder wie ein Irrer jedes dritte Wort und eben nicht die eine wichtigste Information eines Satzes, sodass der WDR-Redakteur zufrieden war. Andere aber wieder nicht. Wie man’s macht …

Dann kam ich zum weltweit größten Regionalsender aller Zeiten: NRW.TV. Dort galt meine Betonung als – ich darf mich loben – eher gut, jedoch stieß mein westfälischer Dialekt auf Ablehnung. Dieses Dialektes war ich mir nie bewusst. Es gibt einige klassische Beispiel-Begriffe, um das zu verdeutlichen:

Wirtschaft. Ich sage nicht „Wirtschaft“, ich sage „Wiääätschaft“, mit einem kehligen „e“ bis „ä“. Gleiches bei „Merkel“ oder „Kirsche„.

Der Trick, um das zu beheben, liegt darin, beim Aussprechen des Vokals den Unterkiefer möglichst weit nach unten zu ziehen, das Kehlige wird somit vereitelt.

Hier im seppolog nehme ich keine Rücksicht darauf, denn ich lehne Einheitsbrei ab.

„Der Große B.“ hat gestern die Hallen des seppologs betreten. Für viel Geld hat er seinen Terminkalender geräumt und sich bereit erklärt, einen Artikel seiner Wahl „einzusprechen“, wie man so sagt. Wochenlang waren Mitarbeiter dieses Blogs an ihm dran, an dem Mann, der aktuell die Stimme der Automarke „Infiniti“ (Nissan) in Deutschland, der Schweiz und in Österreich ist. Wie so viele der ganz großen Stars, zu denen freilich auch ich zähle, kam nicht er zum Business, sondern das Business zu ihm – vor 15 Jahren begann seine steile Karriere mit überproportionalem Aufstieg bei „NBC Giga“, wo die Stars nachts rauskommen. Obwohl, das war wohl eher der „Claim“ von „NBC Europe“. Keine Ahnung.

Dort erlernte er das Handwerk des Sprechers und ist bekannt aus Hunderten von Spots und Trailern und auch als Stadionsprecher ist „Der Große B.“ ein gefragter Mann.

Sämtliche Mitarbeiter des seppologs haben ihr Privatvermögen zusammengeworfen, um ihn zu engagieren. Den Mann, mit dem ich die Freude habe, seit acht Jahren vier Fernsehkameras zu teilen. Unvergessen jene Geschichte, als er mich zusammenstauchte, weil ich – noch als Praktikant – einen Firmenwagen in absolutes Halteverbot abgestellt hatte. Keine zehn Minuten – und der Wagen war abgeschleppt. Für die Nachrichten-Redaktion damals ein Desaster; die Breaking News konnten nicht mehr bedient werden – die Meinungsvielfalt in NRW stand auf dem Spiel.

Inzwischen, das darf ich wohl annehmen, respektiert mich diese Größe. Als das, was ich im Vergleich zu ihm bin: ein Nichts. Zumindest, wenn es um das Lesen geht.

Alexander Bunkowitz, der Mann, vor dem die Mikros in Ehrfurcht niederknien, liest exklusiv für die Leser des seppologs:

“Meine Damen und Herren: der Orgasmus”

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Weil dieser Mann einfach einen für mich unbezahlbaren Marktwert hat, werde ich auf weitere Dienste vorerst verzichten müssen und künftige Artikel wieder selber „einsprechen“. Mit großer Freude darf ich eine weitere technische Aufrüstung verkünden, die demnächst Einzug hält: den Popp-Schutz.


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