Zweitblog: dieLaufeinheit

Am 12. Oktober 2016 wurde ich seriös und wagte weniger Seppo: dieLaufeinheit ist meine zweiter Blog, auf dem sich alles auf den Laufsport konzentriert. Denn, ich zitiere die „Über„-Seite der Laufeinheit:

Von allem gibt es in der Regel zuhauf bis zu viel. Das gilt für „Fashion“-Blogs („Das Top wurde mir kostenlos von S. Oliver zur Verfügung gestellt, natürlich hat dieses Geschenk keinen Einfluss auf meine Rezension …“), Diät-Blogs („Zwei Kilo! In nur drei Tagen! Das Kotzen bringt’s!“) und für solche Blogs, die sich dem Thema Laufen verschreiben. Das Gros der Blogs geht mit Fug und Recht unter und findet sein Publikum nicht.

Warum geschieht das der Laufeinheit nicht? Weil ich bereits vor dem Start acht Follower hatte! Und nur zehn davon waren gekauft …

Natürlich droht auch diesem Blog die Versenkung, was ich angesichts des seppologs, meinem zweiten Blog, verkraften könnte, doch glaube ich, dass ein Blog, das spezielle Interessen bedient, durchaus punkten kann, zumal ich hier – und jetzt kommt der absolute Marketingsatz! – „alles anders machen möchte, als andere Laufblogs es tun“! Das bedeutet nicht, dass ich andere schlecht finde, aber dass ich weiß, dass sich die Laufeinheit wird durchsetzen müssen gegen eine Vielzahl sehr lesbarer Blogs von Joggern und solchen, die Läufer werden wollen.

Hier geht es nicht um die Frage, wie ein Laufanfänger in drei Monaten seinen ersten Marathon bewerkstelligt, was möglich und respektabel ist!, und auch nicht um jene, ab wie viel Uhr ich keine Kohlenhydrate mehr essen darf, da ich unabhängig von Uhr- und Speiseplänen esse. Was nicht immer gesund ist, aber dem erfolgreichen Laufen mitnichten im Wege steht. Ich muss mein Vergnügen im Alltag nicht dem Laufen unterordnen. Das Laufen soll ein weiteres Vergnügen sein.

Ich bin Seppo, 37 oder 38 Jahre alt, und lebe und laufe in einer der schönsten Städte Deutschlands. Nein, kleiner Scherz. Ich lebe in Düsseldorf. Und das seit knapp zehn Jahren, nachdem ich in Münster geboren, gewachsen und gebildet worden war. Ja, ich wurde gewachsen. Folgende Studiengänge habe ich nicht studiert:

  • Sportwissenschaften
  • Sportpsychologie
  • Sport auf Lehramt
  • Sportmanagement
  • Sportjournalismus
  • Sport und Technik
  • Sport und Gesundheit

Sondern ich verlor mich in Geisteswissenschaften wie Wirtschaftspolitik und Politikwissenschaft. Mich qualifiziert somit nichts für einen Laufblog.

Sieht man von meiner 17-jährigen Lauferfahrung einmal ab, die einigermaßen bewegt ist. Damit ist klar, dass die Laufeinheit kein Blog ist, der sich an Profis richtet. Das Messen von Laktatwerten und anderen Körperfunktionen beim Laufen lehne ich ab, obwohl dieses durchaus legitim ist, aber eben nicht meiner Laufphilosophie entspricht, die diesen Blog prägen soll, denn alles andere tun die bereits guten und bestehenden Laufblogs, derer ich einigen durchaus folge.

Mich stößt beispielsweise schon der Blick in die gängigen Tabellen ab, anhand derer ich meinen Maximalpuls ermitteln soll. Keine Tabelle dieser Welt kennt meinen ganz individuellen Maximalpuls! Die Faustformel 220 abzüglich absolvierter Lebensjahre ist nicht mehr als eine Faustformel, hat aber mit der Realität oftmals nichts zu tun. Und übrigens messe ich meinen Puls weder vor, während noch nach dem Laufen. Ich habe das durchaus mal getan und hin und wieder festgestellt, „Könnte niedriger sein“, was mich in meinem Tun aber nur kurzfristig beeinflusst hat. Ich laufe nicht für meinen Pulsgurt, sondern für – tadaaaaa! – meinen Geist.

Wer also erfahren will, wie er am schnellsten die ersten zehn Kilometer bewältigt, ist woanders vermutlich besser aufgehoben, denn Laufen ist zwar eine Wissenschaft, nicht aber für mich. 17 Jahre Erfahrung bedeuten, dass ich viel Zeit hatte, alle Fehler zu begehen, die man als Laufanfänger gerne jahrelang mit sich herumschleppt, diese aber auch auszumerzen. So wie jedes Kind einmal auf eine heiße Herdplatte fassen möchte, bin auch ich heute stolz drauf, meine Achillessehne schon mindestens einmal überfordert zu haben oder – Standardfehler – oft zu schnell zu laufen, was beim Laufen gar nicht entscheidend sein muss.

Ich bin kein Wettbewerbsläufer. Nicht aus Prinzip nicht, sondern weil es einfach so ist. Das hängt womöglich mit meiner ganz persönlichen Sportgeschichte zusammen: Meine ersten 22 Jahre war ich Turnbeutelvergesser. Schulsport war für mich ein Graus, ich war das gefundene Fressen für die Sportfreaks im Jahrgang, die Spaß daran hatten, mir Bälle zukommen zu lassen, deren Flugbahn ich auch dann noch nicht erfasst hatte, als sie bereits von meinem Gesicht wieder abgeprallt waren.

Mit 22 Jahren änderte sich etwas. Ich kam in die Verlegenheit, einem Zug hinterherzurennen. Ich erwischte ihn noch, fand mich aber in einem desolaten körperlichen Zustand wieder. 100 Meter zu laufen, zu rennen – für mich ein großes Problem und einem Jüngling wie mir nicht würdig. Ich begann das Laufen, während meine Freunde schon seit dem Kindergarten in Sportvereinen zuhause waren. Ich fing bei null an, was mir mein Körper auch unmissverständlich signalisiert hatte. Doch bereits innerhalb der ersten Wochen erntete ich Trainingserfolge, die mir – es mag übertrieben klingen – ein ganz neues Körpergefühl gaben. Dass man selbst Verantwortung für seinen Corpus trägt, wurde mir damals sehr bewusst. Und bis heute ist mir unbegreiflich, woher ich aus dem Nichts heraus die Disziplin genommen habe, wirklich fünfmal pro Woche zu laufen. Seit mehr als 16 Jahren. Die Entscheidung, das zu tun, muss man für sich getroffen haben.

Heute kann ich sagen, dass viele der Sportcracks von damals fett und glatzköpfig geworden sind. Fett bin ich nicht, das Haupthaar ist mehr als erahnbar, aber ich bin sportlich geworden. Hätte man der 20-jährigen Variante von mir erzählt, was ich mit 30 so treiben würde, ich hätte es nicht geglaubt.

Laufen bewegt unfassbar viel und ist eben nicht nur langweilig. Es geht nicht um Gewichtsabnahme oder Muskelaufbau – für beides ist Laufen ungeeignet -, es geht um Respekt vor dem Körper und die Erkenntnis, was Laufen alles möglich macht. Ich erinnere mich sehr gut an den einen Moment, an dem ich das erste Mal 90 Minuten am Stück einfach nur gelaufen war: Man bekommt eine Ahnung davon, was alles machbar ist; der Begriff der Ausdauer erfährt völlig ungeahnte Dimensionen.

Diese und weitere ähnliche Gedanken führen zu einer Disziplin, die mir mehr als 20.000 gelaufene Kilometer in rund 3.000 Läufen ermöglicht hat. Es gab Höhen und es gab Tiefen, aus beidem kann man lernen – und eben nicht nur für das Laufen an sich, sondern auch für andere Herausforderungen im Leben. Wer den inneren Schweinehund im Sport überwindet, vermag das auch in anderen Lebensbereichen zu tun.

Es klingt abgedroschen, aber es ist tatsächlich zutreffend. Darum geht es in der Laufeinheit. Um das subjektive Empfinden bei einem guten Lauf, um die Philosophie, die dahinterstehen kann.

Das hat auch das Laufmagazin „Running“ ganz gut erkannt, das sich in Ausgabe 02/2017 zu einer kleinen Rezension dieses Blogs herabließ:

Ein Profi ist hier also nicht am Werk, jedoch auch kein Laie. Denn Laufliteratur habe ich in Massen konsumiert – einiges ist mit Vorsicht zu lesen – und auf manchen Expertenrat durchaus gehört. Es gibt dieses nicht totzukriegende Klischee über das Laufen, dass es den Gelenken schade: Wer richtig läuft, schadet nichts und niemandem. Das weiß ich, weil ich 13 Jahre lang falsch lief – wie die meisten Jogger und Läufer. Ohne mein Wissen überschätzen zu wollen, möchte ich hier in der Laufeinheit zumindest meinen Erfahrungsschatz weitergeben. Die Kommunikation mit Euch soll dabei ein wesentlicher Bestandteil werden, beteiligt Euch gerne!

Ich freue mich auf Euch, fange klein an und hoffe auf Großes. Wie beim Laufen.