Vorab bitte ich, das Poser-Foto als das zu nehmen, was es ist, als Foto. Ich bin mir Ihres süffisanten Lächelns ob der Aufnahme vollkommen bewusst, aber es ist mir auch gleichgültig. Gleichwohl würde ich mich an Ihrer Stelle auch darüber lustigmachen. Doch derzeit bewege ich mich in Sphären, die mit der Realität möglichweise nichts mehr zu tun haben – und das kann ich nur empfehlen! Ich wünsche schonmal einen schönen Samstag, es geht nun direkt los!

Ich weiß, ich hatte vor einiger Cait hier angedeutet, im seppolog mein sportliches Treiben auszuklammern, da ich durchaus gemerkt hatte, dass es niemanden außer mir interessiert. Aber hatte ich nicht auch vor Kurzem das Ende dieses Blogs ausgerufen?! Mein Wort ist also nichts wert, denn auch das kam anders, was jedoch daran liegt, dass eine wiederum andere Sache ebenfalls anders kam, sodass im Zuge dessen weitere Dinge anders kamen. Es ist derzeit ein reines Anderskommen bei mir. Mein Plan war eine fulminante Rückkehr gegen Ende des Jahres, doch dann entwickelten sich einige Dinge überraschend schneller, die hier bald eine noch größere Rolle spielen werden …

Zum anderen grenzte es doch an Selbstverrat, klammerte ich den Sport hier aus. Denn ein Sechstel des Tages, vier Stunden also, verbringe ich nun einmal mit Sport. Er ist während der vergangenen zwei bis drei Jahre schleichend ein erheblicher Teil von mir geworden, nachdem ich vor ziemlich genau zehn Jahren von meiner Mitbewohnerin auf ausdrücklichen Wunsch hin mein erstes Hantelset geschenkt bekam. Seitdem ist vieles passiert.

Ich kann hier also nicht über mich schreiben und gleichzeitig den Sport ignorieren, so wie niemand über Hitler schreiben kann, ohne dabei zumindest im Nebensatz den industriellen Massenmord zu erwähnen.

Das kann man doch nicht vergleichen!

Doch, kann man. Das alte Missverständnis: Man vergleicht ja gerade, um Unterschiede heraustzustellen. Man vergleicht ja eben nicht, um Dinge gleichzusetzen. Somit gilt immer, dass man Äpfel durchaus mit Birnen vergleich kann – aber eben nicht gleichsetzen. Dennoch gebe ich zu, dass Vergleiche aus der Gattung Hitler immer schwierig sind, wie die eine oder andere Berufspolitikerin bitter erfahren musste. Übrigens hatte „Der Spiegel“ schon lange keinen Hitler-Titel mehr. Eigentlich bedauerlich, wo doch gerade eine Generation heranwächst, die ungern an Hitler erinnert werden möchte, weil Vergasung und Massenmord, Blitzkrieg und Euthanasie als „Vogelschiss“ der deutschen Geschichte Stimmungskiller sind, mit denen man ungern belästigt werden möchte. Ich würde sagen, gerade weil wir alles dafür tun sollten, wirklich nicht mehr von radikalem Nationalismus belästigt zu werden, sollten wir uns weiterhin mit diesem Thema belästigen. Das nennt man nicht Schuld, das nennt man Verantwortung und Verantwortung tut nicht weh. Stichwort Gauland’scher Vogelschiss: Vögel scheißen immer zweimal, heißt es im Seppotismus, und man bedenke, dass die AfD sich inzwischen wieder für den vermeintlichen Zusammenhang zwischen Behinderung, Inzucht und Migration interessiert. Ich will es deutlich schreiben, um zumindest mir nachher nichts vorwerfen zu müssen: Wehret den Anfängen. Denn sie stehen in den Startlöchern und nicht wenige Bio-Deutsche sind bereit, den Startschuss abzufeuern.

Aber gut, hier soll es um etwas anderes gehen. Nämlich um Rassen. Menschenrassen. Ist natürlich ein schwieriger Begriff, zumal schon „Hitler“, „Euthanasie“ und „Blitzkrieg“ in diesem Text gefallen sind – schwere Kost für einen Samstagmorgen, aber kein Mensch hat das angeborene Recht auf leichte Kost. Überhaupt haben wir alle keine angeborenen Rechte. Wir müssen uns das, was wir Rechte nennen, erkämpfen. Wieder verfehle ich das Thema. Ist eben etwas, das mich tagtäglich beschäftigt.

Gut, Menschenrassen. Müssen wir nicht groß drüber reden, schwieriger Begriff. Selbst bei Tieren spricht man immer seltener von Rassen als mehr von Unterarten. Aber aus biologischer Sicht steht außer Frage, dass es genetische Unterschiede zwischen Menschengruppen gibt. So gibt es Menschen, die eine gesunde Hautfarbe haben, und Menschen wie mich, mit deren Haut man einen Weißabgleich für die Kamera machen kann. Ein Mondbewohner würde mich auf der Erde als hellen Punkt wahrnehmen, derart weiß bin ich. Dass ich sehr, sehr weiß bin, weiß ich, weil man es mir jeden Sommer mitteilt, da es ja sein könnte, dass ich selber noch nicht mitbekommen habe, dass ich sehr weiß bin.

„Seppo, du bist aber weiß!“

„Ja? Moment … Stimmt, ist mir 39 Jahre lang gar nicht aufgefallen.“

Nun, ich lächle inzwischen erschöpft darüber, obwohl ich manchmal antworten möchte:

„Und du bist aber ziemlich aufgedunsen und teigig!“

Das würde aber recht überheblich wirken und viel souveräner als ein beleidigender Tiefschlag ist grundsätzlich das Nicht-Reagieren. Mir ist auch nicht klar, warum man andere immer auf vermeintliche Makel hinweisen muss. Wir können sicher sein, sie wissen es bereits selbst.

2018 ist ein sensationelles Jahr, liebe Freunde. Zumindest für mich. Für viele andere Menschen ist es ein ziemlich beschissenes Jahr. Doch ich muss in diesem Jahr mein eigenes Glück etwas in den Vordergrund rücken, da ich mir später nicht vorwerfen möchte, dieses nicht erkannt zu haben. Und sensationell war auch der Frühling: Sonne. Wo man hinsah: Sonne! Und auch jetzt, im Sommer: Sonne. Das hatte Auswirkungen auf meine Weißheit.

Ich bin einerseits nicht der Mensch, der die Gesellschaft der Sonne sucht, sobald sie in Begleitung von einer Temperatur jenseits der 30 Grad auftritt. Ich bin aber andererseits derjenige, der unabhängig von der Temperatur Sport im Freien betreibt, weil man das auch bei 40 Grad durchaus noch tun kann, ohne seine Gesundheit zu gefährden, auch wenn man in „Bild der Frau“ oder „Joy“ Gegenteiliges liest. Auch so ein Vorurteil, gegen das man kaum ankommt: Sport geht bei jeder Temperatur. Selbst dann, wenn die Sonne im Zenit steht. Man muss seinen Körper nur darauf vorbereiten und möglichst frei von Vorbelastungen sein. Und ich liebe Sport bei Hitze, ich genieße das massive Schwitzen, ich genieße das Allesgeben wie die hernache Abkühlung unter Rasensprengern oder in irgendwelchen dahergelaufenen Teichen. Und weil ich anders als früher nicht mehr nur mein Laufen im Freien betreibe, sondern auch jenen Sport mit dem albernen Namen „Calisthenics“, setze ich mich etwa drei Stunden pro Tag der totalen Sonne aus. Das in Verbindung mit einem Sportshirt-Standardmodell, das ich in mehrfacher Farbausführung stets beim Sportieren trage, führte innerhalb weniger Wochen zu meiner Zebrastreifenwerdung: Ich bin nun zweifarbig und das leider nicht mit einer fließenden Grenze, sondern mit einer abrupten am Oberarm.

„Mitbewohnerin, kannst du mal schnell meinen Arm ablichten?“

„Wofür?“

„Ich blogge gerade.“

Ich gehe damit nun offensiv an die Öffentlichcait, da ich inzwischen mehrfach am Tag darauf angesprochen werde. Ich bin nun nicht mehr der wandelnde Weißabgleich, ich bin jetzt auch noch das Streifenhörnchen. Ich kann kein Foto mehr bei tacko!Seppo (Link führt zu Instagram) posten, ohne dass ich Anfragen bekomme, ob mir meine Zweifarbigkeit schon aufgefallen sei. Dass mich niemand falsch versteht: Ich ärgere mich nicht darüber, finde es selbst lustig und strebe gar nicht das medial und gesellschaftlich vorherrschende Schönheitsideal an, da wir doch alle wissen, dass ganz andere Dinge zählen. Aber inzwischen freue ich mich schon auf den Herbst, gar Winter, wenn mein zartes Braun, das nur im Zusammenspiel mit dem Weiß so braun wirkt, wieder schwindet, denn das Unterarmbraun macht das Restkörperweiß noch viel weißer, als es eigentlich ist. Natürlich wäre die Lösung, ich würde mich vom gesellschaftlichen Kleiderzwang befreien und freien Oberkörpers in der Öffentlichkeit Sport treiben, doch das ist einfach mal meine Sache nicht, widerstrebt meiner Persönlichkeit.

Für einige Wochen werde ich also noch als Vertreter mindestens zweier Menschenrassen durchs Leben wandern, bis ab vielleicht Oktober wieder die Bleiche wieder Oberhand gewinnt. Und weil meine Mitbewohnerin, in diesem Moment neben mir sitzend, das so lustig findet, stelle ich mich nun für sie nackt vor unsere weiße Tapete. Alles, was sie dann sehen wird, sind mein Kopf und meine Unterarme. Und etwas leicht rosafarbenes …

Über eine zweite Folge des Sports werde ich beim nächsten Mal berichten.