jkhsdfghjralkjgfhaghlkffghrkfhklhkls

Zusammen mit meiner Mitbewohnerin habe ich dieses durch meinen auf die Tastatur herabfallenden Kopf enstandende Wort analysiert. Ganz anders als ich gab sie schnell auf:

„Das hat nichts zu bedeuten, Seppo. Du bist halt auf deine Tasten kollabiert.“

„Ja, aber bedenke die Buchstabenspanne: Sie geht von ganz links auf der Tastatur mit der Taste A fast bis zur ganz rechten Seite, repräsentiert durch das L! Nur das Ä ist noch weiter rechts!“

„Und das Ö, aber … na und?!“, fragte sie.

„Wie, nana und?! So breit ist meine Stirnplatte gar nicht! Diese Buchstabenkombination ‚jkhsdfghjralkjgfhaghlkffghrkfhklhkls‘ ist physikalisch-biologisch-anatomisch mit meinem eher ei-förmigen Kopf gar nicht möglich!“, erklärte ich ihr mehr un-als ge-duldig.

„Seppo, du gleitest gerade wieder ins Moderieren ab, wir sind hier nicht in einer deiner zahlreichen totmoderierten Sendungen! Was willst du mir sagen?!“

„Dass der Kosmos mir eine Botschaft übermitteln möchte. Eine offenbar verschlüsselte.“

Das ist das Problem mit verschlüsselten Botschaften: Sie sind verschlüsselt. Warum sind sie verschlüsselt? Nun, das kann zwei Gründe haben. Entweder die kodierte Botschaft enthält brisante Informationen, die keinesfalls einem Dritten in die Hände fallen dürfen – Stichwort Enigma-Code – oder aber der Empfänger der Botschaft ist Knobelfreund.

„Mitbewohnerin, würdest du sagen, dass ich ein Freund von Knobeleien bin?“

„Nicht einmal unter Folter würde ich das behaupten.“

Gut, die Antwort hatte ich erwartet, sodass ich nun wusste, dass der Kosmos mir hochbrisante Informationen zukommen lassen wollte. Schlimm wog, dass ich meine Mitbewohnerin bereits in die Nummer mit reingezogen hatte, obwohl ich davon ausgehen musste, dass jene Botschaft nicht für ihre zauberhaften Augen bestimmt war. Entsprechend panisch packte ich ihren Kopf und drehte ihn von meinem Monitor weg, auf dem das „jkhsdfghjralkjgfhaghlkffghrkfhklhkls“ zu lesen war. Doch leider hatte ich die Rechnung ohne Berücksichtigung ihrer jahrelangen Erfahrung als Kampfsportlerin gemacht: Blitzrasch hob sie ihren Ellbogen, ehe ich überhaupt auf den Gedanken kommen konnte, mich zu versehen. Mit einer beeindruckenden Wucht rammte sie in einem weiteren Schritt ihren Ellbogen in mein Gesicht, sodass ich langsam vom Stuhl rutschend zu Boden ging, dabei noch die Tastatur mit herunterreißend, wodurch auf dem Rechner-Bildschirm ein neues Wort erschien:

qqewr011018jkefdskhhksfkh

Ich allerdings sah das nicht mehr, denn ich war für eine Weile in einer anderen Welt, im Reich der Benommenheit. Und so sollte ich nicht erleben, wie sich der Sekundenzeiger unserer Uhr im Wohnzimmer, die die Zeit von North Carolina an der Atlantikküste der USA anzeigt (was nicht selten zu Verwirrungen zwischen meiner Mitbewohnerin und mir geführt hat

Sie: „ES IST ERST SECHS?!?!?!?“
Ich: „Nein, nein, es ist zwölf.“),

sich um etwa 10.800 Ziffernblattmarkierungen weiterbewegt hatte. Ich erwachte:

„Hast du mich schon wieder niedergeschlagen?! Du betreibst da eine sehr offensive Defensive! Ich wollte nur verhindern, dass du die geheime Botschaft entschlüsselst! Dein Kampfsport macht vielleicht dein Leben sicherer, aber seit du den Schwarzgurt hast, finde ich mich ständig auf unserem Boden wieder!“

Doch sie nur: „Du hast eine Botschaft. Da!“

Sie deutete auf den Monitor.

qqewr011018jkefdskhhksfkh

Zahlen! Sofort sah ich, dass diese neue Botschaft sich durch die Zahlen von der ersten noch zu entziffernden unterschied.

„011018. Was bedeuten diese Zahlen?!“

„Du ziehst mich ja doch wieder mit rein!“

„Verdammt, ja!“

Schnell griff ich zu ihrem Kopf, um ihr die Ohren zuzuhalten, da ich ausschließlich laut denken kann, was sie eben nicht hören sollte … dumpfer Schlag.

9.000 Zeigerschritte später: Ich wachte auf. Und war allein. Ich spürte etwas auf meiner Stirn.

„Was zur Hölle … ein Zettel! Ah, sie hat mir einen Zettel auf die Stirn geklebt.“

Geistesgegenwärtig hastete ich zum nächstgelegenen Spiegel, um ihre Nachricht zu lesen.

„Das ist … das sind keine lateinischen Buchstaben. Was zur Hölle?! Kyrillisch? Akrynisch? Prötleptisch? … Moment … Das ist einfach nur spiegelverkehrt … ich brauche einen zweiten Spiegel, um das zu entziffern.“

Ich fühlte mich wie in einem meiner geschätzten point and click-Spiele, wo ein Rätsel zum nächsten führt.

Den zweiten Spiegel besorgt, stand ich also vor dem ersten und las aus der Handschrift meiner Mitbewohnerin:

Bin beim Sport. Deine Vitalwerte waren okay, als ich ging. Im Gefrierfach ist ein Kühlpad!

„Warum muss sie mir das spiegelverkehrt aufschreiben?!“, dachte ich, als ich zum Kühlschrank ging und mir den Kühlakku auf die Stirn presste. Ein klarer Kopf, das wusste ich, war jetzt wichtig. Denn da waren ja noch die zwei anderen Herrschaften. Nein! Unsinn, Botschaften, vor allem die Zahlenreihe.

011018

„Eine kuriose Zahl, die mit einer Null beginnt! Was für ein seltenes mathematisches Phänomen.“

Ich saß da und überlegte ohne mir überlegen gewesen zu sein. Aus dem Augenwinkel sehe ich das Blinken meines Handys.

Wie Sie, verehrter Leser, bemerkt haben, wechsle ich nun ins Präsenz. Das hat den simplen Grund, dass die hier erzählte Zeitachse nun die Gegenwart erreicht hat.

Eine Nachricht. Whatsapp. Denn violettes Blinken signalisiert mir, dass jemand bei Whatsapp geschrieben hat. Grün wäre der Facebook Messenger, Blau hingegen blinken die Kommentare der seppolog-Leser.

Nun wissen Sie auch, warum ich immer umgehend auf Ihre Kommentare reagiere!

E-Mails werden weiß blinkend angekündigt, „Spiegel Online“-Eilmeldungen gelb, Android-Systemmeldungen rotgrün gestreift, während ein Einhorn an unserer Wohnungstür klingelt.

Es ist eine Nachricht meiner Mitbewohnerin. Sie schreibt:

„vielleicht sind die zahlen ein datum?“

011018

Ein Datum? Wie lächerlich! Was soll denn das sein?! Der erste Oktober 2018 etwa?! Hahaha. Albern … Mooooment … Verdammt. Ja! Genau das ist es! Etwas gar Weltbewegendes wird am ersten Oktober dieses Jahres geschehen! Etwas, das mich betrifft. Womöglich etwas, auf das ich seit langer Zeit gewartet habe!

Ich höre unsere Tür. Türen hört man ja immer dann, wenn sie bewegt werden. In diesem Fall von einem Einbrecher oder meiner Mitbewohnerin. Ich hoffe auf einen Einbrecher, denn der schlägt mich im Zweifel nicht sofort wieder zu Boden. Doch es ist meine Mitbewohnerin. Reflexartig reiße ich meine Hände in die Höhe und rufe:

„Ich bin unbewaffnet und fasse dich nicht an! Und ich habe das Rätsel halb gelöst! Es ist ein Datum!“

„Ja, das hatte ich dir ja geschrieben!“

„Bin ich von selbst drauf gekommen!“, lüge ich. Weiß aber, dass ich die Whatsapp-Lesebestätigung – die blauen Häkchen – bei mir deaktiviert habe. Diese ärmliche Lüge wird sie mir also nicht nachweisen können. Und ich frage sie:

„Was könnte am ersten Oktober passieren? Was uns betrifft?“

Und nun geschieht etwas gar sonderbares, was im Grunde ein Fall für das Galileo-Mystery-Team ist: Unsere Wohnung versinkt in einem angenehm waberndem Nebel … die Wände verschwinden … selbst der Boden ist nicht mehr zu sehen … oder doch? Was ist das? Kopfsteinpflaster?!

„Siehst du das auch?“, frage ich sie.

„Die Giebelhäuser?“

„Ja! Wo zur Hölle sind wir?!“

„Es sieht aus wie …“

„Es sieht nicht nur so aus, es ist