stricken

Hoerbar_haare
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Leserin Katrin und ich haben eines gemeinsam: Wir sind beide in einen Blogger verliebt. Ob sie strickt, weiß ich nicht, zu empfehlen wäre es, denn zu meiner großen Überraschung verbrennt man während einer halben Stunde des Strickens 97 Kilokalorien (die ich im Folgenden wie der Volksmund falsch als Kalorien bezeichnen werde). Das finde ich erstmal nicht wenig.

Erschreckend ist der Tatbestand, dass man hingegen während einer halben Stunde „moderaten“ Sex‘ (hier muss der mir völlig unbekannte Blümchensex gemeint sein) lediglich 84 Kalorien verbrennt. Mich interessierte aber die Kategorie „heftiger“ Sex: 94 Kalorien! Eine halbe Stunde lang. Heißt für mich also mal vier gerechnet … 376. Aber immer noch weniger als zwei Stunden Stricken. Stricken reimt sich auf … ach, Seppo, wann kommt bloß Deine Mitbewohnerin wieder.

Ja, auch Katrin bemerkte, dass es zuletzt nur noch um Sex ging im seppolog. Aber hier geht es um das Verbrennen von Kalorien und ich beziehe mich auf Seite 27 des Magazins „Terra Mater“, das übrigens eine Ausgeburt des Mega-Konzerns „Red Bull“ ist. Und dort lese ich auch, dass das Melken einer Kuh 195 Kalorien verfeuert! Nun ist nicht ganz klar, ob sich das auf die Kuh bezieht oder auf den Melkenden. Wobei, wenn die Kuh einen Liter Milch verliert, verliert sie rund 650 Kalorien. So genannte „Hochleistungskühe“ geben im Jahr sagenhafte 30.000 Liter Milch. Ein Hoch auf unsere Kuh, die nicht ahnt, dass sie zu melken sich für ihre Bauern nicht mehr rentiert.

Da ich aber selten gemolken werde und noch seltener aktiv melke, spielt das gar keine Rolle. Und stricken, das kann ich auch nicht, weil es mir zu filigran ist. Deswegen gibt es bei mir auch keinen moderaten Sex. Zu filigran. Wie viele Augenpaare der Leserinnen verdrehen sich in diesem Moment? ;)

Ich mache ja nur Spaß! Ich bin die Feinfühligkeit in Person. Was aber ineffizient ist, will man abnehmen. Denn „sanfter“ Sex, bringt nur 65 Kalorien. Sich irgendwo anzustellen, bringt 78 Kalorien. Ich stand heute schon an der Supermarktkasse.

„Du, sollen wir miteinander schlafen? Ich fühl‘ mich so dick.“

„Okay, sanft, heftig oder moderat?“

„Sorry, bin schon fertig.“

Mich als Läufer interessiert natürlich, wie viele Kalorien ich in 60 Minuten des Laufens verbrenne. Viel ist das nicht, das ist mir klar. Weil es mir Neider immer wieder zutragen:

„Du weißt aber schon, dass du da nicht viel verbrennst, wenn du läufst?!“

Klar weiß ich das. Laufe ich des Verbrennens wegen?! Nein. Aber laut „Terra Mater“ sind es in einer Stunde 1.040 Kalorien! Das, liebe Österreicher, glaube ich nicht. Denn dann wäre ich bereits tot. Doch Sabrina USA fragte mich heute, wie ich bei meinem derzeitigen Burger-Konsum es schaffe, nicht auseinanderzugehen. Das weiß ich auch nicht, aber da meine Personenwaage seit einigen Tagen nicht mehr funktioniert, habe ich die Kontrolle über mein Gewicht ohnehin verloren. Und verzweifelt suche ich meine Ersatzwaage, die ich aber, erinnere ich mich recht, verschenkt habe. Ich fahre heute allen Ernstes wegen einer Waage in den „MediaMarkt“. Und sind Fußwaagen dasselbe wie Personenwaagen? Ich googele gerade und stelle fest, dass es den Begriff „Fußwaage“ gar nicht gibt.

Ganze 780 Kalorien kostet eine halbe Stunde des Boxens. Das wiederum wird interessant für mich, da ich mir am Wochenende einen Box-Sack zulegen werde und solange laienhaft auf ihn eindreschen werde, bis mir irgend etwas wehtut oder sich die über mir wohnenden Nachbarn beschweren, die das mit Sicherheit hören werden, das Sandsack-Boxen, wie man es nennt. Allerdings ist Sandsack-Boxen hier extra aufgeführt mit 390 Kalorien, was also immer noch effektiver ist als irgendeine Kuh zu melken.

Doch warum nur auf eine Tätigkeit beschränken? Ich könnte heute noch, müsste ich nicht zum Bürgerbüro, eine Stunde durch Felder und Wiesen laufen und zwischendurch Kühe melken, die ja – gesellschaftlich erstaunlicherweise völlig akzeptiert – überall rumstehen und kauen. Hier ein Euter, da ein Euter, da kommen doch schnell mal 1.000 Kalorien zusammen. Wieder zuhause gehe ich dann auf die Toilette (halbe Stunde: 65 Kalorien), spiele an mir herum (3.000+ Kalorien), bete zu Gott (65 Kalorien), putze mir die Zähne (130 Kalorien, wohlgemerkt immer eine halbe Stunde lang) und lese dann meine eigenen Texte (84 Kalorien). So verbrenne ich schnell mal rund 3.300 Kalorien und 3.000 Kalorien davon haben sogar noch Spaß gemacht.

Interessant und irgendwie leicht blasphemisch ist die Tatsache, dass der Toilettengang und Beten beide gleichermaßen viele Kalorien in Anspruch nehmen, was aber den Stuhlgang adelt und nicht etwa Gott herabsetzt. Und überhaupt steht hier in dem Magazin nicht, wen man anbetet. Das spielt für den Kalorienumsatz wohl keine Rolle. Wobei der Christ ja eher der ruhige Beter ist. Er kniet so da. Zündet vielleicht ’ne Kerze an, aber das war’s im Grunde. Der Gronft, der eine afrikanische Gottheit anbetet (den „‚Nsch!t“) betet hingegen extrem körperlich, er verbrennt dabei sicherlich das Zehnfache. Und leider – ich scherze nicht – ist das Gronfttum in einer Region verbreitet, in der eine permanente Hungersnot herrscht. Hier wäre das Missionieren vielleicht wirklich mal hilfreich, aber Missionieren an sich ist kacke.

Kraftold Kramer, der hier bereits als mein Manager vorgestellt worden ist, und mir einen neuen Job verschaffen müsste, was ein bisschen klappt vielleicht, ist leider tot. Menschlich hat uns nicht viel verbunden, da er mich wie so viele nicht für voll nahm. Ich werde auf seiner Beerdigung allerdings Sargträger sein. Das ist so etwas wie der Trauzeuge einer Hochzeit, nur eben auf Tod. Ich hoffe nicht, eine halbe Stunde lang ihn samt Sarg tragen zu müssen, aber ich würde dann immerhin 260 Kalorien verbrennen, sagt „Terra Mater“. Nun weiß aber „Terra Mater“ vermutlich nicht, dass Kraftold auch tot noch ein Schwergewicht mit etwa 110 Kilogramm ist. Die seinem Körper entflohene Seele wiegt ja nichts.

Obwohl ich mal gelesen habe, dass Tote schlagartig messbar weniger wiegen, sobald sie die Grenze zum Jenseits überschritten haben. Tapfer Glaubende schließen daraus, dass das Emporsteigen der Seele diese Differenz ausmacht. Ich möchte das auch gerne glauben und tue es einfach. Also wiegt Kraftold vielleicht zwei Gramm weniger, bleibt aber damit noch eher schwer. Denn zu Lebzeiten hat er weder gemolken, gestrickt und gebetet. Über sein Sexualleben ist mir nur soviel bekannt, dass er es bei mir zumindest immer wieder versucht hat.

„Seppo, komm‘ unter meinen Schreibtisch, dann bring‘ ich dich ganz groß raus!“


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