Gott, habe ich gerade Hunger. Ich stelle meine Ernährungsfrequenz gerade wieder um auf Intervallfasten. Keine Sorge, ich komme Ihnen jetzt nicht mit diesem ganzen Gesundheitsgedöns, denn das ist gar nicht mein Motiv. Mir ist egal, wer was wann isst. Mit geht es um meine Gewichtskontrolle und daher esse ich in einem Zeitfenster von einer Stunde am Tag, darüber hinaus nicht. Dieses extreme Intervall gilt als lebensverlängernd und mitnichten ungesund. Die üblichen Ratschläge, wie „Frühstücke wie ein Kaiser… “ und so weiter sind in der Regel das Ergebnis von Ursachen, die mit der menschlichen Biochemie gar nichts zu tun haben, sondern eher in Zeiten der Not entstanden sind, beispielsweise in der Nachkriegszeit, in der Lebensmittel knapp waren. Auch weisen Ramadanstudien darauf hin, dass man auch gerne nachts um zwölf große Mengen an Kohlenhydraten zu sich nehmen darf, ohne schlagartig zuzunehmen. Ab 18 Uhr keine Kohlenhydrate mehr? Auch totaler bullshit. Ich verzichte rund um die Uhr weitestgehend auf diesen Makronährstoff.

Meine Umstellung wird etwa drei Tage dauern. So lange dauert es, bis der Stoffwechsel sich an die neuen Begebenheiten gewöhnt hat. Es ist dann kein Problem, bis um zirka 18 Uhr nichts zu essen: Weder kollabiert mein Kreislauf, was ich für eine memmenhafte und übertriebene Sorge halte, noch habe ich ein Hungergefühl. Der menschliche Körper ist überraschenderweise für diese punktuelle Art der Ernährung gemacht.

Zwei Dinge sind mir hierbei wichtig: Ich möchte grundsätzlich nie missionieren. Ich will niemanden dazu motivieren, das nun auch zu tun, was ich tue. Warum sollte ich? Es ist mir egal, wie andere leben, solange sie mich in meinem Leben nicht stören. Ich halte mich auch nicht für besser, auch wenn mich gestern folgender Kommentar hier im Blog erreichte, den ich Ihnen nicht vorenthalten will, weil ich herzhaft lachen musste. Ich anonymisiere ihn, was ich nicht müsste (da er öffentlich gepostet wurde. Ich wundere mich immer wieder über an mich gerichtete Forderungen, Kommentare bitte zu löschen. Wie wäre es, einfach nicht zu kommentieren?!):

Das Phänomen kenne ich zur Genüge: Leser, die mit „Entfolgen“ drohen, erkenne ich zum einen an der wiederholten Drohung zu entfolgen und zum anderen daran, dass sie nicht entfolgen. Ich empfehle denen, die mit mir hadern, mich narzistisch und unsympathisch finden, was ja alles durchaus zutreffen mag, einfach nicht mehr diesen Blog zu besuchen. Wenn ich Backen nicht mag, lese ich auch keine Back-Magazine. Ich werde mich sicher nicht ändern, nur damit mir irgendwer nicht „entfolgt“. Mir ist es völlig wumpe, was irgendwer von mir hält. Und ein Tipp, der mir in den zurückliegenden Monaten sehr geholfen hat und den ich im Zusammenhang mit solchen Kommentaren abermals beherzige: Ich mache mir die Probleme anderer nicht zu eigen. Projizieren Sie Ihre eigenen auch bitte nicht auf mich. Denn das würde mich überhöhen, während mir die eigene Überhöhung zur Last gelegt wird.

Zurück zum Chalen, wie man in Münster sagt, mit hartem „CH“, zurück zum Essen also. Zwei Dinge, sagte ich eben, seien mir wichtig, deren zweites es ist, dass ich kein Gesundheitsfanatiker bin. Ich tue viele Dinge, die einer güldenen Gesundheit sicher nicht zuträglich sind: Ich lasse, wie erwähnt, Kohlenhydrate weg. Es besteht die Möglichkeit, dass das nicht gesund ist. Tatsächlich weiß man es aber nicht. Es gibt solche und solche Studien. Die Kombination aus „low carb“ und Sport scheint ebenfalls problematisch zu sein, aber ich praktiziere auch nicht „no carb“, sondern „low carb“ in Verbindung mit „high protein“. Sechs Eier am Tag sind übrigens ebenfalls vollkommen unproblematisch. Und wenn sie acht mögen, dann essen Sie acht.

Meine Mikronährstoffe erhalte ich überwiegend über Nahrungsergänzungsmittel, die nicht ein Optimum der Ernährungsweise darstellen, die man aber auch nicht derart verteufeln muss, wie es gemeinhin der hysterische Fall ist. Diese arrogante Besserwisserei ohne ein Fundament dahinter geht mir so dermaßen auf die Eier! Wenn ich mir natürlich den wirkungslosen Müll aus Drogerien oder Supermärkten reinpfeife, ist das was anderes. Ich darf Ihnen sagen: Magnesium- oder Vitamintabletten aus den üblichen Röhrchen bringen einfach mal nichts, sie rutschen so durch. Das ist aus wissenschaftlicher Sicht erfrischend unbestritten.

Ich gehe morgens acht bis zehn Kilometer laufen (im Wechsel mit Tempo- und/oder Intervallläufen) und mache ab in der Regel 16 Uhr 15 90 bis 120 Minuten Krafttraining – auf nüchternem Magen. Erst danach wird gegessen, sodass ich den „open window“-Effekt nutze. Hier ist gemeint die immunologische Lücke nach körperlicher Belastung, in der wir besonders anfällig für Infektionen sind: die Energiereserven aufgebraucht und die Muskeln „zerstört“, wie der Pumper gerne sagt, womit er die feinen Faserrisse in den Muskeln (Mikroverletzungen) meint, die sich nach rund 14 Stunden als Muskelkater bemerkbar machen. Diese „Zerstörungen“ sind notwendig und überhaupt erst die Basis für den Trainingseffekt, für das Muskelwachstum also. Der Körper füllt gewissermaßen die Risse zwischen den Fasern mit Proteinen, woraus sich der wachsende Muskel ergibt („Superkompensation“, also Überanpassung. nennt sich das, denn der Körper rüstet sich gewissermaßen für die nächste Belastung – ganz grundlegendes Prinzip des Sports.).

Unmittelbar nach dem Training – ob nach Ausdauer- oder Kraftsport – ist der Körper sehr aufnahmefreudig. Dieses offene Fenster sollte man nutzen, um die Speicher, wie es immer so schön bildlich gesprochen heißt – aufzufüllen. Denn andernfalls holt sich der Körper die fehlende Energie woanders her: aus sich selbst. Eine Kalorienaufnahme, die unter dem Grundumsatz einer Person liegt, führt zwar zum Gewichtsverlsut (der ja gewünscht sein kann), konterkariert aber etwaige Ziele wie Muskelwachstum. Denn im Zweifel holt sich der Körper die fehlende Energie aus den Muskeln – er baut sie ab statt auf. Und das bekommt man zu spüren. Man wird trotz Krafttrainings immer „schlapper“ und müder; auf Dauer sogar krank.

Wie auch immer sich jemand ernährt: Die Signale des Körpers zu verstehen, ist dabei das Wichtigste. Es ist nicht wichtig, sich auf Ernährungstipps aus der Populärwissenschaft zu beziehen. Was in Zeitschriften oder Onlinemagazinen zu lesen ist, ist überwiegend falsch. Nicht, weil es sich um Lügenpresse handeln würde (Ich lehne den Begriff als für die deutsche Presselandschaft vollkommen unzutreffend ab.), sondern weil Käufe und Klicks generiert werden müssen. Es werden Trends gesetzt, über die man dann schreiben kann. Auch das Intervallfasten ist so ein Trend. Liest man über Monate oder gar Jahre immer mal wieder und mitunter nur unterschwellig positiv von solchen Trends („Low carb“ ist gerade ganz weit vorn!), glaubt man irgendwann an sie. Die Kunst ist aber, diese zu hinterfragen und sich einfach mal seriöse, wissenschaftliche Studien zu besorgen. Die Erkenntnis muss ja am Ende nicht Falsifikation oder Verifikation sein, denn es genügt ja schon das Wissen, dass die Dinge eben alles andere als klar bewiesen sind, auch wenn „Fit For Fun“ oder „Fitbook“ es so darstellen. Mein Lieblingsbeispiel ist dabei die Zwei-Liter-Regel: So viel Wasser solle man mindestens pro Tag trinken. Dieses Regel entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage, freut aber die wasserabfüllende Industrie, die es geschafft hat, dass wir heute jederzeit trinken. Jeder Idiot läuft mit ’ner Flasche rum. Ob man das nicht mal hinterfragen sollte?! Wer allerdings mehrere Stunden Sport am Tag betreibt, und das dann auch bei hohen Temperaturen, der wird ohnehin eher bei vier bis sechs Litern landen als bei zwei. Aber auch eineinhalb können ausreichen.

Auch so ein Punkt, bei dem mir immer wieder der Hut hochgeht: Täglicher Sport sei ungesund! Man müsse sich doch regenerieren! Puh, das ist dieses Pauschalwissen, das viele sich aus Überschriften der Populärwissenschaft aneignen. Die meisten beruhigen damit vermutlich ihr schlechtes Gewissen, weil sie nur ein, zwei Mal pro Woche sich ein bisschen die Beine „im Park“ vertreten – sie nennen es dann ‚Joggen‘ -, andere wiederum wollen vielleicht Wissen prostituieren, was legtim ist, doch sollte man auch etwas zu prostituieren haben.

Die Frage, wie viele Trainingseinheiten pro Woche, beschäftigt mich seit mindestens fünf Jahren. Ich habe nicht wenige Bücher gewälzt und viele Dokumentationen gesehen. Und ich rede hier nicht von irgendwelchen Youtube-Videos, die in der Masse totaler Schrott sind, da ihre Protagonisten nur irgendwas ihrer großen influencer-Idole nachplappern. Das Finden von maximaler Wahrhaftigkeit ist eben nicht so simpel, wie sich das idiotische Verschwörungstheoretiker gerne ausmalen, es steckt Arbeit dahinter. Und vor allem eigene Erfahrung. Und auch die bekommt man nicht innerhalb eines Jahres, da gehören schon mehr dazu.

Im Prinzip gilt zur Trainingshäufigkeit: Man kann zweimal am Tag trainieren, sieben Tage pro Woche. Eine bittere Erkenntnis für denjenigen, der es nicht gerne tut. Er hat keine Ausrede mehr.

Entscheidend ist aber die Ausgestaltung des Trainings und ein ordentlicher Trainingsplan ist auch nicht mal eben in einer Stunde entworfen. Trainingspläne sind eine hochindividuelle Angelegenheit und kein vorgefertigter Plan aus irgendwelchen Büchern wird dem einzelnen Leser gerecht. Wie denn auch?! Ein Trainingsplan muss Trainingsziele berücksichtigen: Will da jemand Kraft aufbauen oder Kraftausdauer? Will er dicke Muskeln oder forciert er Schnellkraft? Alles unterschiedliche Ziele, die unterschiedliches Training erfordern. Und klar gilt, dass der Körper regenerieren muss. Aber nicht im Ganzen!

Vereinfachtes Beispiel: Trainiere ich heute den Bizeps und die Beine, können die sich morgen gerne regenerieren. Und während die das tun, trainiere ich morgen Trizeps und meinetwegen die Brust. Und laufen kann ich eh täglich, werden beim Laufen die Muskeln ohnehin wenig beansprucht. Regeneration bedeutet übrigens mitnichten „Nichtstun“, sondern eher „etwas anderes tun“. Viele Läufer setzen an ihrem Pausentag beispielsweise auf das Radfahren oder Schwimmen. Denn Rumgammeln auf dem Sofa ist keine Regeneration, sondern Rumgammeln und absolut schädlich. Das bedeutet freilich nicht, dass ich nie rumgammele. Ich weiß nur währenddessen, dass mein Körper davon nicht viel hat – im Gegenteil. Aber was soll’s?! Bisschen rumgammeln, Netflix und dabei essen? Wer, wenn nicht jemand, der sich exzessiv im Sport ergeht, darf sich das erlauben?! Aber nochmal: Wer Bock hat, das jeden Tag zu tun: mir egal. Ich verurteile es nicht einmal, da es mich nicht tangiert.

Wenn Sie mich zur Weißglut bringen möchten, gibt es zwei Wege: Outen Sie sich als AfD-Wähler, als Nazi also, oder hauen Sie einfach mal pauschales Halbwissen zum Thema Sport raus! In beiden Fällen gehe ich an die Decke! Niemand hat das Recht, Nazi zu sein, aber jeder hat das Recht, keinen Sport zu betreiben. Warum sollte jemand Sport treiben, der keine Lust dazu hat?! Zufällig habe ich Lust darauf und stelle fest, dass ich dadurch ein anderer Mensch geworden bin (auch optisch, was selbstverständlich ein Motiv sein kann, denn ich habe ja die Wahl, ob ich mit 40 schon ein hängender Lappen sein will oder eben nicht). Hätte ich aber keinen Spaß daran, würde ich mich auch nicht dazu zwingen. Wer es nicht mag, wird es nicht durchhalten. Der sollte sich dann aber in seinem Urteil über Sporttreibende zurückhalten.

Wo ich mich gerade schon aufrege: Auf meinem Instagram-Account, der den Kraftsport zum Thema hat, pose ich wie ein Irrer. Wie ich mich kenne, werde ich mich gleich auch für ein entsprechendes Beitragsbild entscheiden. Warum auch nicht?! Der Sport ist nach meiner Mitbewohnerin der Teil meines Lebens, der mich ausmacht. Das wird gerne belächelt. Und ich verstehe das. Was ich aber nicht verstehe: Warum gucken die Belächler es sich dann an?! Geht doch einfach! Als ob mich Spott dazu bewegen würde, das zu unterlassen! Im Gegenteil, er befeuert mich und ich sehe mir dann auch genau an, wer es da wagt, mich zu belächeln. Tja, und was soll ich sagen, in aller Regel muss ich dann müde schmunzeln und mich fragen, mit welchem Recht er eigentlich mich belächelt, wo es sich doch umgekehrt verhalten müsste.

Während dieses Textes habe ich einen Liter Ingwer-Tee mit Ingwer getrunken. Sie werden also verstehen, dass ich nun mein Badezimmer aufsuchen werde.

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