mikrowelle

Unter dem Text: die HÖRBAR-Variante!

Als meine Mitbewohnerin und ich vor so ziemlich genau vier Jahren diese Wohnung bezogen, war vieles zunächst nur eine Übergangslösung. Aber wie sich das so mit Provisorien verhält, wird aus manch einem eine Dauerlösung.

Wie bei unserer Mikrowelle, die wiederum ich weitere vier Jahre zuvor angeschafft hatte. In Ermangelung eines ordentlichen Backofens in meinen damals knapp 30 Quadratmetern erwarb ich einen Mikrowellen-Automaten, der laut Produktversprechen nicht nur Mikrowellen konnte, sondern auch grillen und umlüften.

Grundsätzlich gilt ja: Wer vieles kann, kann nichts sehr gut. Wer wenig kann, kann das Wenige dagegen richtig gut. 

Das galt auch für jenen Back-Vollautomaten. Er konnte alles irgendwie, aber nichts davon richtig gut. Ich habe also nie ein Brot in dem Ding gebacken oder ähnliches und nach einem Jahr kam mir auch der Gedanke, dass die Back-Funktion von Anfang an kaputt war. Wie auch die Grillfunktion, denn die Heizstäbe wurden nie glimmend rot. Letztlich hatte ich also nur eine überdimensional große Mikrowelle und war froh, als ich beim Zusammenziehen mit meiner Mitbewohnerin feststellen durfte, dass das Gerät nicht in unsere neue Küchenvitrine passte.

Ich trug es daher schon durch die Wohnung mit dem illegalen Ziel, sie vor die Haustür zu stellen, damit der erstbeste Interessent sie mitnimmt und ich mir den Weg zum Recyclinghof sparen kann, als meine Mitbewohnerin mich mit einer Säge in der Hand aufhielt:

„Wo willst du mit der Mikrowelle hin?!“

„Sie kommt weg. Wir kaufen uns eine schicke kleine.“

„Nein, ich säge einfach die Füße ab, dann passt sie in den Schrank!“

Ja, ich hatte die Rechnung ohne meine stets sparsame Mitbewohnerin gemacht, die ihrer Herkunft aus dem Lipperland alle Ehre macht, wenn es um die Vermeidung von Verschwendung geht.

„Okay“, sagte ich, „als Übergangslösung sägen wir die Füße ab. Aber alsbald erwerben wir eine neue!“

Und ich gab zu bedenken, dass so ziemlich alle Lüftungsschlitze der Mikrowelle verdeckt sein würden, was den Sicherheitsbestimmungen zuwiderlaufe. Dazu muss der Leser wissen, dass ich absolut risikoaverser Sicherheitsfanatiker bin.

Und so stand ich die ersten Tage bei jeder Inbetriebnahme des ungeliebten Gerätes  neben diesem, um schnell genug reagieren zu können, sollte es zu Überhitzung mit Explosion kommen. Natürlich blieb das aus, sodass der Vollautomat mit Vollbehinderung vier Jahre lang uns provisorisch zur Seite stand.

Aber ich habe ihn auch vier Jahre lang gehasst. Allein schon das fünfmalige Piep-Signal, wenn er etwas erhitzt hat, um zu signalieren, dass das Erhitzte nun erhitzt ist, machte mich wahnsinnig. Warum muss es gleich fünfmal fiepen?! Dreimal reichten doch vollkommen!

Vor zwei Wochen verabschiedete sich die Mikrowelle mit einem Feuerwerk in unserer Küche, begleitet von einem interessanten Geruch.

Meine Mitbewohnerin: „Seppo! Die Mikrowelle ist explodiert!“

Ich im Wohnzimmer atme auf: „Endlich.“

Ich gehe in die Küche, ziehe den Stecker, nachdem meine Mitbewohnerin sämtliche von mir aufgestellten Sicherheitspläne für solche Fälle („Explodierende Küchengeräte“) missachtet und die Mikrowelle testweise abermals in Betrieb genommen hat.

„Bist du des Wahnsinns?! Soll sie ein zweites Mal explodieren?!“, frage ich.

„Aber mein Kakao ist noch nicht heiß!“

Sie trinkt unfassbar gerne Kakao. Heißen Kakao. Weil meine Oma mich als Kind mal mit heißem Kakao abgefüllt hat mit dem Ergebnis, dass ich ihr Sofa vollgereiert hatte, löst bereits der Geruch heißer Milch bei mir Würgereiz aus.

Die Mikrowelle wurde also zügig von mir stillgelegt und Reparaturen interessieren mich nicht. Wenn ein Gerät in der Küche explodiert, braucht es keinen Fachmann, der mir sagt: „Das Gerät arbeitet schadhaft“. Das sehe ich selber. Außerdem war es ja nur eine Übergangslösung und Übergangslösungen repariert man nicht. Nicht auszudenken, hätte jemand die Mikrowellenmaschine wieder instand gesetzt, damit sie mich noch weitere Jahre begleitet.

„Vermutlich ist sie überhitzt, weil du sie vor vier Jahren so hingestellt hast, dass die Lüftungsschlitze verdeckt waren!“

Späte Genugtuung für mich.

Vergangenes Wochenende. Zwei Wochen nach der Explosion. Wir finden uns nach einem deftigen gemeinsamen Lauf im „Mediamarkt“ in Düsseldorf-Flingern wieder. Nach zwei mikrowellen-freien Wochen also wollen wir eine neue kaufen. Die Kriterien sind klar: Edelstahl innen und außen. Nicht weiß. Silber. Digitalanzeige, wobei egal ist, was diese Anzeige anzeigt. Knöpfe, die irgendwie leuchten. Keine Zusatzfunktionen. Nur Mikrowellen.

Es geht vorbei an der Waschmaschinen-Abteilung. „Samsung“ baut Waschmaschinen! Und was für welche!

„Warum haben wir eine ‚Privileg‘, wenn Samsung auch welche baut? Die sehen ja großartig aus! So macht Waschen Spaß!“, schwärme ich und hoffe auf baldige Explosion unserer an sich noch recht neuen Waschmaschine.

„Wir brauchen keine Samsung-Waschmaschine!“, mahnt mich meine Mitbewohnerin, die nun ahnt, dass ich zumindest eine Samsung-Mikrowelle ins Auge fasse.

„Denk‘ nur an die Möglichkeiten einer Samsung-Mikrowelle! Sie wäre mit unseren Handys kompatibel! Wir könnten sie koppeln!“

Ich bin großer Freund des Koppelns von Geräten. Es wird alles via Bluetooth gekoppelt, weil es mir ein gutes Gefühl gibt. Warum nicht auch die Mikrowelle?!

In der Mikrowellen-Abteilung treffen wir ein zweites Pärchen. Der Mann ist wie ich interessiert an einer eher futuristischen Mikrowelle, während seine hochschwangere Frau oder Freundin oder Mitbewohnerin sich mit einem 50 Euro-Gerät von „Severin“ zufrieden geben würde.

Der Mann: „Die macht nur ‚ping‘, wenn sie fertig ist.“

Und eben nicht „piep“. Das Signal sollte schon, da hat er absolut Recht, nicht mechanisch, sondern elektronisch erzeugt werden. Er kann sich allerdings nicht durchsetzen, die beiden kaufen allen Ernstes eine weiße Ramsch-Mikrowelle. Das würde mir nicht passieren. Bei solchen Dingen habe ich die Hosen an.

Während meine Mitbewohnerin sich nun ebenfalls für das Severin-Modell interessiert, stehe ich bereits einen Gang weiter bei dem Samsung-Modell, das meine Kriterien erfüllt, nachdem ich sie über den Haufen geworfen habe. Nun ist mein Verkaufstalent gefragt, ich muss das Gerät, das ein bisschen teurer ist, meiner Mitbewohnerin schmackhaft machen:

„Es ist Samsung! Mit blauer Digitalanzeige! Blau! Ich meine, wer hat das schon?! Grün, okay. Rot, ja. Aber blau! Außerdem ist sie keramik-beschichtet. Das ist Nasa-Technik. Damit sind die mal auf den Mond geflogen.“

Wir kaufen sie. Denn wir sind vom Sport maßlos verschwitzt, stinken den Laden voll und ohnehin ist es keine naheliegende Idee, an einem Samstag einen Mediamarkt aufzusuchen. Es ist pure Dummheit. Also muss es schnell gehen, wir zahlen und wünschen dem Kassierer ein schönes Wochenende, der uns wiederum kein schönes Wochenende wünscht, und fahren nach Hause.

Sofort erhitze ich mehrere Tassen Wassers mit der neuen Samung-Mikrowelle. Einfach, um irgend etwas zu erhitzen. Spannender Augenblick, als sich der Erhitzungsvorgang dem Ende zuneigt: Wie oft wird sie piepen?

Eins.

Zwei.

Drei.

Vier.

Sie piept viermal. Erste Ernüchterung bei mir. Viermal, warum sooft?! Aber ich sage zu meiner Mitbewohnerin:

„Viermal nur! Ein Piepen weniger! Das ist der Fortschritt! 20 Prozent weniger Generve! Gute Wahl!“


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