Bis zum heutigen Vormittag haben wir Herrn F. durch den Tag begleitet, fehlt somit noch der Rest des Donnerstages, der mit einem Unglück beginnt. Die im folgenden geschilderten Ereignisse im Leben des Herrn F. sind weder frei erfunden noch übertrieben dargestellt, wie es an anderer Stelle oftmals, aber unverhohlen, der Fall ist. Angesichts der weiteren Ereignisse dieses Tages dürfen wir jetzt schon einmal wünschen:

Gute Besserung, Herr F.!

 

13.30 Uhr

Was für ein krachender Sturz! Herr F. ist knapp dem Tode entronnen! Wir bedauern das – also nicht das Entrinnen, sondern den Vorfall als solchen! -, freuen uns jedoch, dass damit dieser Text an Fahrt aufnimmt!

Der Unfall ereignete sich beim Krafttraining, während Herr F. zwecks Übungen für den Trizeps mit dem „TRX“-Band arbeitete, das er stets in die Tür seines Wohnzimmers einklemmt. Schon oft hat Herr F. gebangt, wie lange diese alte Tür sein Gewicht wohl tragen würde. Diese Frage ist nun beantwortet: bis heute. Herr F. hängt in etwa in einem 100-Grad-Winkel zum und über den Boden, als er nur noch ein peitschendes Krachen wahrnimmt und sich im nächsten Moment mit erheblichen Schmerzen am Steißbein auf dem Boden sitzend wiederfindet. Offenbar hat die Tür nachgegeben, ist aus dem Schloss gerastet, sodass das TRX-Band, an dem er hing, jeden Halt verlor.

Weil ich immer wusste, das so etwas passieren kann, räume ich stets den Boden hinter mir von sämtlichen Gegenständen, insbesondere Hanteln, frei. Das hat sich heute bewährt, denn andernfalls wäre ich mit meiner Wirbelsäule auf eine Hantel gestürzt, was mich an den Film „Million Dollar Baby“ erinnert, in dem eine Querschnittslähmung die Folge war, nachdem die Hauptfigur unglücklich mit dem Genick auf einen Stuhl gekracht war.

Herr F. ist schwer schockiert, sein Herz klopft in rasendem Tempo. Trotz des beeindruckenden Schmerzes im Gesäß ist er froh, dass nichts Schlimmeres geschehen ist. Offenbar ist er auch auf den Ellbogen gestürzt, zeigt dieser nun eine kleine, blutige Wunde, die aber nicht der Rede wert ist. Allerdings scheint ihm speiübel zu sein, da er den Sport derzeit unterbricht.

Dabei nimmt er die Tür in Augenschein und rätselt, wie sie sich von alleine aus dem Schloss befreien konnte, das keinerlei Schäden aufweist.

Es ist Herrn F.s erster Unfall beim Heimtraing überhaupt, der tatsächlich mit einer ernsthaften hätte Verletzung einhergehen können. Herr F. fasst sich nun an seinen Po, um zu überprüfen, ob Knochen herausragen. Seine Augen sind zusammengekniffen, offenbar hält der Schmerz weiter an.

Herr F. setzt dennoch das Training fort. Er ist in Zeitnot.

 

13.45 Uhr

Ich glaube, mein ganzer Arsch ist ein einziges Hämatom.

Ein Fortsetzen des Sports war nun doch nicht mehr möglich, da Herr F. mit Bedauern festgestellt hat, dass er nicht mehr sitzen kann. Sitzen bereitet enorme Schmerzen, während Liegen zwar möglich ist, doch der Vorgang, aus der Liegeposition wieder herauszukommen, hingegen nicht. Auch wird der ursprüngliche Plan zu kochen nicht umgesetzt. Das hat allerdings eher mit einem terminlichen Engpass zu tun, sodass Herr F. sich gleich Essen liefern lassen wird. Er unterstützt damit das System von „Foodora“, das aus ökonomischer Sicht nicht ganz unumstritten ist, weil es sich in eine Wertschöpfungskette einklinke, ohne viel investieren zu müssen, gleichzeitig aber den eigentlichen Produzenten – die Restaurants! – schröpfe, wie Kritiker bemängeln. Wegen juristischer Fallstricke spiegelt das nicht die Meinung des Autors dieser Zeilen wider, sodass das Zusenden einer Unterlassungserklärung, wie Herr F. sie durchaus schon kennt, nicht notwendig ist. Doch lohnt der Vergleich mit „Airbnb“ oder „Uber“, beide Unternehmen, deren Treiben leider zu negativen externen Effekten führen kann, die sich unangenehm auf die Mittelschicht auswirken, die diese aber durch deren Nutzung erst befeuert. Der Konsument wird eines Tages die von ihm gerufenen Geister nicht mehr los werden. Aber Hauptsache, billig …

Oh, Herr F. streift sich seine Laufklamotte über. Denn trotz geprellten Steißbeines kann er wenigstens noch das: laufen. Lauf, Herr F., lauf!

 

15.00 Uhr

Herr F. ist heil vom Laufen zurückgekehrt und zur Überzeugung gelangt, dass sein Steißbein vermutlich nicht gebrochen ist.

Ich würde es ja irgendwie merken.

Das ist genau die Frage: Würde er das? Eine gebrochene Rippe beispielsweise kann ganz unbemerkt ihr Gebrochensein fristen. Drücken wir Herrn F. die Daumen. Doch eines bleibt erstaunlich: Wegen jeder kleinen Schwellung oder Rötung bewegt er sich in die Notaufnahme. Doch geschieht wirklich mal etwas, zieht er nicht einmal einen Allgemeinmediziner in Betracht.

Herr F. hat sich die vollgeschwitzte Klamotte vom Leib gerissen und sich halbnackt zum Rechner bewegt, da er nun den Bestellvorgang einleitet; den seines Essens. Der Vorteil des gewählten Lieferservices ist der, dass er hochwertiges Essen liefert, nicht also das übliche Imbiss-Gepansche, das aber durchaus auch seine Berechtigung hat. Herr F. entscheidet sich wie sooft für das Restaurant „Pommesfreunde“, das neben guten Hotdogs, Pommes und Saucen ausgezeichnete Burger liefert. Des Weiteren schätzt Herr F.,

… dass mir mittels eines GPS-Senders permanent der Standort des Lieferanten angezeigt wird, sodass ich genau weiß, wann er bei mir ankommt. Außerdem wird mir der Name des Liefer-Handlangers angezeigt, wobei ich Zweifel daran habe, dass es sich um den echten Namen handelt. Ich warte nur so darauf, dass mir ein „Sven“ angekündigt wird, mir aber letztlich eine Frau das Essen liefert.

Weil letzte Skepsis verharrt, entscheidet sich Herr F., nach dem Bestellvorgang nicht nur zu duschen, sondern sich auch auf mehrere Kühlpads zu setzen, da er fürchtet, dass sein Gesäß aufgrund des Sturzes anschwillt, da die Farbe dessen inzwischen nichts Gutes erahnen lässt.

Oh, er startet den Bestellvorgang und steht vor der Restaurantauswahl. Er lacht laut auf, als er den Namen von „My Gemüse Döner“ liest.

Gemüse-Döner! Hahahaa, ohne Fleisch! Hahahaha, arme Irre!

Dann stößt er auf seine „Pommesfreunde“, die ausschließlich mit Fleisch aus der Region arbeiten, da Tiere aus der Region weniger leiden, wenn man sie tötet. Tiere aus der Region wollen getötet werden. Herr F. wählt den „Hüttenburger“, den „Cheeseburger“, die doppelte Currywurst, nein, nun doch die einfache, einen „New York Hotdog“ und „Dicke Pommmes“. Ganz offensichtlich steht kalorienarme Kost heute nicht auf Herrn F.s Speiseplan.

Man könnte es „cheat day“ nennen, allerdings wird tatsächlich von solchen Schummeltagen abgeraten. Ihr Zweck sind ein Mythos der Undisziplinierten.

 

15.30 Uhr

Herr F. wirkt nach dem Duschen sehr verunsichert, durchforstet die Hausapotheke nach Salben. Offenbar hat er beim Duschen im Beckenbereich etwas erfühlt, was so nicht dahingehört. Er findet allerdings keine geeignete Salbe für seinen Allerwertesten, sodass er sich im Wohnzimmer auf zwei Kühlakkus setzt, um auf sein Essen zu warten, das in 19 Minuten ankommen soll. Diese Zeitangaben sind stets sehr zuverlässig.

Auf seinem „Fire TV-Stick“ wählt er die Serie „Kevin can wait“, der er zum dritten Mal eine zweite Chance gibt, was rechnerisch etwas schwierig ist. Erst jetzt bemerkt er, dass die Serie gar nicht „Kevin can’t wait“ heißt, da Kevin offenbar doch kann.

In der Serie spielt Kevin James Doug, der da aber Kevin heißt, (noch) eine andere Frau hat und drei oder vier Kinder. Da blicke ich noch nicht so durch. Der Humorgehalt dagegen ist übersichtlicher, meist auf sehr flachem Niveau. Ich habe mir vorgenommen, die erste Staffel durchzuhalten, um dann die Rückkehr von Carrie zu erleben. Vielleicht wird es ja besser, die Kritiken, die ich las, versprachen das allerdings nicht.

 

17.30 Uhr

Herr F. hat sich die ersten Folgen mit Carrie angesehen und ist schockiert. Offenbar hat Leah Remini sich alles aufspritzen lassen, was geht. Ihre Mimik ist weitestgehend stillgelegt, während das Betrachten ihrer Lippen Schmerzen verursacht, die denen in Herrn F.s Podex in nichts nachstehen.

Warum zur Hölle tun Frauen das sich und Männern an?! Sie sehen danach mitnichten jünger aus! Sie sehen älter aus! Sie ist kaum wiederzuerkennen; all das, was ich an ihr dereinst so toll fand, ist schlicht nicht mehr vorhanden! Ein ganz anderer Mensch, aber kein besserer!

Vor einigen Minuten hat Herr F. seine Mitbewohnerin darüber informiert, dass es beim Sport einen kleinen Zwischenfall gegeben habe, aber kein Grund zur Sorge bestehe. Allerdings habe er das Gefühl,

… dass zu langes Sitzen auf Kühlpads einem den Schließmuskel zufriert, was sich höchst befremdlich anfühlt. Ich erwärmte meinen Podex nun wieder, um nicht versehentlich die Kontrolle über den Schließmuskel zu verlieren.

Herr F. beschließt daher wieder, ins Stehen überzuwechseln und bei der Gelegenheit zu bügeln. Auf diese Weise präpariert er einen Pullover sowie eine Hose für den anstehenden Berlin-Aufenthalt.

Herr F. bittet uns nun, das Protokoll zu beenden, da er nun Dinge tun müsse, die in der Öffentlichkeit nichts zu suchen habe, da er bald mit einer Überraschung aufwarte. Wir dürfen also gespannt sein und respektieren seinen Wunsch.

Für Leser, die den ersten Teil dieses Tages verpasst haben, sei dieser Weg empfohlen: Hier geht es zu Teil I!


Und gehen davon aus, dass die Steißbeingeschichte noch nicht zuende erzählt ist. Der morgige Tag wird zeigen, ob Herr F. es vielleicht doch mit einer größeren Verletzung zu tun hat. Als erstes erfahren Sie es auf Instagram und Facebook.