An einer Tankstelle habe ich mir vor einigen Wochen die „Men’s Health“ geholt, weil ich dachte, dass ich nach deren Lektüre so aussehen würde wie der gestählte Mann auf ihrem Titelblatt. Und wie man weiß, hat das sogar funktioniert, schon die Juni-Ausgabe wird mein Konterfei schmücken, was man so lesen sollte, dass ich mir die Titelseite aufs Gesicht klebe …

Ich verstehe heute mehr denn je, wie sehr manch Mädel sich durch Frauenzeitschriften, aber auch Werbeplakate und so weiter, unter Druck gesetzt fühlen muss, wenn es darum geht, einem medial propagierten Ideal zu entsprechen. Übrigens sehe ich in der Öffentlichkeit nicht, dass das gelingt. Noch immer vermögen die Frauen es nicht, endlich mal so auszusehen, wie Magazinmacher es gerne hätten. Ich bitte also darum, mehr zu hungern und/oder zu kotzen.

Die Men’s Health gibt nicht einfach nur ein Männerideal vor, sie sagt auch, wie dieses easy zu erreichen ist:

  • So klappt der richtige Oralverkehr
  • Libido natürlich steigern – so klappt’s
  • So gelingt die erotische Massage
  • Darum haben Sportler besseres Sperma

Und was mein Interesse tatsächlich geweckt hat:

  • Deepthroat für Einsteiger und Fortgeschrittene

Allerdings scheint sich der entsprechende Artikel eher an Frauen zu richten, wenn ich lese:

[…] eine Banane ist der ideale Penis-Dummy, um den Deepthroat zu simulieren. Auch mit einer Zahnbürste kann ein Vorstoß in Richtung Rachen gemacht werden. Dazu wird die Bürste über die Zunge im Rachen vorsichtig an die Stelle geführt, an der der Würgreflex eintritt. Wenn dort länger verharrt oder mit den Bürsten leicht massiert wird, lässt der Würgreflex mit der Zeit etwas nach. Diese Methoden sind zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftig.

Sind sie, denn ich kenne das mit der Zahnbürste! Ich schrubbe mir jeden Morgen damit die Zunge. Der hartnäckigste Belag liegt ganz hinten auf der Zunge und dringe ich bis dahin vor mit meiner Bürste, muss ich auch gelegentlich über dem Waschbecken würgen, anfangs kam sogar Schleim mit hoch, der sich dann mit der Zahncreme vermengte zu einer völlig neuen Geschmacksrichtung. Ich finde das wahnsinnig erotisch.

Doch hier soll es um einen Artikel gehen, der die acht Indikatoren für die Notwendigkeit einer Trennung aufzählt, einer Trennung von der Partnerin. Im ersten Teil legte ich deren erste vier als Maßstab an meine Beziehung an, nun folgen die verbleibenden vier.

Acht Anzeichen, dass Sie sich von ihr trennen sollten

5.) Sie finden Ausreden für Sex

Dazu muss man sie erst einmal suchen. Das müssen wir nicht, denn wenn er wund ist, ist er wund, da muss man einfach mal aussetzen. Manchmal allerdings erwische ich mich dabei, wie ich zu ihr sage:

„Jetzt bitte nicht, fünf Mal müssen reichen!“

oder

„Stopp! Aufhören! Chef kommt gleich wieder rein!“

oder

„Nicht jetzt, meine Mutter sitzt hier am Tisch!“

Men’s Health warnt vor mangelnder Anziehungskraft, die Ursache für häufig ausbleibenden Sex sein könnte. Diese Gefahr sieht mein Penis bei uns nicht.

Acht Anzeichen, dass Sie sich von ihr trennen sollten

6.) SIE flirten, was das Zeug hält

Gut, dieses ist der erste Punkt, bei dem ich zugeben muss, das tue ich gelegentlich. Und das Männermagazin beruhigt auch und sagt:

Ein unverbindlicher Flirt ist immer okay. Es schadet niemandem, ab und zu seinen Marktwert zu checken.

Diese Marktanalyse ist allerdings nicht immer der Grund bei mir, mir macht es schlicht Spaß. Das Leben wäre ein Jammer ohne die Interaktion mit Frauen. Freilich darf diese Interaktion nicht zu Lasten meiner Mitbewohnerin gehen, denn über Zweigleisigkeit weiß Men’s Health, dass sie eher kompliziert auf Dauer sei.

Und ein bisschen den „Marktwert“ zu schätzen, finde ich okay. Meine Mitbewohnerin flirtet ebenfalls auf sehr hohem Niveau, bricht ungewollt ein Herz nach dem anderen, doch ist mir völlig klar, dass sie einen hohen Marktwert hat, nicht zuletzt deshalb halte ich an ihr fest, denn eine hohe Nachfrage bedeutet auf Märkten immer auch hohe Preise. Ihren Preis halte ich sehr hoch, denn sobald sich jemand ihr anbietet, komme ich als Vermittler dazwischen, der jedoch alles andere als Vermittlung betreibt, sondern Grenzpfähle in den Boden rammt, wobei im absoluten Notfall körperliche Unversehrtheit nicht mehr garantiert ist.

Ich habe schon immer viel geflirtet, doch erst seit einigen Jahren merken die betroffenen Frauen es auch. Und nicht alle derer drehen sich angewidert um, allerdings dann doch so viele, dass es mir zu denken geben müsste. Aber was soll’s, ich habe ja exakt die, die ich immer wollte. Und aus diesem Grunde flirte ich mit keiner mehr als mit meiner Mitbewohnerin.

Acht Anzeichen, dass Sie sich von ihr trennen sollten

7.) SIE sind nicht mehr bereit, Opfer für sie zu bringen

Ich bringe ungern Opfer. Ich denke oft an mich. Doch da sie Teil von mir ist, ist ein An-mich-Denken nur möglich, wenn ich gleichzeitig dabei an sie denke. Habe ich mich einmal entschieden, stehe ich dafür gerade und nehme jeden Preis dafür in Kauf. Und für meine Mitbewohnerin habe ich mich entschieden und stehe womöglich schon vor dem nächsten Opfer. Sie hat zweifellos Priorität in meinem Leben, über weite Strecken lebe ich überhaupt für sie. Ohne sie wäre ich nur eine orientierungslose Blaupause, sodass jedes Opfer für sie per se gerechtfertigt ist. Es gibt immer wieder Situationen im Leben, wo ich Entscheidungen treffen muss. Manche sind in ihrer Konsequenz denkbar bitter und doch bedürfen sie keiner langen Abwägung. Im Zusammenhang mit meiner Mitbewohnerin sind Entscheidungen und Opfer mir stets ein Leichtes.

Das ist übrigens etwas, das ich mit Mitte 20 noch nicht kapiert hatte: Es gibt im Leben ganz miese Entscheidungen mit ganz miesen Konsequenzen, Entscheidungen jedoch, über die man nicht lange nachdenken muss, deren Folgen unausweichlich, aber doch zu akzeptieren sind. Darum muss man Prioritäten im Leben setzen und für diese Opfer bringen, da es sonst keine Prioritäten wären. Kurioserweise sind das die einfachsten Entscheidungen.

Acht Anzeichen, dass Sie sich von ihr trennen sollten

8.) SIE können sich keine Zukunft mit ihr vorstellen

Ich hatte bislang wie viele Beziehungen in meinem Leben? Kurz nachzählen, ob ich die noch alle auf die Reihe kriege … hm … da war jene Kathrin, die sich womöglich auch ohne H schrieb und dann war da … zwei! Ich hatte mit der aktuellen exakt zwei Beziehungen und im Idealfall bleibt es bei dieser bodenständigen Anzahl. Bei der ersten Beziehung wusste ich relativ schnell, dass eine Zukunft mit ihr einer Dystopie gleichkäme, sodass ich sie einigermaßen zügig und abrupt abbrach, die Beziehung. Solche Schnitte setze ich stringent und konsequent mit unmenschlicher Härte. Bei meiner Mitbewohnerin ist mir nicht erst jetzt nach zwölf Jahren klar, dass es da eine Zukunft gibt, denn diese Zukunft leben wir bereits seit vielen Jahren.

Die Bilanz

Kaum etwas nervt mich an ihr, streiten tun wir uns nie, aus dem Wege würde ich ihr niemals gehen – sie ist mein Weg – und Männerabende ersetzen sie mir nicht. Und auch die vier Anzeichen dieses Beitrages können wir getrost abhaken. Und doch weiß ich, dass ich auf Holz klopfen muss, denn auch das Undenkbare kann jederzeit grausame Wahrheit werden.