klorolle

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Manchmal kommen Dinge zusammen. Sie bilden dann etwas, das man „Verkettung unglücklicher Umstände“ nennt. Aber der gestrige Feiertag, der eines der Kettenglieder war, ist an sich ja eher ein glücklicher Umstand.

Nur ist mein Leben derzeit etwas durcheinander. Meine Mitbewohnerin ist zur Zeit mit „ihren Mädels“ – sie hat offenbar eigene – auf einem anderen Kontinent: Asien. Sie hat dort gestern den endgültigen Zielort erreicht, eine kleine Insel mit einer Internetverbreitung, über die selbst das netz-unterentwickelte Deutschland lachen kann: „Gromtlom“ schreibt sich die Insel, die sich aber ganz anders ausspricht. Im Podcast unter diesem Text könnt Ihr das hören!

Meiner Mitbewohnerin großer Vorteil ist, dass jene bislang noch nicht von Tsunamis heimgesucht wurde, was sie mir aber vielleicht auch nur zur Beruhigung erzählt hat.

Ihre Abwesenheit und mein eigenes Sabbatjahr, das ich mir als Ingenieur in der Krefelder Raketenforschung leisten kann, führen nun dazu, dass ich nicht mehr mitbekomme, wenn sich Feiertage anbahnen, was im Monat Mai ja nun einmal häufig der Fall ist.

Der zweite, aber diesmal wirklich unglückliche Umstand jener Verkettung ist der, dass am Feiertag die Supermärkte nur schwer zugänglich sind. Ich glaube, man riskiert sogar die Freiheit, wenn man dennoch einkaufen ginge.

Da ich für den Falle eines Atomkrieges haufenweise haltbare Lebensmittel gehortet habe – über meinen Atomschutzbunker wird hier noch zu schreiben sein -, werde ich an einem überraschenden Feiertag auch keineswegs verhungern. Doch an eines habe ich nicht gedacht: an das Horten von dreilagigem Toilettenpapier, wobei mir im Falle eines überlebten Atomschlages, der an sich alles andere als witzig und überlebenswert ist, auch zweilagiges Klopapier recht wäre. Denn auf Blätter von Bäumen kann man wegen der enormen Zerstörungskraft von Atomwaffen wohl kaum zurückgreifen.

Ich verliere mich. Also. Kurz: Ich habe am Mittwochabend einen Mangel an Toilettenpapier bei mir registriert. Kein Thema, dachte ich, Papier-Taschentücher gehen auch. Die sind aber schon seit Montag aus und da ich derzeit keinen Schnupfen habe, sah ich keine Notwendigkeit, diese nachzukaufen.

Das rächte sich natürlich am gestrigen Feiertag massiv. Denn auch so etwas wie „Zewa“ ist aus. Ich weiß nämlich nicht, wozu man „Zewa“ braucht. Nun weiß ich es. Für den Fall der Verkettung ungünstiger Begebenheiten.

Ganz Harte, zu denen ich sonst natürlich zähle, würden vermutlich auf Zeitungspapier ausweichen. Aber das ist mir zu respektlos dem Geschriebenen gegenüber, obwohl ein Leser des seppologs mir zur „Bild“-Zeitung riet. Doch deren Drucker-Schwärze

Als Kind sagte ich immer „Druckabschwärze“ …

ist mir zu penetrant im Abfärben. Was ich natürlich nicht wissen kann, da ich nie eine „Bild“ in meinen Händen hatte. Ich habe es gehört.

Es war Donnerstag, Fronleichnam. Für mich war gegen elf Uhr am Vormittag klar, dass ich ohne Klopapier nicht durch den Tag kommen würde. Und so blieb mir nur noch der Gang zur Tankstelle. Dort gibt es ja alles. In kleinen Packungsgrößen. Eier im Dreierset beispielsweise, sogar „Deutschländer“, drei in einem Glas für mehrere Euro, also völlig überteuert. Aber wer um Himmels Willen kauft „Deutschländer“ an der Tanke?! Zurecht verlangt man dem irren Kunden Wucher-Preise dafür ab.

Mir war schon beim Gang zur Tankstelle unwohl, da ich es selber albern finde, dort ausgerechnet Klopapier zu erwerben. Ich hätte vielleicht alibimäßig noch zwei, drei Liter Benzin tanken sollen. Klopapier im Dreierpack! Wie sähe das dann aus?

„Guten Tag, meine Name ist Flotho, ich muss scheißen. Haben Sie da was?“

Ich schmunzele über diese Vorstellung und fasse den Plan zu stehlen. Und das ging nach hinten los.

Ich betrete den Snack-Shop des Öl-Anbieters und frage schlau nach dem Schlüssel für die hauseigene Kunden-Toilette. Den bekomme ich, gehe wieder raus, rechts um die Ecke, betrete das relativ sauber gehaltene Örtchen und will dort nicht meine Notdurft verrichten, sondern die Klorolle stehlen.

Doch offenbar hatte schon jemand vor mir dieselbe Idee.

Ich gehe also wieder ins G’schäfterl, gebe den Schlüssel zurück, tapere zu den Toiletten-Artikeln, wo es auch Rasierschaum gibt,

„Ha! Rasierschaum! Etwas für Weicheier!“, denke ich,

greife zum Dreierpack Klopapier, gehe wieder zur Kasse und sage:

„Fragen Sie nicht.“

Tut die Dame auch nicht, sagt aber:

„Heute ist Feiertag, nech?“ und grinst.

„Ja, heute ist Feiertag. Heute weiß ich das. Außerdem bin ich derzeit Strohwitwer.“

„Achso. Das erklärt es.“

Da haben wir es wieder. Dieses süffisante Belächeln der Frauen, wenn Männer an den Kleinigkeiten des Alltags scheitern. Wir sind eben für die Wildnis, für das raue Leben gemacht, nicht für eine Welt, in der eben doch Frauen das Sagen haben. Dafür aber schlechter bezahlt werden. Doch darüber schreibe ich am „Equal Pay Day“, sobald der Tag einen deutschsprachigen Namen hat.

Wegen des miesen Internets im Aufenthaltsort meiner Mitbewohnerin kann sie derzeit diese Artikel nicht lesen. Ich werde ihr auch sicher nicht erzählen, dass es schon am vierten Tag ihrer Abwesenheit zu kleinen Störungen in meinem Tagesablauf kam. Sie würde auch vermuten, dass ich für das seppolog etwas übertreibe.


Hoerbar_haare

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