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Ob ich ein Youtuber sei, fragte mich gestern Abend jemand. War mir peinlich, aber immerhin bringe ich es mit einem Video auf meinem Kanal auf sechs Aufrufe! Derselbe sagte mir, ich sei Schauspieler. Ich fasste das umgehend als Beleidigung auf und hakte deshalb nach. Mir entglitt die Situation, da er mein Nachfragen nicht ganz zu Unrecht als etwas aggressiv empfunden hatte. Das wiederum hatte ich bemerkt und ihm mitgeteilt, dass ich es so gar nicht gemeint hatte. Nun merkte ich, dass ich ihn etwas nervte, wofür ich mich sofort entschuldigte, was die Sache nicht besser machte. Aber Schauspieler?!

Vermutlich war mein Problem, dass ich sehr genau wusste, was er meinte und ich ihm nicht zugestehen wollte, dass er mich so leicht durchschaute. Meine mühsam errichtete Fassade ist offenbar ein löchriges Netz.

Da ich Karneval so ablehne wie andere Malaria, kam es mir gestern Abend nur entgegen, dass unsere gesellige Runde sich für eine Antikarnevalsparty im nahen Etablissement „Zakk“ interessierte, zu der wir mittels Taxi hinfuhren. Uns verunsicherte leichtsinnigerweise keineswegs, dass bereits vor der Tür zwei verkleidete Raucher standen, doch als wir dann drin waren, stellten wir fest, dass wir Gäste und Opfer einer handfesten Prokarnevalsparty waren. Man legte uns nahe, nicht weiter an der Feier teilzunehmen, da man uns die fehlende Verkleidung offenbar deutlich ansah. Ich versuchte, die Situation zu retten und teilte dem Türsteher zwischen Tür und Angel mit:

„Ich gehe als Schauspieler.“

„Was bist du denn für einer?!“, kam als Antwort, die mir wieder einmal zeigte, wie unsympathisch ich mitunter auf Menschen wirke.

Wegen des gescheiterten Rettungsversuches fuhren wir also zurück zum „Vorglühen“, das nahtlos zu einem Weiter- und Nachglühen wurde, wozu wir allerdings zunächst eine Tankstelle aufsuchen mussten. Wir wählten die „Shell“ meiner alten Wahlheimat Düsseldorf-Flingern, wo ich einen Wein für 7,95 Euro erwarb, was ich als unverschämt teuer empfand, da ich jüngst auf einen Wein von „Netto“ für 1,99 Euro umstieg, weil ich meinen „Müller-Thurgau“ ja nicht mehr bekomme.

Letztlich trank ich diesen Wein gar nicht, sondern setzte alles auf eine Karte und trank Wodka, den offenbar meine Mitbewohnerin hinter meinem Rücken mitgebracht hatte.

Jetzt, einige Stunden später und sehr postalkoholisch stelle ich fest, dass meine linke Powange schmerzt.

„Hat gestern jemand mit mir geschlafen?!“, fragte ich meine Mitbewohnerin gerade, die heute eine sagenhafte postalkoholische Fröhlichkeit an den Tag legt, dass es fast unerträglich ist. Ach, was heißt „fast“. Es ist unerträglich. Doch nun schläft sie, was damit zu tun hat, dass es gestern Nacht recht spät geworden ist und ich sie dennoch um neun Uhr aufweckte, da ich schon wach und mir langweilig war.

„Ich mache uns ein köstliches Omelett!“, warb ich heute Morgen um das Aufstehen.

„Du und deine Omeletts! Ich will noch schlafen!“, sie dann.

„Lass uns ‚Doctor Strange‘ gucken!“, lockte ich.

Eben haben wir festgestellt, dass dieser Film unglaubliche drei Stunden und 19 Minuten dauert. Er ist schlecht. Der Film ist einfach langweilig. Große Enttäuschung. Umso erleichterter waren wir, als nach rund 100 Minuten der Abspann einsetzte. Nochmal: Der Film umfasst drei Stunden und 19 Minuten.

„Dauert der Abspann jetzt eineinhalb Stunden?!“, fragte meine Mitbewohnerin.

Ja, es war seltsam. Aber nach dem Abspann ging der Film dann weiter.

„Im Kino wären wir schon lange aufgestanden und hätten nicht bemerkt, dass der Film jetzt erst richtig losgeht!“, sinnierte ich, doch meine Mitbewohnerin hörte nicht mehr zu, da sie eingeschlafen war.

Nach weiteren 15 Minuten des Films bemerkte ich, dass ich nur das Making-of dessen sah, das dem eigentlichen Film angehängt war.

Nun sehe ich „Sausage Party“. Auch der Film eine köstliche Enttäuschung. Sobald meine Mitbewohnerin wieder erwacht ist, werden wir uns ein Bryan Cranston-Medley ansehen, da Bryan Cranston ausschließlich in guten Filmen mitspielt. Und er spielt im Grunde derzeit in jedem Film mit. Seine Filme haben ähnlich viele Aufrufe wie meine Youtube-Videos.

Völlig zerstört war ich heute Morgen bei meinem Kioskmann, um Nachdurst-Fanta zu besorgen. Der Mann kennt mich inzwischen gut, zumal ich ihm vorgestern nach dem groß angekündigten Sturm seine „Langnese“-Fahne wiedergebracht hatte, die vor unser Haus geweht worden war. Hatte eigentlich gehofft, dass ich dafür irgendwas umsonst bekomme. Ein „Mars“ oder „Raider“. Oder eben ein „Langnese“-Eis. Aber dazu kam es nicht, doch immerhin war er außer sich vor Freude, was mich dann auch befriedigte. Diese Kiosk-Geschichte hatte eigentlich eine Pointe, die ich aber unglücklicherweise vergessen habe.

Der gestrige Gastgeber, nennen wir ihn Markus, hat sich „Alexa“ gekauft. Ein faszinierendes Gerät, das den Nutzer natürlich ausspioniert, was aber nun egal sei. Man kann zu Alexa sagen:

„Alexa, mach das Licht im Schlafzimmer an!“

Und das funktioniert! Tatsächlich ging sofort das Licht im Wohnzimmer aus.

„Kinderkrankheiten.“

„Alexa, sprich mit Siri!“

Geht auch! Führt aber nur zu Verwirrung. Man wird schnell eifersüchtig, wenn Alexa sich so gut mit Siri versteht.

Alexa: „Siri, mach das Licht im Wohnzimmer wieder an.“

Siri: „Es tut mir leid. Ich habe dich nicht verstanden.“

Alexa: „Ich habe dich dem Warenkorb hinzugefügt. Deine Bestellung ist am Dienstag bei dir!“

Wir sind gespannt, was Dienstag also geliefert und was es kosten wird.

Meine Mitbewohnerin hatte nicht ganz zu Unrecht die Sorge, dass ich mir noch in der Nacht Alexa bestelle. Das ist aber nicht passiert. Viel reizvoller fand ich hingegen ein Sportgerät, das Markus hat: Es ist gewissermaßen eine Hantel für den Kopf. Ein Gewicht also, das man sich an den Kopf hängt, um den Nacken zu trainieren. Er führte es uns vor, was mir etwas Sorge bereitete, da ich glaube, jenes Gerät ist nicht nur für die Nackenmuskulatur geeignet, sondern auch sehr gut dazu, sich den Hals zu brechen. Ich sehe also davon ab, mir das Teil zuzulegen, da ich glaube, den Hals kann man sich nur ein Mal brechen.

„Sausage Party“ ist nun an mir vorbeigerauscht, ich starte den Film von vorn, womöglich erwacht gleich auch meine Mitbewohnerin wieder.


Die Pointe der Kiosk-Geschichte finden Sie auf meiner Facebook-Seite!