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Ich habe die dritte von zwölf Wochen eines Trainingsprogrammes abgeschlossen, das mein persönlicher Trainer Dorian Black, der natürlich in Wirklichkeit ganz anders heißt, für mich ausgearbeitet hat. Dieses besteht aus fünf Einheiten pro Woche mit der Kombination aus Kraft und Ausdauer. Zusätzlich laufe ich rund 50 Kilometer in der Woche und absolviere ein Hanteltrainingsprogramm. Kurzum: Pro Tag investiere ich bis zu vier Stunden in die

Seppo-Körpertransformation.

Nun, wie geht es mir heute nach 15 von insgesamt 60 Trainingseinheiten? Ich bin am Boden, um es kurz zu machen. Nach einer harten Einstiegswoche folgte mit der vergangenen eine überraschend entspannte Woche, während die nun sich in den letzten Atemzügen befindliche eine körperlich gnadenlos erbarmungslose war. Und um das klarzustellen: Exakt so muss es ja auch sein. Ein Training, das man im Schlaf absolviert, ist kein Training. Nebenbei: Schlafen kann ich derzeit sehr gut. Eigentlich könnte ich permanent schlafen. Denn mein Körper giert nach Schlaf.

Gestern Morgen erwachte ich nach sensationellen neun Stunden des tiefen Schlafes und fühlte dennoch eine körperliche Müdigkeit, die ich dem Sportprogramm zuschreibe. Jenem Programm, das auch gestern wieder auf mich wartete. Es war der erste Tag, an dem ich mit dem Vorhaben haderte:

„Wenn ich heute mal aussetze? Und dafür morgen eine Einheit einschiebe?“, fragte ich meinen strengen Trainer Dorian, mit dem ich zweimal pro Woche via Skype das Training bewerte.

„Seppo, du hast die Entscheidung getroffen, das durchzuziehen. Wenn du jetzt einen Rückzieher machst, Schwäche zeigst, schaffst du den Präzedenzfall.“

Und damit hat er natürlich Recht und vertritt meine eigene Philosophie. Denn darum geht es bei Vorhaben aller Art: Ob man mit dem Rauchen aufhören will oder für ein (nicht zwingend sportliches) Ziel kämpft, man muss für sich selbst zunächst einmal die Entscheidung verbindlich getroffen haben, das zu tun. Erstmals gelang mir das im Jahre 2002, als ich beschloss, mit dem Laufen anzufangen. Von vornherein habe ich besiegelt, fünfmal pro Woche zu laufen und keine Ausrede gelten zu lassen. Nur auf diese Weise kann man sich dem inneren Schweinehund widersetzen, jede schwächelnde Disziplin im Keim ersticken. Denn es ist in jedem Moment des Haderns klar: Es gibt keine Ausnahme, um die man mit sich selbst verhandeln könnte. Diese Methode ist sehr effektiv und es ist mir ein Anliegen, sie dem Leser hier nahezubringen, doch ich merke, es fehlen wir die richtigen Worte. Darum noch einmal: Man muss die für sich verbindliche Entscheidung treffen, „Ich mache das jetzt“, und Ausnahmen unter gar keinen Umständen zulassen. Wenn von Beginn an klar ist, dass es keine Ausnahmen geben wird, kann es auch keine geben. Rückblickend erinnere ich mich bei mir an nur eine Ausnahme: die Hochzeit meines Bruders vor etwa zehn Jahren.

Somit war auch gestern klar, dass ich den Tag würde durchziehen müssen, wobei ich meine Laufstrecke halbierte, da meine Oberschenkel von „Burpees“ und „High Squats“ geschädigt waren. 30 Minuten schleppte ich mich durch Düsseldorf, zeitweise schlief ich dabei.

Wieder zuhause brach ich in einen tiefen Schlaf auf dem Sofa aus.

„Seppo, vielleicht übertreibst du?!“

Warum höre ich das eigentlich immer nur von Menschen, die immer nur sagen, „Ich müsste mal wieder Sport machen“, nicht aber von solchen, die es auch tun?! Ich werde nicht müde, zu betonen, dass es jeden Tag eine andere Muskelgruppe erwischt, während die am Vortag strapazierte sich erholen kann. Auf diese Weise erreicht man den positiven Trainingseffekt, der bei mir – bei aller Bescheidenheit – durchaus schon sichtbar geworden ist.

Dieser wird allerdings begleitet von einem Nebeneffekt: Ich bewege mich jeweils gegen Ende der Woche wie ein alter Mann durch die Wohnung. Gestern Abend ging ich durch den Flur mit dem Ziel Küche und wurde dabei von meiner Mitbewohnerin überholt. Und die ging rückwärts! Wann wird man schon im eigenen Flur überholt?!

Am heutigen Samstag habe ich bis etwa zehn Uhr geschlafen. Dieses Wochenende steht die totale Erholung in meiner Biographie der kommenden zwei Tage. Ich werde Bewegung vermeiden und nur dort anwenden, wo es anders nicht geht. Liege ich nicht wie in diesem Moment im Bett, liege ich im anliegenden Park und gebe mich der Sonne sowie meiner Mitbewohnerin hin, wobei ich mich nicht bewegen werde. Denn ich kann kaum noch eine Bewegung ausführen, die nicht wehtut. Wollte mich jüngst am Rücken unterhalb des Schulterblattes kratzen – es ging nicht. Meine Arme kommen da derzeit nicht dran. Ich resignierte und ließ es jucken.

„Geh‘ zur Tür! Reibe deinen Rücken am Türrahmen!“, befahl das vom Juckreiz geplagte Hirn.

„Nein. Ich kann nicht. Ich lass‘ es lieber jucken als dass ich jetzt aufstünde“, erwiderte ich trotzig.

 

Dieses Sportprogramm (Ohne Bindestrich, Katrin, ich lerne!) ist die beste Nummer, die ich überhaupt angehen konnte. Klar liest sich das alles als sehr mimosenhaft (was ich übrigens auch nur von den theoretischen Sportlern höre), aber dass ich nicht aufgebe, zeigt ja, dass es in der Tat Spaß macht. Während des Trainings, das natürlich in den frühen Morgenstunden stattfinden muss, baller‘ ich mich mit Musik mit hundertnochwas Beats pro Minute zu und merke, wie der Kreislauf vom Sport profitiert. Mein Schlaf ist qualitativ eine Sensation, meine Potenz macht Frauen Angst. Von Sport profitiert nicht nur der Körper, sondern ebenso, das ist ja keine neue Erkenntnis, der Geist.

Auch der Wettbewerbsgedanke spielt eine Rolle. Natürlich stehe ich derzeit nicht in einem Wettkampf mit anderen, aber in einem mit mir selbst. Vergangene Woche habe ich meine Hantelkollektion aufgerüstet. Die Langhantel beispielsweise ist nicht mehr mit 20 Kilo bestückt, sondern nun mit 30 zuzüglich dem mir leider unbekannten Eigengewicht der (Curl-)Stange. Das ist zunächst nicht viel, wird aber dann viel, wenn man es 50 Mal in die Luft stemmen muss. Und es erstaunt, wie zügig sich der Körper an die neuen Gewichte gewöhnt und Muskeln hervorbringt, die ich – wie den Brustmuskel – zuvor nur aus Büchern oder von meiner Mitbewohnerin gekannt habe.

Erstmals wird sich in dieser seppofit ™-Serie mein persönlicher Trainer äußern. Er beschreibt eine Szene vom zurückliegenden Donnerstag:

Schon Mittwoch hatte Seppo über die Burpees vom Donnerstag geklagt, die auf dem Programm standen. Als es soweit war, das heißt, er 70 Burpees am Stück machen sollte, und zwar die mit den Liegestützen zwischendurch, war er aggressiv und beleidigend gegenüber mir. Wenn er mir nicht Geld zahlen würde, würde ich ihn nicht trainieren. Er lässt sich nicht motivieren und meint, mein motivierendes Rufen wär‘ nichts anderes als aggressives Anbrüllen.

„Mit welchem Recht brüllst du mich eigentlich so respektlos an?! Ich brülle dich ja auch nicht an!“, was er in dem Moment aber tat.

Am Dienstag drohte er: „Warum müssen Trainer einen immer anschreien?! Hätte mir dann ja gleich Detlef D. Soost holen können. Ich gebe hier bereits alles und dein Schreien ist nun wirklich kein Grund für mich, noch mehr zu geben. Wir beenden das gleich hier, wenn ich weiter kacke von der Seite angebrüllt werde.“

Die Stimmung nach den Einheiten ist oftmals gedrückt, aber er ruft häufig später am Tag nochmal an und entschuldigt sich.

Ich betone, dass das hier nur seine Sichtweise ist und bedanke mich aber für seinen kleinen Text.

Dass Trainer einen anbrüllen, war mir tatsächlich schon immer unbegreiflich. Es gibt eine Übung, die „Lunges“ heißt, die ich inzwischen mehr verachte als Burpees. Lunges gehen in der Tat auf die Lunge und auf die Oberschenkel. Heldenhaft brach ich am Dienstag bei dieser Übung zusammen und Dorian stand süffisant lächelnd daneben und sagte:

„Erbärmlich. Wenn du liegen bleibst, machst du gleich noch zehn weitere!“

Die Logik hinter dieser Methode erschließt sich mir nicht. Denn die Tatsache, dass ich in Embryonalstellung weinend am Boden liege, dürfte doch jedem Trainer deutlich machen, dass ich alles gegeben habe. Stattdessen werde ich ausgelacht und bestraft. Ich verspreche Dorian und allen Trainern dieser Welt, dass meine Reaktion darauf stets nur die sein kann, dass ich das Training zu beenden drohe. Es hat seinen Grund, warum ich den Wehrdienst verweigert habe, denn ich lasse mich nicht anschreien. Und lehne auch das Töten ab. An sich war letzteres der Hauptgrund.

Ich werde nun in den Park aufbrechen, wo ich vermutlich bis in die Abendstunden schlafen werde. Denn Montag beginnt Woche vier der

Seppo-Körpertransformation.

Achja, habt Ihr eine Idee, was meine Mitbewohnerin und ich heute Abend kochen könnten? Wir sind relativ ratlos. Es sollte auf jeden Fall Fleisch enthalten. Ich wäre für Anregungen empfänglich!

Ich bedanke mich fürs Lesen und wünsche ein erholsames Wochenende.


Hoerbar_haare
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