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Seit nahezu acht Monaten trainiere ich mich mit Eigen- und Fremdgewicht. Was ich schon jahrelang getan hatte, habe ich Anfang des Jahres intensiviert und ab Mai abermals das Niveau erhöht, weil ich urplötzlich und wegen der fehlenden Finanzkraft eines verirrten Holländers, der ja durchaus auch Niederländer sein kann, ja sogar muss, viel Zeit hatte. Meine Mitbewohnerin bescheinigt mir deutliche optische Veränderungen und auch ich als äußerst selbstkritisch komme nicht umher, hier und da größere Umfänge zu beobachten; es gibt Hemden in meinem Schrank (Modell „Carmen“), die mir cainen Aynlaß mehr gewähren, weil die Oberarme nicht mehr reinpassen.
Es ist acht Uhr 13, ich bin in aufgeregter Erwartung Dorians. Dorian ist in meinem Alter, sogar ziemlich exakt gleichauf, und ab sofort so etwas wie mein persönlicher Trainer. Er bat mich, hier für ihn im Gegenzug zu werben, doch es ist bekannt, was ich von der Vermischung „redaktioneller“ Inhalte mit Werbung halte, sodass Dorian hier „Dorian Black“ heißt, was ein ziemlich guter Künstlername angesichts seiner Tätigkeit ist, wenn man „black“ als Steigerung von „grey“ betrachtet. Ich klopfe mir dafür selber auf meinen Kapuzzenmuskel, der ebenfalls an Umfang zugelegt hat.
Mit Dorian zusammen will ich meinen Körper überführen, was er jedoch in englischer Sprache ausgedrückt hat. Er wird mir ab heute ein Zwölf-Wochen-Programm erarbeiten. Ich sagte ihm:
„Dorian, ich glaube nicht an diese Versprechungen.“
„Als Trainer müssen wir Versprechungen machen, damit wir Geld verdienen.“
„Ich gebe dir vier Wochen. Hat sich nach vier Wochen nichts an mir verändert, brechen wir ab und ich bekomme mein Geld zurück.“
„Das tust du nicht. Aber gut: vier Wochen. Kommst du zu einem positiven Schluss, machen wir bis Ende des Jahres weiter.“
Ziel von seppofit ™ ist also, gegen Ende des Jahres den Körperfettanteil weiter reduziert zu haben, der bei lächerlichen elf Prozent liegt und damit an sich nicht mehr reduzierbar ist, denn alles unter acht Prozent gilt beim Mann als ungünstig. In meiner Altersklasse irgendwo zwischen 35 und 40 Jahren gelten 16 Prozent als exzellent, 19 noch als gut und jenseits der 20 ist man vermutlich das, was man „fett“ nennt. Für die Interessierten sei erwähnt, dass entsprechende Werte bei den Damen immer um die vier Prozentpunkte höher liegen.
Doch das alles sind Zahlen, die in zehn Jahren wieder revidiert werden, das sind Zahlen, die Dorian interessieren, mich weniger. Ich messe meine Erfolge aufgrund meiner nicht zu stillenden Eitelkeit an der Optik, um es klar zu sagen. Es geht nicht um einen Waschbrettbauch, es geht um die Frage, ob das Bauchfett hängt oder sich zumindest in würdevoller Weise über die Bauchmuskeln legt. Eine gewisse Form sollte der bald 40-jährige Körper von mir haben, da es mir letztlich um das eine geht: mit 70 noch fit zu sein.
Dorian wird gegen neun Uhr hier aufschlagen und meinen „Fitnesslevel“ feststellen. Er deutete drei Kategorien an, die wohl mit „Anfänger“, „fortgeschritten“ und „Profi“ gleichzusetzen sind. Ich sehe mich bei „fortgeschritten“, alles darunter wäre ein Debakel, da ich jeden Tag etwa 90 bis 120 Minuten Sport mache – zuzüglich Laufen.
Die Gefahr beim Betreiben von Sport ist grundsätzlich die, einer gewissen Monotonie (Achtung, KM!) anheimzufallen. Ich habe vor ein oder zwei Jahren exzessiv mich an Liegestützen versucht und schaffte nach nur wenigen Wochen, pro Tag zehn Mal 100 zu machen. Das klingt erstaunlicher, als es ist und hat nicht nur etwas mit Kraft zu tun, sondern mit der Gewöhnung des Körpers an Bewegungsabläufe. Mit einem positiven Trainingseffekt hat das nicht unbedingt etwas zu tun, das Gegenteil kann sogar der Fall sein.
Dorian Black ist nur zu einem Teil die Hoffnung auf die Erfüllung neuer Versprechungen; zu einem größeren Teil geht es mir um neue Anreize – für meinen Geist, aber eben auch für unterschiedlichste Muskelgruppen.
„Dorian, eines muss dir klar sein: Eine Ernährungsumstellung ist mit mir nicht zu machen!“, verdeutlichte ich ihm eine meiner Vorgaben. Denn das halte ich nicht durch, ich möchte gerne weiterhin mich ungesund ernähren.
Das ist ein Problem, denn die angepasste Ernährung ist an sich eine gewichtige Voraussetzung für die Körperüberführung. Der Waschbrettbauch verdeutlicht das ganz gut. Man kann noch so viel Sport machen, ohne entsprechende Ernährung wird das nichts mit dem Sechserpack, das ohnehin ein jeder Mensch schon mit sich trägt. Es ist nur meist unter dem Bauchfett verborgen. Zudem lehne ich es mit großer Lust ab, meine Mahlzeiten in ihre Mikronährstoffe zu zerlegen, um abends um 18 Uhr fünf festzustellen: Ich darf jetzt keine Kartoffeln mehr essen. Diese 18-Uhr-Kohlenhydrate-Lüge hat mit vernünftiger Ernährung nichts zu tun. Ich esse auch um Mitternacht gerne noch Weißbrot. Aus Trotz.
Dorian naht. Es geht gleich los. 40 Minuten oder so wird es dauern, bis mein Fitness-Status festgestellt ist. Ich bin wirklich aufgeregt. Denn ein persönlicher Trainer ist neu für mich. Und ich weiß jetzt schon, dass ich mich während des Sportes nicht werde anschreien lassen. Ich habe dann immer Detlef D. Soost vor Augen, der immer so lange rumbrüllt, bis er selber plötzlich rumheult oder jemand das Goldene Mikrofon bekommt.
seppofit ™ als neue Serie im seppolog wird meine Körper-Überführung, was irgendwie nach Überführung meiner Leiche klingt, dokumentieren. Schon heute wird es hier weitergehen!
Auch auf meiner Facebook-Seite werde ich berichten.
Übertreibe es nicht. Wenn du die Arme nicht mehr an den Körper bekommst, sieht es auch nicht mehr schön aus.
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Hehe ich bin ja mal gespannt, was du da erleben wirst, allerdings bin ich massiv beeindruckt von deiner sportlichen Leistung, schaffe ich es doch knapp, die von mir angestrebten 10000 schritte pro Tag einzuhalten ;-)
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Gibt es Vorher-Nachher-Fotos? :-P
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bin ja noch im vorher!
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