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Hoerbar_haare

 seppolog_HÖRBAR auch als Podcast bei iTunes und Soundcloud!

Vorab möchte ich mich ausdrücklich bei den Hörern des Podcasts entschuldigen. Wegen erheblichen Zeitdrucks konnte ich nicht neu ansetzen, nachdem ich in ein Fluchen ausgebrochen war. Beizeiten lade ich gerne eine aktualisierte Version hoch. Ich bitte um Verzeihung.

Sooft ich ihn benutze, den Begriff „Strohwitwer“, ich hasse ihn. Das ändert nichts an der Tatsache, dass ich seit mehr als einer Woche bar meiner Mitbewohnerin bin, wobei die Halbzeit noch nicht erreicht ist. Dennoch ziehe ich eine Zwischenbilanz.

Mehreren Menschen – überwiegend Frauen, wie ich feststellen muss – hatte ich angeboten, für die Single-Zeit hier einzuziehen und die Aufgaben meiner Mitbewohnerin zu übernehmen. Und es sind durchaus Aufgaben, deren Erfüllung ich als erstrebenswert erachten würde. Das sahen die Kandidatinnen offenbar anders, denn so richtig zugesagt hatte nicht eine von ihnen. Der Grund könnte wohl der sein, dass es unmöglich ist, meine Mitbewohnerin in meinem Leben zu ersetzen, da es – und so ist es nun einmal – die für mich perfekte Frau ist.

Die perfekte Frau gibt es nicht.

Der Spruch ist so wahr wie der Spruch: „Ein gleichzeitiger Orgasmus ist unmöglich.“ Beides widerlege ich immer wieder gern. Meine Erfahrung ist die, dass das Gelingen des gleichzeitigen Orgamus insbesondere dem Manne obliegt, da mein Eindruck der ist, dass der Mann dessen Zeitpunkt besser steuern kann. Ich lasse mich da aber gerne eines Besseren belehren, möglicherweise liege ich da unangenehm falsch. Es ist nicht meiner Weisheit letzter Schluss. Aber ich weiß sehr genau, dass beispielsweise innerhalb der kommenden fünf „Stöße“ ich ebenfalls komme. Diese gilt es also zeitlich abgepasst genau zu dosieren, damit der gleichzeitige Höhepunkt erreicht wird. Gut, hin und wieder stellt man bei Stoß drei fest, dass man sich verschätzt hat, doch in aller Regel klappt es.

Die perfekte Frau kann es geben. Mir wird mitunter ein etwas schrulliger oder auch kauziger Charakter unterstellt. Das mag sein, wobei „kauzig“ eher negativ konnotiert ist. Eine Frau zu finden, die nicht ebenfalls etwas kurios daherkommt, aber mit Kuriositäten leben kann, ist nicht leicht. Ich spreche da aus reichhaltiger Erfahrung. Meine Mitbewohnerin hingegen erfüllt völlig überraschend dieses notwendige, aber nicht hinreichende Kriterium. Dennoch stelle ich nach neun Tagen ihrer Abwesenheit fest, dass ich wunderbar ohne sie funktioniere.

Was nicht bedeutet, dass ich nach weiteren Wochen ohne sie giere. Natürlich nicht. Denn es funktioniert ja nur, weil es befristet ist und ich in etwa einer Woche auch damit beginnen werde, die verbleibenden Tage runterzuzählen. Ich bin jemand, der viel runterzählt.

Beispielsweise im Raketenforschungszentrum Krefeld beim Countdown.

Große Teile der Wohnung habe ich inzwischen renoviert, ihr Arbeitszimmer wird sie nicht wiedererkennen. Was aber auch schlecht für mich sein kann. Doch ich behaupte, da einiges optimiert zu haben, was auch mir zugute kommt, da ich ihr Zimmer wegen ihres leistungsstärkeren Rechners derzeit zum Bau einer Homepage benutze. Ein optimaler work flow muss da gewährleistet sein.

Wenn mir jemand mit work flow kommt, komme ich ihm mit Gehen.

Zwei Etagen über mir wohnt Lara, meine Nachbarin, die im wirklichen Leben leider nicht diesen wohlklingenden Namen hat, aber einen ähnlich wohlklingenden, der sich in die Reihe meiner Lieblings-Vornamen für das zarte Geschlecht einreiht. Dieser Name, ich würde ihn so gerne nennen, aber ich darf nicht, da sie fürchtet, man würde sie über meine Facebook-Freundschaftsliste „stalken“, klingt wie ein Gedicht. Man verliebt sich, kaum dass man ihren Namen hört. Dann entliebt man sich am besten wieder ganz schnell, weil es sonst Ärger von der Mitbewohnerin gibt.

Lara ist derzeit meine Betreuerin und schaut gerne mal vorbei, was sie nicht tut, wenn meine Mitbewohnerin zugegen ist. Es bestehen da gewisse Spannungen, die ich aber durchaus amüsiert beobachte, was die Spannungen nur noch anheizt. Aber mir ist klar, dass letztlich der Verlierer ich sein werde … Doch wie oft handele ich gegen jede Vernunft?! Oft. Vernunft setzt sich bei mir leider nicht gegen den Rest durch. Es ist ein Fluch.

Für potenzielle Arbeitgeber sei hier der Hinweis erlaubt, dass ich im Berufsleben sehr ausgewogen entscheide mittels Vernunft und Bauchgefühl, einer idealen Mischung für den Erfolg ganzer Unternehmens-Konglomerate. Bewerben Sie sich gerne bei mir, vielleicht lade ich Sie zu einem persönlichen Gespräch einmal ein.

Obwohl das zu pauschal ist. Ich habe oft schon schmerzhafte Entscheidungen getroffen, die sich ganz auf Vernunft beriefen. Aber wie man es macht, man macht es sooft falsch. Dennoch: Ich bereue nichts. Ja, wobei, bis auf diesen einen Abend …

Abseits meiner Zeit raubenden Erwerbsarbeit verbringe ich die Freizeit ohne sie damit, meinen Körper zu stählen. Nachdem ich Lara bereits erfolglos zum Laufen führen wollte, führe ich sie derzeit in eine andere Form der Körperertüchtigung ein, die aber ebenfalls mit erheblichem Muskelkater verbunden sein kann: Krafttraining. Es begann damit, dass sie mein dazu notwendiges Werkzeug sah.

„Seppo, ist das deine Langarmhantel?“

„Ja. Wäre das die Kurzhantel, würde eine Langhantel nicht in diesen Raum passen.“

Lara versucht sich an dem Gerät und kriegt es zwei Mal vom Boden hoch auf etwa Brusthöhe, was mir einen ungenierten Blick auf ihre selbige ermöglichte.

Ach, da fällt mir folgendes ein, was sich vor drei Wochen etwa zutrug. Damals starrte ich einer Freundin gefühlte drei Minuten auf ihre Brüste. Was ein Versehen war, denn ich guckte er ins Leere, da ich einigen Gedanken nachging. Irgendwann bemerkte ich dann, „verdammt, du starrst ihr die ganze Zeit ins Dekolletee“, was mir äußerst unangenehm war. Sie hat durchaus ansehnliche Brüste, aber da ich sie mir vorher schon einmal angesehen hatte, war mein Bedarf – zumindest in dieser Form – gedeckt, sodass dieses Anstarren völlig unnötig war. Und nicht meine Absicht. Im Normalfall hätte ich sofort so etwas gesagt, wie:

„Pardon, ich stelle gerade fest, dass ich auf deine Bürste starre. Nicht meine Absicht. Aber die Augen tun auch nicht gerade weh dabei.“

Da ich an dem Tag allerdings zwei unangenehme Ereignisse zu verdauen hatte, beließ ich es beim bloßen Wegsehen, da mir der Sekundärgeschlechtsmerkmal-Voyeurismus völlig latte war und die Frau in dem Moment auch. Wenn Männer auf Brüste starren, kann es also durchaus der Fall sein, dass sie gerade Gedanken nachgehen …

Zurück zu Lara, von deren Brüsten ich mich wiederum beobachtet fühle.

Ich bin mir nun vollkommen im Klaren darüber, dass ich doch erheblich häufiger als gewohnt das Wort „Brüste“ benutze. Mich dünkt, mir geht meine Mitbewohnerin mehr ab, als ich es einleitend zugeben wollte. Wobei mir ihre Person natürlich viel mehr abgeht als irgendwelche Körperteile.

Lara zeigte sich also überfordert von meiner Langhantel und bewunderte mich dafür, dass ich sie locker mehrfach heben kann. Ich kam mir für einen Moment richtig geil vor. Was man mir durchaus auch einmal zugestehen sollte, da da ein sehr stringentes Training hinter steckt, es nicht von ungefähr kommt.

Lara winkte mir nun zu.

„Warum winkst du?! Ich stehe direkt vor dir!“

„Seppo, damit du meine Winkarme siehst.“

„Achso. Ihr Frauen und eure Winkarme! Also nichts ist mir egaler als ein Winkarm. Dann wink‘ halt nicht“, rate ich ihr.

„Was kann ich dagegen tun?“

„Hm. Ich habe mal gelesen, dass man kaum gezielt Fettpartien angehen kann. Muss aber nicht stimmen. Es ist wie bei Faltencremes, obwohl es sie gibt, gibt es noch Falten. Und obwohl es Trainingsprogramme gibt, gibt es noch Winkarme.“

„Hat deine Mitbewohnerin Winkarme?“

„Nein, sie hat einen Trizeps. Also zwei. Pro Seite. Also pro Seite einen.“

Ich zeigte Lara einige Übungen und nach keinen zehn Minuten sagte sie:

„Ich finde das hier noch beschissener als mit dir zu laufen.“

Wir wollen sie nun beim Fitness-Studio anmelden, und wenn ich ehrlich bin, ist Lara auch die typische Fitness-Studio-Gängerin. Was noch keine Wertung ist!


Noch ein paar Worte zum gestrigen Artikel, der eine Replik auf eine „Satire“ über unter anderem meinen Blog war. Oder sein sollte. Die Urheberin hat sich inzwischen bei mir gemeldet und mir versichert, es sei wirklich eine Satire gewesen. Da es sich um eine private Unterhaltung handelte, will ich natürlich nicht alles hier wiedergeben. Aber wir sind friedlich verblieben, ich war ja auch nie in irgendeiner Form erbost und fand meine Antwort auf ihren Artikel auch recht gelungen, wenn ich das mal so sagen darf und vielleicht auch dieses: Er wurde gut angenommen, auch wenn manch einer mir fehlende Souveränität angekreidet hat. Was so falsch nicht ist, auch ich haderte lange mit mir, ob ich überhaupt auf jenen Artikel eingehen solle, doch sie hatte es mir schlicht zu einfach gemacht, mir sensationelle Vorlagen geliefert und sich – zumindest auf dieser Ebene – mit dem Falschen angelegt. Das sage ich so süffisant, wie es sich auch liest. Insofern: Danke, Sarah, für diesen kleinen Schlagabtausch, der wirklich von allen Beteiligten mit Humor genommen wird.