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Während einige Frauen meinen, immer männlicher werden zu müssen, was ich höchst unattraktiv finde, da ich Weiblichkeit sehr schätze, besonders, wenn sie eine Frau ausstrahlt, stoße ich auf einen Artikel in der „Rheinischen Post„, die ich vor acht Jahren als Neu-Düsseldorfer und Ewig-Münsteraner kurzzeitig im Abo hatte, dann aber feststellen musste, dass die Postille eine einzige Lobhudelei auf diese verstörende Stadt ist, in dem sich eine Autorin über den „Jammerlappen Mann“ auslässt. Sie ist offenbar Single und hadert mit dem Valentinstag, der da morgen kommt, wenn ich mich nicht täusche. Aus der Nummer bin ich ohnehin raus, zumal gerade Strohwitwer.

Kleiner Exkurs: Sah kürzlich irgend eine Sendung, in der eine Frau auftrat, die sich damit brüstete, das erfolgreichste Profil auf einer Single-Börse zu besitzen, sie sei die begehrteste Single-Frau dort. Frage mich natürlich dann, wie das zusammengeht?! Lieber wäre ich doch erfolgreich liiert.

Nun ist es so, dass die Autorin vermutlich ein wahnsinnig netter Mensch ist und alles mit einem Augenzwinkern schreibt. Man lästert ja gerne über öffentliche Personen, nur um bei einem persönlichen Treffen feststellen zu müssen, oh, verdammich, der oder die ist ja ganz nett. Ich will also gar nichts gegen sie sagen. Ihre These: „Die meisten Düsseldorfer Männer haben einen Schaden“. Hehe, sie wird sich Freunde gemacht haben. Ihre Unterthesen im Einzelnen als Typisierungen.

1.) Der Jammerlappen

Natürlich gibt es jammernde Männer. Sie treffe sie im „Woyton“ in der Innenstadt – ich würde dann einfach mal woanders hingehen -, wo der Mann über beispielsweise entzündete Zehennägel spreche. Dazu stelle ich fest: Ich hatte mal einen derbe entzündeten Zehennagel, der sogar operiert werden musste! OPERIERT! Mit örtlicher Betäubung, was nicht heißt, dass der gesamte Wohnort betäubt wurde, aber mein halber Fuß! MEIN HALBER FUSS! Kaum vorstellbar, dass eine Geburt schmerzhafter ist. Doch sie schränkt ein, bei den von ihr im Café beobachteten Männern handele es sich um solche, die mit 30 noch bei ihren Eltern wohnen. Gut, tue ich nicht. Aber vielleicht sind es Eltern, die mit 70 schon wieder bei ihren Kindern leben, weil sie umsorgt werden müssen. Von Söhnen, die sich eigentlich um ihre Zehennägel kümmern müssten, sich aber ganz selbstlos der Pflege hingeben.

Des Weiteren würden jene Männer nachts von ihren Eltern abgeholt, wenn sie ihre Bahn verpasst haben. Nun, mag ja sein, dass sie diese Typen trifft. Der richtige Mann jedoch fährt erst gar nicht mit der Bahn, sondern geht – wie beispielsweise ich – sturzbetrunken zu Fuß nach Hause, ohne den Weg überhaupt genau zu kennen, wobei sich ihm ganz neue Gegenden erschließen, die er irgendwann nüchtern wieder sieht und so etwas wie ein Déjà-vu erlebt. Ich bin mal leicht bis schwer betüddelt, also randvoll, von der Rheinkirmes, der größten und vermutlich einzigen Kirmes am Rhein, nach Hause getapert. Das war so unschön, dass ich noch immer wütend wieder aufwachte am nächsten Morgen. Aber es war auch wahnsinnig männlich. Ich brauche keinen Motor! Ich habe Beine! Mit eventuell entzündetem Zehennagel am Ende. Wobei sich die Frage stellt, warum ich nicht auf ein Taxi zurückgriff, aber es wird seine Gründe gehabt haben. Achja, mein Geld ging für diverse Getränke drauf und vermutlich ließ ich noch einige Rechnungen offen. Mutig und männlich! Moralisch verwerflich. Keine Frage. Aber: Mann oder Memme?!

Der Jammerlappen gehe wegen eines zuckenden Augenlides direkt zum Arzt. Falsch. Ich gehe direkt in die Notaufnahme. Dort bekommt man alle Behandlungsmethoden auf einen Schlag, derer so ein Augenlid bedarf, wenn es denn zuckt. Zuckendes Augenlid bedeutet für mich: Augenkrebs.

2.) Der Schnösel

Nun gut, mein erster Gedanke: Wir sind in Düsseldorf. Den Schnösel treffe man Mittwochabends auf der Ratinger, der angeblich „längsten Theke der Welt“ (die Münsteraner Theke ist länger, ich nahm jüngst Maß) – und zwar im Anzug. Kann sein, ich kann nicht widersprechen, da ich um die Zeit, sofern ich da überhaupt in der Altstadt bin, damit beschäftigt bin, zu Fuß den Weg nach Hause zu finden. Aber Anzugträger? Vielleicht geht sie in die falschen Läden. Dort bestellten sie dann Champagner. Ich habe einen Kollegen, der grundsätzlich erst einmal Sekt für alle bestellt, aber nicht ansatzweise danach aussieht. Man muss eben wissen, was knallt.

„Der Abend bekommt sein i-Tüpfelchen, wenn er anbietet, einen im BMW nach Hause zu fahren, die Zigarette dann beim Autofahren mit weit abgespreizten Arm aus dem Autofenster hält.“ Warum kann er noch Auto fahren?! Es ist eben das Bild des Cowboys, der in jedem Zustand sein Pferd zu reiten weiß. Aber warum eigentlich steigt sie mit einem von Champagner-Cocktails besoffenen Typen ins Auto?! Nehmt mich mit, wenn Ihr mich irgendwo orientierungslos herumlaufen seht. Dann fahren wir zu dritt in die Planken der Rheinkniebrücke und finden uns in der Rubrik „Blaulicht“ der „Rheinischen Post“ wieder, die ich gerne durchstöbere.

3.) Der Unverbindliche

So beschreibt sie den Typen Mann, der sich nicht entscheiden könne und es nicht rechtzeitig schaffe, ein weiteres Date klarzumachen. Ich hingegen finde es ausgesprochen verbindlich, wenn eine Frau sich mit mir kein zweites Mal trifft. Leider kenne ich Frauen, die sich zu oft von solchen Typen verarschen lassen und bei allem Mitgefühl frage ich, ob es nicht auch an einem selber liegen könnte.

4.) Der Aufdringliche

Vielleicht das Gegenteil des Unverbindlichen: Der Aufdringliche überfordert die Autorin mit Komplimenten wie „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du total schöne Lippen hast?“ oder „Ich finde deine Hände total schön.“ Das ist der Autorin auch wieder nicht Recht, obwohl Komplimente eine eindeutige Funktion haben können. Der Mann will mit dir ins Bett und dich mal so richtig schön an die Wand tackern. Immerhin schlage er vor „Ich würde jetzt gerne mit dir knutschen“, bevor er es unerlaubt tut. Kann man ihm nicht vorwerfen. Durchschaubar, es ist klar, wohin die Reise geht. Angesichts der Ereignisse der Kölner Silvesternacht ist es doch löblich, dass um Erlaubnis für einen eventuellen Übergriff gebeten wird. Aber es scheint der Autorin zu verbindlich zu sein. Und Romantik würde ich nicht unbedingt nachts in der Düsseldorfer Altstadt erwarten.

5.) Der Kumpel

„Der Kumpel“. Hören Männer übrigens sehr gerne. „Du bist ein guter Kumpel“. Kenne ich auch. Oft gehört. Gerne dann, wenn ich eigentlich aufdringlich hören wollte: „Genug des Redens, nun mal zur Sache.“ Die Kumpel-Nummer, die ich für möglich halte, lehne ich aber irgendwie ab. Der Begriff „Kumpel“ stört mich. Innige Freundschaft – kein Thema. „Er schlägt ein Treffen im Volksgarten auf der Picknick-Decke vor, wo man Wikinger-Schach oder Frisbee spielen kann.“ Wikinger-Schach?! Die Autorin hat Recht. Das Weite ist zu suchen. Vergesst die Kumpel-Nummer.

6.) Der ältere Mann

Dem wirft sie nun vor, dass es seine Angewohnheit sei, ständig sein Alter zu thematisieren. Etwas, was sie bereits in ihrer Typisierung selber getan hat. Sie hat also angefangen! Doch sie unterschätzt den älteren Mann, der möglicherweise schon alle Zehennägel entzündet hatte und dessen Augenlider eher hängen als zucken. Ich bekomme den Eindruck, hier ist eine Single-Frau sehr wählerisch. Und sie unterschätzt, dass man in solchen Beziehungen mit jenem Altersunterschied es stets dem Mann anlastet, dass er sich eine jüngere gesucht habe. Ich find’s nicht weiter tragisch, wenn beide glücklich sind aus welchen möglicherweise unterschiedlichen Motiven auch immer – was soll’s. Liebe ist ein Geben und Nehmen. Aus der Affäre ziehe man sich, indem man den Spieß umdrehe und sich entschuldige: „Meine Eltern warten zu Hause auf mich.“ Mehr und mehr wird mir deutlich, dass sie zumindest bei jedem Typ Mann inzwischen raus hat, wie sie sich aus der Nummer zurückziehen kann.

7.) Der Betrüger

Ausgangssituation sei ein zustande gekommenes Date, wobei ich den Ausdruck „Rendezvous“, den ich inzwischen, da mehrfach im seppolog benutzt, fehlerfrei schreiben kann (wobei, ich google besser nochmal … ja, korrekt!) favorisiere, da er dem Anlass würdiger ist. Dass das Rendezvous zustande gekommen ist, nimmt bei der Autorin bereits Wunder, aber auch jetzt ist sie nicht zufrieden zu stellen. Denn sie warnt: Betrüger wüssten, was man Frauen erzählen müsse. Ja, klar. Die besten Männer wissen das, spricht doch nur für uns (womit ich mich in die Reihe der besten Männer eingeordnet habe zwinker zwinker). Sollen wir was anderes erzählen?! Ich mache Frauen, die ich sehr schätze, ausgesprochen gerne Komplimente, wobei ich im Übrigen nicht die Wahrheit überbeanspruche, sondern es immer ernst meinte. Dennoch könne die Autorin, die ich endlich mal beim Namen nennen sollte, diesem Charme kaum widerstehen. Selber Schuld. Aber darum geht es doch auch bei Charme. Sie allerdings befürchtet, der Mann könne bereits sich in einer Liaison (nicht auf Anhieb richtig geschrieben, also öfter verwenden!) befinden, was sie auch schon dem „älteren Mann“ (s. o.) unterstellt hat. Gerät sie denn immer an bereits Vergebene? Oder ist es zuviel des Misstrauens?

8.) Der Unerreichbare

„Er ist Innenarchitekt, und sie möchte Tipps für ihre Wohnung. Sie denkt, es handelt sich um ein Date, er denkt, er tut der Frau einen Gefallen. Damit ist die Tragik des Falls programmiert.“ Ja, weil sie naiv ist. Wäre ich Innenarchitekt, derzeit betätige ich mich mit Freuden als solcher, und würde mich eine Frau um innenarchitektonischen Rat fragen, ginge ich erst einmal davon aus, dass es auch nur um innenarchitektonische Anliegen geht. Würde ich hingegen davon ausgehen, dass die Frau an die Wand getackert werden möchte (ich danke Simon für diesen Ausdruck, den ich vorher nicht kannte und den ihn bei jeder Gelegenheit anbringe, was sich übrigens auch als Stimmungskiller eignet), würde die Autorin mir doch genau das wieder vorwerfen. Zumal ich so ein Brennen am großen, rechten Zehennagel verspüre. Aber die Autorin ist einsichtig und schließt mit „In diesem Fall hat sie selbst eine Macke …“, sie, die Frau, nicht die Autorin selber.

Es folgt kein Epilog im Artikel, kein Fazit. Ich frage mich, was sie uns eigentlich mitteilen wollte? Laut Überschrift seien die Düsseldorfer Männer schadhaft. Hm, wenn alle anderen doof sind, könnte es doch sein, dass es sich genau andersherum verhält. Ich habe sie gegoogelt, scheint eine gute Journalistin zu sein, die sich auch mit relevanten Themen auseinandersetzt; hier soll keinesfalls ein anderer Eindruck entstehen.

Ich höre oft von Frauen, Männer hätten es einfacher im Leben. Ich widerspreche dem nicht, da ich nicht weiß, wie es ist, eine Frau zu sein. In vielen Dingen halte ich sie für das klügere Geschlecht, erfreue mich aber auch immer der eigenen Dummheit, die vieles so einfach macht. Ja, möglicherweise sind Männer weniger kompliziert, was mich aber nun vor die Frage stellt, warum ich mit Frauen grundsätzlich besser zurande komme. Oh Gott, ist ein Teil von mir weiblich? Trage ich deshalb offensiv Bart, um die zarte Seite des Schmetterlings Seppo zu verbergen? Hier tun sich Abgründe auf. Doch ich kann (mich) beruhigen, das Schicksal hat mich vollkommen zurecht mit einem Penis als Mann etikettiert und Testosteron – ich nutze es heute zum zweiten Mal – finde ich eine tolle Sache und wer einen richtigen Mann will, der muss eben damit umgehen können.

Ich finde Geschlechterrollen völlig okay, sogar toll, denn wem wäre geholfen, wir wären alle gleich!? Der Unterschied macht es doch aus, die Reibung vielmehr, das Nicht-Verstehen des anderen Geschlechtes. Ansonsten wäre es doch langweilig, obschon ich Reibung, die zu einem Brand führt, ablehne. Obwohl, so rein semantisch klingt das doch ganz gut: Die Reibung, die ein Feuer der Leidenschaft entfacht. Toll, für diesen Satz klopfe ich mir mannhaft auf die Schulter.


Zwei Nachträge vielleicht noch: Die Autorin bezieht sich auf Düsseldorfer Männer. Ich schlage ihr eine Milieu-Studie in der Münsteraner Altstadt vor. Dort trifft man so tolle Typen wie mich. Und zwar ausschließlich. Des Weiteren kommen manch Frauen, die stets über Männer klagen, womit ich ausdrücklich nicht die Autorin meine, da ich sie ja nicht kenne, nicht gerade attraktiv ‚rüber. Und jetzt muss ich endlich mein „Drei-Duschkopf-Duschsystem“ austesten. Denn ich stinke. Wie ein Mann eben.


Quelle: http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/die-8-macken-der-duesseldorfer-maenner-aid-1.5765991


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