„Alles ist komisch, selbst der Tragik ist Komik inne und macht diese für den Menschen erst erträglich: Komik ist mehr als nur Lachen, Komik ist Trost.“


Wenn alles nach Plan läuft, wird dieser ausgesprochen kluge Ausspruch in den Literaturwissenschaften posthum untrennbar mit meiner Person verbunden sein. Ich halte diese Aussage für wahrhaftig und unterziehe sie in diesem Blog, dem seppolog, unentwegt einer Überprüfung.

Moinsen!

Ich bin Seppo, geboren im Todesjahr Heinz Erhardts und ein klassischer Münsteraner. Da es menschenunmöglich ist, auf seine Herkunft stolz zu sein (da sie ja keine Leistung darstellt), bin ich nicht stolz, ein Münsteraner zu sein, wohl aber stolz auf diese Stadt, mit der ich mich mit jeder Faser meines Körpers identifizieren kann. Und dennoch unterlief mir im Jahre 2008 ein Fauxpas: Ich zog nach Düsseldorf.

Das war aus zweierlei Gründen schmerzhaft: Zum einen bedeutete es freilich den Abschied aus der Heimat, zum anderen den Beginn einer Wochenendbeziehung mit der zweiten Liebe meines Lebens (wobei ich die Reihenfolge offenlasse …), mit meiner Mitbewohnerin. Und weil Wochenendbeziehungen ziemlich beschissen sind, verschleppte ich meine Mitbewohnerin 2012 in den Düsseldorfer Slum nach Oberbilk, wo insbesondere sie gelernt hat, sich mit Fäusten in den rauen Gassen des Viertels durchzusetzen. Sie ist Kampfsportlerin und seit einiger Zeit auch Trainerin.

In einer früheren Version dieses Textes schrieb ich 2015 dieses:

Ich lebe seit 2008 in Düsseldorf und überzeuge meine Mitbewohnerin, diese Stadt ebenfalls zu schätzen, und es macht ihr Mut, dass ich selbst lediglich sieben Jahre dafür gebraucht habe, was der ein oder andere Seitenhieb in meinen Texten auf diese Landeshauptstadt andeutet.

Jetzt, weitere drei Jahre später, leben wir beide wieder in Münster, womit wir uns einen Traum erfüllt haben, auf dessen Verwirklichung wir und besonders ich sehr stolz sind, dessen Bedeutung für mich gar nicht überschätzt werden kann. Und abermals darf ich meine Version aus dem Jahr 2015 zitieren:

Münster [ist] doch schlicht die bessere Stadt. Das ist mitnichten subjektive Meinung, das ist Fakt. Eine Rückkehr nach Münster steht also bevor.

Diese war zwar für das Rentenalter geplant, doch das Vorziehen des Rückzuges wurde irgendwann im Jahr 2017 zu unserem Projekt, dessen Ziel wir im Oktober des Folgejahres erreicht hatten. Doch was tat ich eigentlich in Düsseldorf?

Ich arbeitete dort als Fernsehmoderator und -redakteur, wobei es mich gelegentlich auch nach Berlin-Spandau verschlug, nachdem ich bombastische Erfolge auf dem weltweit reichweitenstärksten Regionalsender aller Zeiten, NRW.TV, als einer von mehreren Moderatoren des Erfolgsformates „NRW live“ gefeiert hatte, bevor der Sender in eine Schieflage … also in finanzielle Schwierigkeiten … völlig unverschuldet … geriet. Dort fiel ich gelegentlich mit langen Textpassagen auf, sodass ich den Teil meines Wirkens doch besser ausgelagert habe, um mir nicht den Unmut der Kollegen zuzuziehen. Und so startete ich damals diesen Blog, dem es gar nicht darum geht, Blog sein zu wollen, sondern lediglich eine Plattform für meine Texte. Als „Blogger“ würde ich mich daher auch gar nicht bezeichnen. Erst kürzlich fasste ich den Mut, mich „Autor“ zu nennen. Es geht somit um Textlastigkeit im Allgemeinen und Textüberlastigkeit im Besonderen und mir ist natürlich klar, dass ich mir eine Frage immer stellen muss:

Wer will das lesen?!

Das Gros meiner Leser ist weiblich, ich sollte also zumindest in diesem Abschnitt von Leserinnen sprechen, um dem gerecht zu werden. Dabei fühlen sich alle Altersklassen angesprochen; es lesen die junge und die ältere Generation. Die Leserinnen (und auch die Leser) verfügen über ein gehobenes Bildungsniveau, schreiben meist selbst gerne und schätzen die Kulturtechnik des Lesens auch längerer Texte. Solche Leserinnen, die mich über einen längeren Caitraum konsumieren, verfügen über ein gewisses Humorverständnis, das ich auf diesen Seiten zweifellos vorausetze.

Seit Anfang Mai 2015 bestücke ich das seppolog, ein Wortspiel übrigens aus meinem Rufnamen und „Monolog“, was sich leider kaum einem erschließt. Doch so verstanden trifft der Name den Inhalt des Blogs, dessen Charakter sich nach inzwischen mehr als 800 Beiträgen herauskristallisiert hat. Ziel war es von Beginn an, nicht als narzisstischer Selbstdarsteller aufzutreten. Ich kann bilanzieren, dass mir das gründlichst misslungen ist: Es geht hier im Wesentlichen durchaus um mich und nach wie vor frage ich mich, wen es interessieren sollte, was in mir so vorgeht. Und nach wie vor denke ich, dass es einen ganz bestimmt interessiert, nämlich mich. Für einen Blog reicht das nicht, darum versuche ich jeden Tag, mich nur als Aufhänger für ein gewisses Drumherum zu missbrauchen, da ich meine, das in der Tat am besten zu können (von dem, was ich überhaupt kann). Und dabei ist es der Alltag, der tatsächlich sehr viel Kurioses zu bieten hat, und ich beziehe mich dabei auf einleitendes Zitat: Vielleicht kennt Ihr ja die Situation, wenn Euch etwas richtig Mieses widerfährt, Ihr aber in Gedanken in der Lage darüber zu scherzen seid, die Situation von außen zu betrachten und ihre Komik zu erkennen. Ein Beispiel aus – Überraschung! – meinem Leben:

2004 tat ich in einer Samstagnacht das, was jeder vernünftige Münsteraner tut: Ich setzte mich randvoll nach einer Party auf mein Fahrrad, um nach Hause zu dengeln. Durch eine Verkettung ungünstiger Umstände übersah ich das Rot einer Ampel, das mir deuten wollte, die Straße nicht zu überqueren, worüber ich mich allerdings hinwegsetzte. Und nachdem mich das Auto erfasst hatte und ich wieder bei Bewusstsein war, war mir der Ernst der Lage sehr schnell bewusst. Und dennoch, um es zu ertragen, versuchte ich, die Situation von außen zu betrachten und sah einen dämlichen Radfahrer, der betrunken bei Rot die Straße kreuzt – nachts um zwei Uhr – und ausgerechnet das einzige Auto Münsters erwischt, das überhaupt noch unterwegs ist. Ich sah einen betrunkenen Idioten, der zunächst auf das Autodach kracht, um dann qualvoll langsam über die Motorhaube wieder auf den Asphalt zu gleiten, der übersät ist von einer Melange aus mehreren „Bifi“-Varianten, die er sich vorher bei der „Aral“-Tanke gegenüber des „Preußen-Stadions“ geholt hatte. Dazu gab es eine Pressemitteilung. Die ist echt, nicht von mir ausgedacht:

27.09.2004 – 11:36 Uhr, Polizei Münster
Münster (ots) – Zu einem Zusammenstoß zwischen einem Fahrradfahrer und einem Pkw kam es am Sonntagmorgen (26.09.2004) gegen 02.10 Uhr. Der 25 jährige Radfahrer befuhr den Radweg der Hammer Straße stadtauswärts auf der falschen Seite. Schließlich wollte er die Geiststraße überqueren, mißachtete dabei jedoch die auf rot stehende Ampel. Als er die Straße nahezu vollständig überquert hatte, kam es zum Zusammenstoß mit dem Pkw eines 21 Jährigen, der die Geiststraße in stadteinwärtiger Richtung befuhr. Der Radfahrer wurde von dem vorderen linken Kotflügel am Bein getroffen und kam zu Fall. Er wurde leicht verletzt und zur Feststellung seines Blutalkoholspiegels auf die Wache gebracht.

Und so versuche ich Tag für Tag, in jeder Situation das Humorige zu sehen. Wer sich wie ich etwa einmal im Monat einen Krebs diagnostiziert, ist auf diese Sichtweise zwingend angewiesen, um zu überleben.

Darum soll es im Grunde hier gehen, was bereits mehr als 480.000 Leser interessiert, mitunter auch begeistert hat. Pro Monat verfasse ich im Schnitt rund 20 Artikel à 900 bis 2.000 Wörter, die sich mit vielfältigen Themen des Alltags sowie meiner Person und meinen Mitmenschen auseinandersetzen. Ironie, gnadenlose Selbstüberhöhung und Sarkasmus spielen dabei eine nicht unerhebliche Rolle und sind Teil des Spiels mit dem Leser.

Dabei vermische ich meine Lebensrealität mit Fiktion, da ich ein sehr langweiliges Leben führe, das ich pimpen muss, damit es für den Leser interessant wird. Wichtig ist der Hinweis, dass ich die Langeweile meines Alltages forciere, sie für mich selbst gar nicht als Langeweile empfinde. Doch glaube ich, dass wenige andere Menschen mit meinem Leben viel anfangen könnten. Ich bin niemand, der an den Wochenenden paraglidet oder seltene Säbelzahnelefanten vor dem Aussterben bewahrt. Ich schätze das Vorhersehbare und verschicke zu meinem Geburtstag Ausladungen.

Gelegentlich überlege ich, ob die inzwischen doch beachtliche Fülle meiner Texte dazu eignet, meine Person kennenzulernen. Oder simpler gefragt: Kennt der Leser mich, wenn er hier regelmäßig liest? Er tut es nicht. Er kennt nur einen Teil von mir, der durchaus exemplarisch für die anderen steht, aber er kennt eben nicht den Menschen Seppo und ich möchte behaupten, den kennt auch im Grunde nur meine Mitbewohnerin. Mein privates Sein mit seiner massiven Fassade steht im krassen Gegensatz zu meiner Darstellung hier, widerspricht ihr aber keineswegs.

Es gab bislang einige Artikel, die im Grunde durch die Decke schossen, was sich mir in manchen Fällen überhaupt nicht erschließt. Umgekehrt kommt es auch vor, dass ich einen Text schreibe und hochgradig aufgedreht danach vorm Rechner sitze und ihn in der Überzeugung lese, dass mir da ein Meisterwerk gelungen ist (so viel Selbstüberschätzung darf sein), nur um dann festzustellen, vielleicht auch mit gebotenem Abstand, dass es der absolute Müll ist. Insofern überraschen mich Eure Reaktionen und die meiner schärfsten Kritikerin, meiner Mitbewohnerin, die hier auch allzu oft eine Rolle spielt, immer wieder, was die ganze Nummer zu einer spannenden Unternehmung macht!

Der Blog hat für mich zwei wichtige Funktionen. Zum einen die vordergründige: das Schreiben und das Gelesenwerden. Viel wichtiger für mich als für den Leser ist jedoch zum anderen die Erkenntnis, die ich beim Aufbau des Blogs mit seiner überdurchschnittlichen Reichweite gesammelt habe. Manchmal muss man die Ideen, die man hat, die aber im Umfeld belächelt werden, gegen alle Zweifel und Skepsis durch- und umsetzen. Denn wenn auch nicht immer, dann aber zumindest oft wird der dafür erforderliche Mut belohnt.

Das seppolog ist kein professioneller Blog, dennoch bedeutet die Umsetzung einer Textidee vom Schreiben bis hin zur Veröffentlichung inklusive Verbreitung enorme Arbeit, bei der das eigentliche Schreiben den kleinsten Anteil hat. Das nach mehr als 800 veröffentlichten Texten noch immer als Ich-AG bewältigen zu können, macht mich nicht ganz unstolz. Es lohnt, für seine Ideen zu kämpfen.

Mich zumindest hat das Schreiben in den vergangenen Jahren extrem bereichert – unabhängig von der literarischen Qualität, die ich hier biete und die ich nur in selbstironischer Weise gar nicht hoch genug schätzen kann. Das zum Beispiel war ein Scherz und genau so ernst meine ich auch vieles andere, was ich hier von mir gebe.

Und dafür habe ich offenbar studiert. In Münster an der Westfälischen Wilhelms-Universität, die sich bei Facebook albernerweise „Münster University“ nennt. Da kotze ich natürlich in allen Regenbogenfarben, aber das werde ich dann gelegentlich in dem einen oder anderen Blogbeitrag tun. Das Treten unserer fantastischen Muttersprache ist neben dem Neuaufstieg der Nazis in diesem Land mein wesentliches Lebensthema, auch wenn ich da auf verlorenem Posten stehe.

Von mir studieren ließen sich Politikwissenschaften, Wirtschaftspolitik – und, was ich hier erstmals öffentlich zugebe – Soziologie. Das hatte was damit zu tun, dass ich keinen Plan hatte. „Als Politikwissenschaftler werdet ihr Taxifahrer“, sagte uns unser erster Politik-Professor, womit er irgendwie auch die taxifahrende Zunft beleidigt und uns den Mut genommen hat. Heute kann ich ihm sagen: Ich sitze zwar gelegentlich (hinten) in Taxen, kriege es dann selbst aber nicht mehr mit. Stattdessen war ich beim Fernsehen. Falls es interessiert, findet Ihr auf meiner Homepage www.seppo.tv mehr dazu.

Privat treibe ich einigermaßen viel Sport, wobei mir Mannschaftssportarten fernliegen, da ich im Umgang mit Geräten wie beispielsweise Bällen ein Vollversager bin. So landete ich im Jahre 2002 beim Laufen, das ich seitdem fünfmal die Woche ausführe wie andere ihren Hund. Seit Anfang 2016 habe ich mich zusätzlich dem Kraftsport verschrieben, der aus dem Hungerhaken, der ich einst war, eine Kampfmaschine gemacht hat. Die Bedeutung des Kraftsportes mit Fremd- und Eigengewicht ist für mich eine enorme, bei der es nicht nur um das Formen des Körpers, sondern auch des Geistes geht, was von außen oft gravierend unterschätzt wird. Vier bis fünf Stunden Sport am Tag sind bei mir keine Seltenheit, sie sind die Regel. Und nein, das ist nicht zu viel, das ist nicht schädlich. Da ich mich umfassend auch mit Sporttheorie beschäftige, weiß ich sehr genau, was ich tue.

Mich interessiert aber auch stets Eure Meinung zu den Dingen, über die ich so sinniere, daher sind Kommentare unbedingt erwünscht und ich versuche auch, zeitnah meinen weiteren Senf dazuzugeben.

Und ein Hinweis für alle, die bislang nur Blogs lesen: Ich kann das Schreiben als solches nur empfehlen. Man erlangt einen gewissen Rausch, einen der wenigen, die nicht in einen Kater münden. Versucht es mal! Und lasst Euch dabei nicht beirren, eine Erfahrung, die ich vor einiger Zeit gemacht habe: Gemeckert wird immer, Kritik ist selten konstruktiv und kommt teilweise von Leuten, die möglicherweise die Ideen anderer gar nicht begreifen können. Hält nur auf und ein weiser Modeschöpfer sagte jüngst, dass Demokratie der Tod von Kreativität sei. Er hat Recht. Seit vielen Jahren habe ich mir diesen Ausspruch zu eigen gemacht, so sehr ich Fan der Demokratie bin, hat er im Bereich der Kreativität nichts zu suchen. Wer Ideen hat, sollte alles daran setzen, sie auszuprobieren. Ich erlebe es oft, wie man von außen eher ent- als ermutigt wird. Das Ignorieren dessen ist dringend anzuraten!

Mehr über mich erfahrt Ihr überdies auf meiner Facebook-Seite sowie auf meiner Homepage: www.seppo.tv. Wer mein sportliches Treiben verfolgen möchte, warum auch immer, kann dies bei Instagram tun!

Schönen Tag noch, zieht Euren Scheiß durch ;)

Seppo.