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Vor geringraumer Zeit kam ich in die Gelegenheit, bei „McDonald’s“ eine Art Frühstück einzunehmen, da es sonntagsbedingt an Alternativen mangelte und ich bei der Messe Leipzig als Angestellter unabdingbar war. Ich möchte fast sagen, ohne mich lief da nichts, was – falls es Kollegen lesen sollten – freilich hochironisch gemeint ist. Ich fürchte fast, nicht selten im Weg gestanden zu haben; das aber mit einer bewundernswerten Standfestigkeit. Das seppolog berichtete.

Geschenkt und wohlfeil die Kritik, dass es bei McDonald’s oftmals eben nicht schnell geht, schon gar nicht morgens um acht. Grundsätzlich esse ich deren Produkte nicht ungern und es spielt für mich keinerlei Rolle, woraus beispielsweise „Chicken McNuggets“ bestehen. Sollten es Reste irgendeiner anderen Produktion sein, die beispielsweise aus Hirn und Knochen bestehen, ist es mir egal. Denn es schmeckt mir ja. Soylent Green schmeckt ja vielleicht auch, was grün ist, gilt schließlich als gesund.

Natürlich geht es mir nach einer McDonald’s-Mahlzeit schlecht wie jedem anderen auch. Dennoch kehre ich bei Mäcces gerne ein, was nicht häufig vorkommt, da meine dort zusammengestellten Menüs sich bei etwa 3.500 Kilokalorien bewegen; das geht nicht oft, da werde ich fett. Und da ich derzeit mit zirka drei Kilo kämpfe, die unmöglich dauerhaft Teil meines gestählten Körpers bleiben können, entschied ich mich für drei „McMuffins“, die ich übrigens noch nie zuvor gegessen hatte, da ich meist eher gegen vier Uhr nachts bei McDonald’s aufschlage (was teilweise wörtlich zu nehmen ist), also kurz vor der Frühstückssaison.

Es war ein Erweckungserlebnis, als ich beim ersten Bissen feststellte, dass diese McMuffins besser als jeder Burger dort schmecken. Schlecht wurde mir danach dennoch, was für eine raffinierte corporate identity spricht.

Fast war die Zubereitung des Foods allerdings nicht; das G’schäfterl schien erst im Öffnen begriffen zu sein, da lediglich eine Angestellte im „Service“ tätig war, wozu auch der „Drive-in“-Schalter gehörte. Das verwirrt ja grundsätzlich, wenn sie Kunden ohne Auto im Laden und solche mit außerhalb des Ladens bedienen. Ich wusste zunächst nicht, was sie von mir wollte, als sie sagte:

„Fahren Sie bitte vor zu Fenster zwei.“

„Wos?! Fenster?!“

„Nein, entschuldigen Sie. Nicht Sie.“

„Ah. Ich nicht.“

Spätestens da sah ich auch ihr headset und realisierte, dass sie die Bestellung eines Autofahrenden entgegengenommen hatte. Was mich zu der Frage brachte, ob ich überhaupt schon dran sei. Denn ihre zuvorige Frage

„Guten Morgen, was darf’s denn sein?“

war womöglich ebenfalls nicht an mich gerichtet. Umso alberner muss es ausgesehen haben, als ich ihr dennoch geantwortet hatte und meine auswendig gelernte Bestellung runtergerattert hatte. Ein bisschen so, als wenn jemand einem zuwinkt, man zurückwinkt, nur um dann festzustellen, dass derjenige hinter einem gemeint war und man so ins Leere zurückgewinkt hat, was immer jeder um einen herum sieht.

Ich sortierte mich also wieder, da ich ja nun wusste, gleich wird sie nochmal fragen und vermutlich sogar mich meinen.

„Guten Morgen, was darf’s denn sein?“

„Ja, also ich hätte gerne diesen McMuffin Sausage TS …“-

überlegte kurz vorher sehr genau, ob ich „ti ess“ oder „tee ess“ sage, was mich zu einer Anekdote bringt. Habe mal Hackfleisch gekauft. Überlegte an der Theke sehr lange, wie die Bestellung vorzutragen sein würde. Wollte zwei Pfund Hack halb/halb und bestellte: „Zwei Pfund Hack/hack bitte.“

„… und den Bacon und den McFresh.“

„‚Bacon & Chicken‘?“

„Was?!“

„McMuffin ‚Bacon & Chicken‘?“

„Achso, ja. So heißt der. Ja, den. Und den McFresh, bitte.“

„Sowas gibt es hier nicht.“

„Steht doch da oben. Achso, ‚McMuffin Fresh Chicken‘. Pardon, bin noch nicht ganz wach.“

(Noch schwieriger ist es nur, einen normalen, schwarzen Kaffee bei „Starbucks“ zu bestellen …)

Sie aber auch nicht, also ganz wach. Mein Kollege Simon war vor mir an der Reihe. Er bestellte unter anderem einen Kaffee und bekam von der nicht unsympathischen Angestellten einen Becher voll Spülwasser, da sie nicht die „Kaffee“-Taste, sondern die Reinigungstaste am Kaffeeautomaten erwischt hatte. Nicht unhumorig, aber eben auch nicht zielführend. Simon bekam selbstredend einen neuen, an dem er sich später im Auto nicht den Mundinnenraum verbrannte.

Ich habe es hier schon öfter erwähnt und bei jenem McDonald’s-Besuch hat es sich mal wieder bewahrheitet. Ich kann Räume betreten und dort instehende Menschen mit einem durchaus vernehmbaren „Hallo!“ begrüßen, oftmals wird dennoch meine Anwesenheit gar nicht wahrgenommen. Merke ich immer daran, dass entweder kein Gruß zurückkommt oder ich umgerannt werde, weil übersehen. Auf die Weise habe ich schon mehr als einmal Gespräche mitbekommen, die ich gar nicht hätte hören sollen.

„Boah, Seppo mit seiner arroganten Art geht mir voll auf den Zeiger …“

In dem Zusammenhang empfehle ich den Film „Eine Insel namens Udo“ mit Kurt Krömer.

Und auch jene „Bedienung“ hat mich zwar wahrgenommen, aber ziemlich schnell wieder vergessen. Nach dem Zahlvorgang stellte ich mich in den Wartebereich (einen Schritt nach links) in froher Erwartung meines McBacon fresh Sausage TS.

Nach gefühlten zehn Minuten (real 15 Minuten, die Zeit ging mir an jenem Tag offenbar schnell rum), deuchte es mich, dass etwas schiefgegangen war. Was ich ihr nie vorwerfen würde, da ich während des Warteprozesses in der Warteschlange vorher schon darüber sinniert hatte, wie es ihr gelang, immer drei bis vier Kunden parallel zu bedienen. Dass die da nicht durcheinanderkommt! Respekt! Ich hätte es nur nicht nicht laut sagen sollen, denn an mir ist sie gescheitert. Sie fertigte den hinter mir Stehenden ab, sah dann mich in der Wartezone und fragte:

„Guten Morgen, was darf’s denn sein?“

Zum zweiten Mal. Naja, für mich zum dritten Mal.

„Ich bekomme doch schon!“

„Achso, von meiner Kollegin …“

Denn in der Tat wurde das Service-Personal derweil aufgestockt.

„Nein, von Ihnen. Vor zehn Minuten!“

„Ach, Sie waren der McFresh!“

„Ja. Es ist eben mein erstes Frühstück hier.“

„Tut mir leid, viel zu tun gerade. Da kommt man schon mal durcheinander.“

„Nicht schlimm, passt schon.“

Überhaupt sage ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit „Passt schon“. Ich sage es sogar oft, wenn ich eigentlich denke „Das passt mir aber gerade so gar nicht“. Aber gut, das passt schon. (Das passt mir gerade eigentlich überhaupt nicht.)

Es dauerte nicht mehr lange und ich hatte dann mein Frühstück. Dem sympathischen Unternehmen McDonald’s mache ich keinen Vorwurf und nutze die Gelegenheit, einen Lieferservice für Düsseldorf anzuregen, ich wäre sofort dabei. Und dann könnte ich auch mal sagen „Fahren Sie bitte vor zu Fenster zwei“, wenn der Lieferant zu mir kommt. Verwirrend würde es dann, hätte man lediglich ein Fenster. Er würde zwangsläufig zum Nachbarn weiterfahren …

Ursprünglich wollte ich über „Almased“ schreiben. Für die Unwissenden (was keine Schande ist, im Gegenteil): Almased ist ein Nahrungsersatzprodukt, das das Abnehmen erleichtert. Es ist vermutlich nicht unbedingt gesund, was für mich aber keine Rolle spielt, da es sehr effizient ist und ich auf diese Weise sehr zügig jene eingangs erwähnten drei Kilo loswerde. Ich darf beruhigen: Einen Jojo-Effekt gibt es nicht, wenn man es richtig macht. Und als ich eben meine drei Almased-Mahlzeiten für den Tag mixte (weniger als 1.000 Kilokalorien, mehr gibt es nicht bis Ende der Woche), fiel mir auf, dass diese Art der Ernährung das wahre fast food ist. Leider nicht nur bei der Zubereitung. Denn für den Verzehr meines Almased-Frühstücks brauchte ich nur schlappe zehn Sekunden. 300 Milliliter. Man spart enorm Zeit, wenn ich mal so darüber nachdenke.


Und Zeit ist Geld, was auch für die Verweildauer auf meiner Facebook-Seite gilt!