Halt! Bleiben Sie! Den ersten Teil müssen Sie nicht kennen; das ist hier alles nicht nur SEO-optimiert, nein, es nimmt sogar Rücksicht auf Ihre verkümmerte Aufmerksamkeitsspanne. Sie sind statistisch betrachtet sehr wahrscheinlich geistig nicht gerade üppig ausgestattet unterwegs, aber ich kann Ihnen versprechen: Für diesen Blog und diese Geschichte im besonderen reicht’s allemal! Es bleiben sogar noch Kapazitäten übrig, um danach ein wenig im Netz rumzupöbeln. Eines aber sollten Sie vorab wissen: Zusammen mit einem früheren Kollegen von mir, mit dem ich viele Jahre lang Sendungen kaputtmoderiert habe, startete ich im Mai dieses Jahres den Podcast „Unbekannt trotz Funk und Fernsehen“. In dieser Chronik bewegen wir uns zurück in die Planungsphase, die ein mögliches Scheitern bereits in sich trug …

Anfang 2020 war klar, wir machen diesen Podcast! Das Moderieren lag uns nach wie vor im Blut, zumal es der einfachste aller Jobs ist. Gut, dieses Mal würde uns niemand dafür Geld geben, doch eherlicherweise, um den –weise-Trend zu bedienen – war das auch vorher schon nicht der Fall. Ausbeutung im Mediengeschäft? Normal. Die Frage ist nur, ob man es mit sich machen lässt. Ich habe es. Im Vergleich dazu werde ich heute mit Geld zugeschi … Aber egal, ich habe meinen Preis gezahlt, sodass ich den Ertrag mehr als verdient habe.

Dass da im Falle des Podcastes wirklich niemand ist, der uns bezahlt, gibt uns eine große Unabhängigkeit. Unvergessen, wie wir beiden damals beim „Fernseh“-sender NRW.TV die krudesten Dinge in unsere Inhalte einfließen lassen mussten, damit die Landesmedienanstalten uns gewogen blieben. Das ist im Übrigen nicht nur legitim, es ist Gesetz. Allerdings mussten wir uns mitunter sehr verbiegen, um diesen Gesetzen gerechtzuwerden. Leider verbog sich niemand, um auch den Arbeitnehmergesetzen gerechtzuwerden. Hier belasse ich es aber bei Andeutungen, denn ich warte nach wie vor noch auf das Versterben des einen oder anderen, damit ich die Katze aus dem Sack lassen kann, ohne dass ich verklagt werde. Denn eines ist ja wohl klar: Ich schlucke lange und oft, aber es kommt immer der Moment, wo ich zurückschlage. Und wenn ich noch zehn Jahre warten muss.

Aber zurück zum Podcast, dessen Namen wir uns während eines stundenlangen Telefonates bei nicht wenig Alkohol ausdachten. Und wir alle wissen ja, dass ein angenehmer Rausch Kreativität freilässt. Das stimmt auch, doch sobald eine gewisse Grenze überschritten ist, werden die Ergebnisse mindestens etwas … naja … fragwürdig.

Unser erstes Logo. Es gefiel mir. Doch passte es zu unserem Podcast?!

„Wortgeschmeidig – Reden am Limit“ war als Titel das Ergebnis vieler Wochen. Unsere Liste trug zahlreiche Ideen, manche einfach schlecht, andere reizvoll. Allein, ich habe sie alle vergessen, so mies waren sie dann wohl doch. Bis auf diesen: Mein Favorit ist bis heute noch „Die vollständige Edition“ und sollte ich mal einen weiteren Podcast machen, wird er genau so heißen. Sie verstehen das nicht? Siehe oben …

Christopher fiel der Hai ein. Ich glaube, wir beide haben vergessen, warum eigentlich „Hai“, aber wir waren eben auch randvoll, als wir Namen und Logo entwickelten. Der Hai sollte in eine Weltkugel beißen. Auch hier habe mindestens ich vergessen, warum. Aber diese Idee trugen wir meiner Mitbewohnerin zu, die sie grafisch innerhalb weniger Stunden umsetzte, während Christopher und ich weiter telefonierten und tranken. Je mehr wir intus hatten, desto toller fanden wir unsere Ideen! Der Nachteil: Dass wir während jener Telefonate Alkohol tranken, bremste das Planungstempo enorm aus. Ein sechstsündiges Telefonat bedeutete, dass wir etwa 20 Minuten über den Podcast nachdachten. Der Rest gehörte bedeutungsschwangeren Themen wie die neue Naziherrschaft in Deutschland (AfD) oder der Niedergang der EU (AfD plus Le Pen). Ohne Alkohol wäre die erste Episode des Podcasts sicherlich schon im Januar onlinegegangen. Doch sollte der Leser bedenken, dass diese Telefonate natürlich auch eine weitere Funktion hatten. Persönliche Treffen sind schwierig, da uns einige tausend Kilometer (Velbert – Münster) trennen.

„Konzepten“ ist ein Verb, das ich im Laufe der Wochen von Christopher gelernt hatte. „Wir müssen auch mal konzepten“, sagte er oft. Gemeint war natürlich eine inhaltliche Planung. Würden wir Rubriken einbauen? Würden wir Gäste einladen? Überhaupt, wie machen wir das mit einer rechte-/gema-freien Titelmusik, die nicht nach Fahrstuhl- oder Pornomusik klingt? Denn auch der Laie wird wissen: Man kann nicht einfach das Urheberrecht umgehen, wenn man auf Spotify unterwegs ist. Die ersten sechs Episoden werden daher noch ohne musikalischen opener stattfinden. Erst später haben wir die Lizenz an einer Musik auch tatsächlich gekauft.

„Gäste im Podcast?!“, fragte ich empört, „Wer sollte das sein?!“

„Naja, zum Beispiel Emy. Oder Butzi!“, gab Christopher zurück.

Alles frühere Kollegen. Aber würden sie sich für dieses Gedöns hergeben?! Und vor allem: Wie machen wir das technisch? Es wäre weiterer Aufwand, denn schon unsere zwei Tonspuren, die via Skype zustandekommen, muss unser Tonmann Tim – früherer Kollege und Toningenieur – zusammenbauen. Und für einen annehmbaren Ton braucht es mindestens gute Mikrophone, die Christopher und ich uns relativ zügig angeschafft hatten. Auch ein Gast müsste vergleichbare Technik haben, denn ich kenne Podcasts, die Gäste telefonisch zuschalten und das klingt einigermaßen mies. Davon abgesehen: Gäste?!

„Die würden doch von mir ablenken!“, protestierte ich, hatte ich doch schon damals in unserer Fernsehsendung nie Gäste eingeladen. Hatte doch gereicht, wenn die sechs Kollegen das getan hatten. Ich habe ja auch nie jemanden gezwungen, wie ich keine Gäste einzuladen. Und da beginnt sie schon, diese Unabhängigkeit, die mir immer wichtig war. Dieser Blog übrigens ist bereits ein Ergebnis des Wunsches, Dinge umzusetzen, ohne dass jemand reinredet oder sie gar im Vorfeld schon schlechtredet. Das ist keine Ausnahme, das ist die Regel: Kreativität ist keine demokratische Angelegenheit. Frage ich jemandem nach seiner Meinung, wird er entweder lügen oder schlechtreden. Beides ist nicht zielführend, woraus nur folgen kann: Machen. Und dann gucken, wie es ankommt. Und so sollte es auch beim Podcast laufen. Was sollten wir erst Umfragen starten? Warum sollten wir viele andere mit reinziehen? Maxime musste sein: anfangen!

Gäste würden also erst einmal nicht stattfinden, denn hier greift ein ganz wesentlicher Grundsatz: Meiner Erfahrung nach neigt man dazu, sich zu viel vorzunehmen in solchen Projekten. Natürlich wären viele Rubriken toll, jeweils eingeläutet mit einem Jingle und so weiter. Natürlich wären hier und da Dritte als sidekick toll! Aber: Das alles auf einmal zu realisieren, war unrealistisch und hätte uns blockiert. Unser Plan war, freitags die jeweilige Episode aufzuzeichnen, um sie am Wochenende onlinezustellen, ohne dass es zu einer Mammutaufgabe beispielsweise für unseren Tonmann Tim werden würde, der das ohnehin ohne Gegenleistung tut. Jingles komponieren?! Der Leser ahnt nicht, dass das aus verschiedenen Gründen mitunter gar nicht möglich ist. Wir hätten einen früheren Kollegen aus Berlin an der Hand gehabt, doch ihm waren seine Hände wiederum aufgrund einer Mitlgiedschaft in irgendeinem Künstlerverband gebunden. Wir verwarfen also den Plan und wollten einfach nur loslegen. Scheiß auf Konzept, denn wenn ich eines hasse, dann: Konzepte. Ich meine, was ist schon Podcast? Podcast ist die Wiederholung der Geschichte des unbefangegen Radios, bevor es durchformatiert wurde. Podcast ist das RTLplus von 1985. Gegenbeispiel ist der relativ neue Podcast mit Christian Rach und Wolfgang Bosbach: Hier wurde alles falschgemacht. Hier wird versucht, Fernsehen für das Medium Podcast zu machen. Das Ergebnis ist grauenvoll. Leider, denn das Personal von „Bosbach & Rach“ gäbe viel her. Das enge Korsett jedoch erstickt das Potenzial. Mein Ziel war: Wie früher unvorbereitet in die „Sendung“ und das Beste hoffen. So oder gar nicht. Es ist ein Hobby, mehr nicht. Es geht um die Befriedigung des Narzissmus, es geht mir um das Aufsetzen einer nur scheinbaren Maske, um Dinge sagen zu können, die ich sonst nie sagen kann. Der Hörer hält es für Show – was falsch ist. Denn es ist echt.

Nach diesem Video geht’s weiter …

Irgendwann an einem Samstagmorgen nach einem jener laaaaangen Planungstelefonate – „Konzepten“ – folgte das verkaterte Erwachen. Ich sah mir das Logo an. Und wiederholte im Geiste immer wieder den Namen „Wortgeschmeidig“. Es gefiel mir nicht, was wir uns da betrunken ausgedacht hatten. Die Vokabel „geschmeidig“ nutze ich nie im Alltag, sie löst sogar einen leichten Würgereiz bei mir aus. Und letztlich: Dieser Name spiegelt so nichts von mir wider (Oder von uns? Ich kann hier fairerweise nur von mir sprechen, nicht von Christopher.).

Meine Motivation, mit dem Podcast zu starten, war im Keller. Und da wir es ohnehin nie eilig hatten, folgten Wochen des Nichts. Womöglich würden wir den Podcast nie starten. Bis uns jemand auf den zündenden Namen brachte, der eigentlich so nahelag und sich schon immer durch unsere Moderations-„karriere“ gezogen hatte: Unbekannt trotz Funk und Fernsehen. Sie baden gerade Ihre Hände darin.

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