kalender

Wie hier in einem ersten Teil, dessen Lektüre zwar empfohlen, jedoch nicht vorausgesetzt, obgleich prüfungsrelevant, nachzulesen ist, besuchte ich zusammen mit meiner Lektorin, die einige verirrte Leser tatsächlich als fiktive Figur wahrnehmen, den Stadtkern Düsseldorfs – eine Stadtpartie, wenn man so will.

Es ist relativ einfach, in Düsseldorf zu parken, wenn man bereit ist, dafür zu zahlen. Da ich Bahnfahren ablehne, weil ich ungern mit dem Pöbel zusammentreffe, war ich durchaus willens, für einen Nachmittag in der Stadt horrende zwölf Euro 50 hinzublättern, was wohl auch daran lag, dass wir uns das womöglich preisungünstigste Parkhaus ausgesucht hatten: das unter dem „Carsch-Haus“, welches ein Teil des „Kaufhofs“ an der Königsallee ist, einer Ruinenmeile, die Düsseldorfer tatsächlich nach wie vor als Trachtmeile beprachten. Inzwischen hat meine Lektorin, KM, mir mitgeteilt, dass jenes Parkhaus neben dem Carsch-Haus platziert worden ist (und nicht, wie ich für fürwahr hielt, darunter) und im Übrigen eine Tiefgarage ist, auch wenn es uns nicht gelungen war, eine tiefere Ebene als „P1“ zu finden, da wir uns direkt nach Einfahrt in die Garage in der Garage verirrt hatten. Allerdings auch schon vorher im Düsseldorfer Straßenchaos, was bass staunen macht, hält man sich vor Augen, dass die Düsseldorfer Verkehrsinfrastruktur nach dem Zweiten Weltkrieg (ist vor dem Dritten Weltkrieg) gezielt auf den Autoverkehr ausgelegt worden ist.

Zu Fuß finde ich mich in Düsseldorf durchaus zurecht, mit dem Auto wird es mitunter etwas komplizierter, da man hierzustadte in aller Regel aufgrund der Straßenbahn, die eine Stadtbahn ist, meist nicht links abbiegen darf, was spätestens dann zum Problem wird, wenn man links abbiegen möchte. Und das möchteten wir, da die anvisierte Parkgarage links von unserem Startpunkt aus lag. Wie ich mich hier in Details verliere, ist schon erstaunlich. Und dennoch lesen Sie bitte weiter, denn ich darf anteasen:

Party, Sex und Titten!

Nun, aber was wird für die Leserin dabei sein? Womit könnte ich diese locken? Mit Titten wohl kaum, oder? Was ist das männliche Sekundärpendant dazu? Die männliche Brust. Leider wird die jedoch im weiteren Verlauf keine Rolle spielen.

Zurück ins Geschehen:

Als ich KM gerade mitteilen wollte, dass es mir gelungen ist, die Kalte Fusion zur Marktreife zu bringen, wies sie mir nun mittels Handynavi-App den Weg zur Tiefgarage, was nicht so einfach war, da das Navi mich stets da links abbiegen schicken wollte, wo das Düsseldorfer Verkehrsdezernat exakt dieses verboten hatte. Zahlreiche Zusammenstöße zwischen PKW und Straßen-, nein, Stadtbahnen zeugen von der unbedingten Empfehlung, wirklich den Weisungen des Verkehrsdezernats zu folgen!

„Wir müssen wieder von vorn anfangen. Ich fahre nochmal nach Hause und wir versuchen es erneut“, schlug ich vor, als das Carsch-Haus bereits in Sichtweite war, aber doch so unerreichbar.

Wann immer ich jenes Gebäude sehe, werde ich nicht müde, unabhängig davon, ob ich alleine unterwegs bin oder nicht, ungefragt zu erzählen, dass dieses historische Gebäude für den U-Bahnbau in Düsseldorf zwischen 1979 und 1984 abgerissen, dessen Fassadenteile katalogisiert und um wenige Meter versetzt wieder neu aufgebaut worden war. Dieser Aufwand fasziniert mich nach wie vor und dennoch war ich in meinen acht Jahren, die ich in Düsseldorf lebe, während ich an der Kalten Fusion forschte, nicht einmal in diesem Gebäude gewesen, das derzeit vom neuen „Kaufhof“-Eigentümer zu einer Filiale von „Saks Off 5th“ umgestaltet wird, was irgendwie eine tolle Nobelmarke ist, der ich für Deutschland prophezeie, hier keinen Fuß fassen zu können. Und doch: Ich stehe mit denen in Verhandlungen über einen eventuellen Vertrieb meiner Kalte-Fusionsreaktoren für den Hausgebrauch.

Auch innerhalb von Tiefgaragen gibt es Flächen, die man nicht beparken darf. Weil wir das nur zögerlich realisierten, parkten wir noch einmal um. Ich war etwas verärgert, weil ich meine Parkplatzsuche in solchen Garagen immer dadurch entkompliziere, dass ich direkt bis in die unterste Etage durchfahre, wo man dann unbeschränkte Parkplatzauswahl hat, so wie ich in einem Parkhaus grundsätzlich direkt bis aufs Dach hochfahre. Das sind so Macken, die meine Mitmenschen manchmal nerven. Aber ich wage zu behaupten, dass im Falle meines Todes irgendwann irgendwer sagen wird: „Ach, ich vermisse diesen Seppo. Wie er immer bis aufs Dach hochgefahren ist!“ Denn ich halte das für zeiteffizienter, als in den unteren Etagen die wenigen freien Stellflächen zu suchen, während auf dem Dach (beziehungsweise im untersten Tiefgeschoss) freie Platzwahl herrscht!

„Es muss doch hier irgendwo noch ein ‚P2‘ geben. Hier steht ‚P1‘ an den Wänden, es muss ‚P2‘ geben!“, fluchte ich.

„Wir sind wieder an der Ausfahrt“, bemerkte hingegen trocken KM in einer Vorzeit, als wir noch keinen Parkplatz gefunden hatten. Weil ich hier in großer Hektik schreibe, bin ich etwas durcheinandergekommen … Wir müssen den Weihnachtsbaum abschmücken und vor unserem Haus deponieren … Also meine Mitbewohnerin und ich. Sie übt gerade Spagat. Ich höre mitunter Schreie aus ihrem Zimmer.

„Gut, wir müssen rückwärts fahren. Das entgleitet mir hier alles. Das beste wird sein, wir fahren nochmal nach Hause und starten alles von vorn.“

Das jedoch war nicht mehr nötig, wir fanden zunächst die gesperrte Parkfläche, dann eine legale Abstellmöglichkeit. KM merkte sich die Nummer des Parkplatzes, die ich nicht einmal gefunden hatte.

„Woher weißt du, dass das Platz 184 ist?!“, fragte ich bass erstaunt.

„Es steht dort!“

„Wo?“

„Naja, du parkst halt drauf. Die Nummer ist unter dem Auto!“

„Achso. Das ist doch albern. Man steigt aus dem Auto und ahnt nicht, dass die Parkplätze nummeriert sind.“

Ein Kalenderbuch war eine höchstwichtige Besorgung, die auf dem Plan stand. Abgesehen davon, dass meine Lektorin mich darauf hinwies, dass es „Buchkalender“ und nicht „Kalenderbuch“ heißen muss, trage ich dort immer meine Läufe ein.

Wenn es „Buchkalender“ heißen muss, was ist dann ein „Kalenderbuch“? Ein Buch über Kalender? Aber wäre ein Buchkalender dann nicht ein Kalender, in dem beispielsweise die Erscheinungstermine wichtiger Bücher des Jahres 2017 verzeichnet sind? Zum Beispiel das, in dem ich ab Mai erkläre, wie ich die Kalte Fusion verwirklicht habe?! Und siehe da, sucht man bei „Amazon“ nach „Kalenderbuch“, kommt als erstes:

kalenderbuchb

 

Ich gebe mich also KM geschlagen und schule bis 2018 auf Buchkalender um.

Von der Tiefgarage gelangt man in das Unterschoss des Carsch-Hauses, wo sich zufällig auch die Schreibwarenabteilung befindet, die mir womöglich auch meinen Kalenderbuchkalender andient. Da aber mein gewünschtes Modell nicht erhältlich war, verkündete ich KM:

„Wir gehen rüber zu Kaufhof und gucken da.“

Kaufhof befindet sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Wir fuhren hoch ins Erdgeschoss, wo ich am Handlauf der Rolltreppe das erste Mal seit vielen Jahren mal wieder einen „gewischt“ bekam, wechselten mittels Ampel die Straßenseite, enterten den Nobel-Kaufhof, nahmen die Rolltreppe ins Untergeschoss, wo die Schreibwaren zu finden schreibwaren, während ich das erste Mal seit wenigen Minuten am Handlauf einen „gewischt“ bekam und KM eine gewisse Klugheit bewies, die mir abging:

„Kann es sein, dass das Untergeschoss von Kaufhof dasselbe ist wie das vom Carsch-Haus?“

Ich wiegelte ab. Denn das hätte ja bedeutet, dass wir das Unterschoss vom benachbarten Carsch-Haus verlassen hätten, um zu Kaufhof zu gelangen, um dann wieder nach unten zu fahren, um abermals im Untergeschoss des Carsch-Hauses zu landen.

„Ja, aber genau so ist es passiert!“, erklärte mir KM, die ich dafür hasste, dass sie es kapiert hatte, ich jedoch nicht.

„Nun gut. Da wir ja schon hier waren, wissen wir ja nun immerhin, wo die Schreibwaren sind“, lenkte ich ab und erwarb ein Kalenderkalenderbuchbuch, das zwar nicht meinen Ansprüchen entsprach, mich aber doch irgendwie befriedigt hatte und Eile geboten war, da das zu dokumentierende Jahr, 2017, bereits seinen Lauf genommen hatte.

Nach einem Umweg über die „Mayersche Buchhandlung“ und die Altstadt strebten wir den Abschied an. Zurück in der Tiefgarage, zwölf Euro 50!, verkündete ich stolz:

„Platz 1067!“, was KM nicht ganz einordnen konnte:

„Was?!“

„Stehen wir nicht auf Platz 1067?“

„184.“

Und im Hinterkopf hatte ich bereits diesen Atlas, den ich in der Buchhandlung gesehen hatte. Diesen Atlas für satte 149 Euro, was nur ein Subskriptionspreis ist. Ich muss diesen Atlas haben, dachte ich. Und es sollten nur zwei Tage vergehen, bis ich ihn bekam – im Tausch mit meinem Patent für den Kalte-Fusionsreaktor. Ein schlechter Tausch, denkt Ihr? Nein, nicht wenn Ihr wisst, welchen Wert Atlanten für mich haben. Doch darüber ein anderes Mal mehr.


Wie es zu diesem abrupten Ende kam, erfahrt Ihr auf meiner Facebook-Seite!