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Eine aufmerksame Leserin meiner Zeylen hat mir die Essenz einer Studie zukommen lassen, die über eine derart massive soziale Sprengkraft verfügt, dass mein Team und ich lange darüber nachgedacht haben, ob das seppolog der richtige Ort für die Veröffentlichung sei. Nein, ist er nicht, aber aufgrund magerer Themenlage gehe ich den mutigen Schritt. Wage ich, ihn zu gehen.

Schwachköpfe posaunen ja immer wieder heraus, dass Print tot sei. Die nackten Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache, Print boomt. Pro Jahr werden zwar mehrere Presseerzeugnisse eingestellt, auf der anderen Seite aber mehrere tausend, Myriaden gar!, neu in die Regale gehievt. Möchte erwähnen, dass das wohl weltweit erfolgreichste Produkt, die „Landlust“, aus meinem Heimatort Hiltrup kommt. Erstaunlich. Von diesem meinungsstarken Blatt einmal abgesehen, war 2015 das Jahr unter anderen folgender Publikationen:

  • „Mumu & Ich“ – das Frauenmagazin für Frauen
  • „Truckers‘ Trost“ – das Frauenmagazin für Fernfahrer
  • „Pfandfrust“ – das Organ der Pfandflaschen-Generation

Diese drei stehen nur exemplarisch für viele andere. Einige alteingesessene Publikationen sind gar nicht mehr aus der meinungsstarken deutschen Presselandschaft wegzudenken wie die „InStyle“, die mir zum ersten Mal auf dem Klo der WG meiner Mitbewohnerin vor vielen Jahren begegnete. Diese Magazine zeichnen sich ja dadurch aus, das sie sich vordergründig an Frauen richten, inhaltlich aber durchaus auch für den Mann interessant sind. Zuletzt hatte ich das Vergnügen mit dem Blatt am Strand von Malta. Ein Artikel darüber, wie sich Frauen die ideale Beschaffenheit des Penis‘ beim Manne (Bei wem sonst?! Beim Pferd?! Obwohl, auch das gibt es.) vorstellen, erregte meine Aufmerksamkeit. Solch Pionierwissen sollte nicht der Frau allein vorbehalten sein!

Nach Lektüre der schwer verdaulichen Kost googelte ich den Begriff „Penisverkürzung“ …

Die „InStyle“ wartet nun mit neuen markerschütternden Erkenntnissen einer Studie zitierend nach dem „Independent“ auf, auf die mich oben verlinkte Leserin freundlicherweise aufmerksam gemacht hat:

Sargträger sind Schweine.

Ein schönes Beispiel dafür, dass ich aus dem Alter raus bin, in dem ich noch ohne Brille lesen kann. Nach Aufsetzen der Brille konstatierte ich:

Bartträger sind Schweine.

Mit „3 Gründe, warum du keinen Mann mit Bart daten solltest“ ist der „Artikel“ überschrieben, der bei seinen Leserinnen nicht allzuviel geistige Substanz voraussetzt. Dass wir trotz Rechtschreibreform die Anrede gerne großschreiben, geschenkt. Dass „daten“ kein Wort ist, wenn man es kleinschreibt, geschenkt. Die Verhältnisse, sie sind nicht so. Nicht mehr. Aber gut, wenden wir uns Grund eins zu:

Sie seien Fremdgänger.

Für Neuleser noch diese Information vorab: Ich bin überzeugter Vollbartträger. Ja, und „InStyle“ hat hier fraglos Recht, ich ficke alles, was bei drei nicht auf den Bäumen sitzt. Ist doch klar, so ein Bart macht absoult unwiderstehlich, ich kann mich vor Frauen gar nicht retten.

Soweit die Theorie. Die Praxis sieht so aus: Ich darf von mir sagen, dass ich treu bis treudoof  bin. Das ist Folge einer Grundsatzentscheidung, die ich einfach irgendwann mal getroffen habe. Was vor meinem geistigen Auge geschieht, ist natürlich etwas anderes, aber auch vollumfänglich mir überlassen. Man kann es weder Mann noch Frau, also auch meiner Mitbewohnerin kaum verübeln, sich das ein oder andere mit dem ein oder anderen zumindest vorzustellen. Ich befürworte durchaus das Modell, lebenslang an den einen Partner gefesselt zu sein, halte es aber für widernatürlich. Es ist aber ein Gesellschaftsmodell, dem ich durchaus vieles abgewinnen kann. Aber es ist auch kein Dogma für mich. Gegen Fremdgehen spräche bei mir übrigens schon die Tatsache, dass ich danach nicht mehr in Ruhe fierchen könnte. Ich bin nicht abgebrüht genug. Gottseidank, das erleichtert so manche Entscheidung. Ich bin also kein Fremdgänger und appelliere an meinen Verstand, zu cainer Sekunde auch nur einmal schwach zu werden. Es ist es nicht wert. Und unter diesem Aspekt eine Erleichterung, dass ich mich vor Angeboten durchaus retten kann.

Sie prügelten sich gerne.

Schreibt die Schmonzette weiter. Fast die Hälfte der Bartträger sei Schläger. Mag sein, vielleicht ist generell die Hälfte aller Männer Schläger. Während ich zu der Hälfte gehöre, die von der anderen Hälfte verprügelt wird. Meine letzte Schlägerei fand in der sechsten Klasse statt. Ich prügelte auf einen Mitschüler ein, der mir schlicht unsympathisch war. Außerdem hatte er einer Mitschülerin Überraschungseier gestohlen. Träfe ich ihn heute, ich würde ihm abermals eine verpassen. Verdammt, ich prügele mich doch gerne?! Welch‘ Erkenntnis! Aber nur für eine Frau, versteht sich. Finde ich moralisch völlig korrekt.

Bartträger seien „angeblich“ Langfinger.

Das Hochglanzblatt wird vorsichtiger, schreibt „angeblich“. Ausgerechnet in dem Punkt hält es sich zurück. Ich klaue jede Woche die „InStyle“, damit ich solche Erkenntnisse nicht verpasse. Tatsächlich liegt mein letzter Diebstahl einige Jahre zurück. Es war noch die Zeit, als man nicht wirklich glaubte, dass man Adressat einer Abmahnung werden könne, doch vier Folgen der „Drei Fragezeichen“ erwarb ich unter Umgehung von Bezahlung. Ich stahl sie. Und das, obwohl ich absoluter Fan unseres Urheberrechtes bin, denn auch wenn kein direkter Verlust ensteht, so muss doch der Schöpfer eines Gutes immer entlohnt werden, da er sonst nicht mehr schöpft und dann gäbe es nichts mehr zu stehlen. Und wer schon einmal so eine deftige Abmahnung mit beiliegender Musterklage in den zittrigen Händen gehalten hat, weiß, dass die Dinger zumindest beim ersten Mal Eindruck schinden. Nun, es ging damals alles seinen Weg, ich habe mich erfolgreich gewehrt und bezahle nun die Dinge, die ich stehle.

Okay, ich sehe ein, die „InStyle“ liegt doch nicht sooo daneben. Vielmehr erklärt sie, ohne das zu beabsichtigen, warum der bärtige Mann (nicht bei allen Damen freilich) so gut ankommt. Weil er ein ganz, ganz wilder ist ;) Diese Weicheier-Scheiße setzt sich doch vollkommen zurecht nicht durch. „Sensibel und männlich“, hörte ich mal, sei der ideale Mann. Toll, wenn man feststellt, ideal zu sein. Und ich könnte Euch noch Dinge aus meinem Leben erzählen, Ihr würdet auf der Stelle feucht werden.


Apropos Urheberrecht:

Quelle: http://www.instyle.de/lifestyle/3-gruende-warum-du-keinen-mann-mit-bart-daten-solltest


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