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Die ganze Woche schon arbeite ich auf den heutigen Tag hin. Nur, um in diesen Minuten festzustellen, dass der Welttoilettentag erst morgen, also am 19. November, ist.

Übrigens, ich muss klugscheißen, weil es mich immer wieder aufregt: Es heißt immer „am Mittwoch, dem 18.“, und nicht „den“. Zweimal Dativ, ganz simpel.

Lasse ich mich davon beirren? Noch bin ich unentschlossen. Ich könnte den Artikel jetzt verfassen und erst morgen veröffentlichen. Aber das habe ich noch nie geschafft; sobald ein Werk vollendet ist, stelle ich es ohnehin online. Bekanntermaßen habe ich eine Marktforschungsabteilung, die mir dringend davon abrät, überhaupt um diese Uhrzeit etwas zu veröffentlichen, da ich die Leser, die in der Bahn am Gerät lesen, bereits verpasst habe. „Aber ich erreiche sie dann eben in ihrer Mittagspause!“, erwidere ich, und blicke doch in mitleidige Gesichter. „Niemand verschwendet seine Mittagspause für das seppoblog!“, sagen sie. „Es heißt seppolog!“, schnauze ich zurück. Nicht einmal das wissen sie. Wofür bezahle ich die eigentlich?!

seppoblog wäre aber viel logischer!“

„Dass es ein Blog ist, sieht doch jeder. Ich muss es nicht noch drauf schreiben. Es ist schon albern, wenn eine Zeitung im Titel ‚Zeitung‘ trägt.“

„Arbeitest Du nicht bei NRW.TV?“

„Das ist was anderes, das ist ja zugleich die Netz-Adresse.“

„Mit Sitz in Tuvalu?!“

„Tuvalu?!“

„Ja, ‚.tv‘ ist die Länderdomäne von Tuvalu.“

„Hm, ich stamme zumindest zu einem Sechszehntel aus Tuvalu.“

„Daraus sollten wir was machen, das macht Dich exotisch, müssen wir ausschlachten für das seppoblog!“

seppolog! Und wenn ich etwas weder bin noch sein will, dann exotisch.“ Was in diesen Zeiten auf die Goldwaage gelegt wird. Nein, exotisch ist toll, gar keine Frage. Ich bin’s nunmal nicht.

Man könnte sich also morgen anlässlich des Welttoilettentages die Frage stellen, ob in Tuvalu auf der Südhalbkugel das Wasser des Toilettenabflusses sich wirklich andersherum dreht als auf der Nordhalbkugel. Kann ich aber hier aufklären: Dem ist nicht so. Wenn ich mich recht entsinne, ist die Drehung des Wassers noch nicht ausschöpfend erforscht. Oder erschöpfend ausgeforscht. Ich weiß es nicht. Ich bin durcheinander. Weil ich hier über Toiletten schreiben wollte. Kann ich aber erst morgen. Was sich aber anbietet, ist eine Umfrage:

Häh?! Ja, es geht um die Benutzung des Toilettenpapiers. Die Amerikaner beispielsweise knüllen überwiegend, während der zivilisierte Europäer es faltet. Und hier liest sich ja bereits eine Wertung meinerseits heraus, denn ich falte das Papier. Es erscheint mir sicherer, denn ich hätte beim Knüllen die Sorge, dass mir ein Finger durch eine Lücke rutscht und ich dann zu sehr mit mir selber auf Tuchfühlung gehe. Überhaupt, schwämme ich im Geld, stünde bei mir eine dieser tollen japanischen Toilette mit Sprinkleranlage. Soll ja das hygienischste sein und zumal das für die dort unten empfindliche Haut das gesündeste.

Ich hielt mal Feuchttücher für besonders gesund und hygienisch. Hygienisch mag sein, aber gesund? Nein. Ich bekam da unten einen Ausschlag. Den will man generell ja schon nicht haben, aber da unten: nein, da noch viel weniger. Unverzügliche Umstellung auf drei- bis vierlagiges Klopapier ohne Kamille war also angesagt und verschaffte Linderung.

Woher Hämorriden kommen, ist noch nicht wirklich bekannt. Es gibt Theorien, aber richtig klar ist es nicht. Könnte auch etwas mit Hygiene zu tun haben. Oder eben damit, dass wir Papier benutzen.

Ich halte Toilettenpapier für unabdingbar, da machen wir uns nichts vor, wie ein enger Kollege von mir immer sagt. Dem übrigens musste ich gerade beichten, dass der Welttoilettentag erst morgen stattfindet, denn er besorgt für unsere Sendung heute noch ein Klo von „Obi“. Brauchen wir aber nun erst morgen.

Über eine Sache hatte ich bis vor Kurzem nie nachgedacht. Da kam es im Kollegenkreis zu der Frage, wie man sich den Podex abwischt. Ob man es noch im Sitzen tut, also hintenrum, oder ob man aufsteht, leicht in der Beuge wischend. Ich werde mich dazu hier nicht äußern, nur soviel: Ein Kollege sagte, er stünde auf und wische dann. Heiteres Gelächter im Kollegium, denn der Rest scheint es im Sitzen zu tun. Dazu eine Umfrage, die ich dann auch gerne morgen anlässlich des Welttoilettentages auswerte:

 

Der Vorgang, der hinter geschlossenen Türen auf Toiletten stattfindet, ist ja keiner, den man an die große Glocke hängen will. Es ist einem peinlich. Sonst könnte man es ja auch öffentlich tun, was aber schon bei Hunden nicht gern gesehen ist. Ich kenne einen Hund, der kackt nur, wenn er vor seiner Nase, ganz unmittelbar, einen Grashalm stehen hat. Auf einer gemähten Wiese wird das schon schwer.

Als kleiner Schulbub war ich mal mit der Klasse auf einem sehr, sehr alten Bauernhof und mich drängte es zum großen Geschäft zur alten, bäuerlichen Toilette. Nach getaner Arbeit stellte ich dann das Fehlen der Klospülung fest und geriet in leichte Panik. Fand dann den großen mit Wasser gefüllten Eimer. Es war mehr ein Fass als Eimer. Und ich nicht in der Lage, diesen Bottich anzuheben, geschweige ihn über das Porzellan zu halten, um mit einem Schwung Wasser die stattliche Wurst in den Orkus zu befördern. Also hinterließ ich das Örtchen eben nicht so, wie ich es vorzufinden wünsche.

Fäkalthemen sind nicht meine.

„Schreib‘ auf keinen Fall über Fäkalthemen!“, rät mir meine Marktforschung.

„Die meisten Klicks erziele ich aber mit Themen, die jeden angehen!“, setze ich dem entgegen, sodass man mir diesen Artikel wohl durchgehen lässt.

„Aber Du kannst unmöglich ’stattliche Wurst‘ schreiben!“

„Dabei hatte ich auch seelische Schmerzen.“

Anlässlich des Welttoilettentages 2014 unterhielt ich mich mit einer Kollegin über die Länge des von mir genutzten Klopapier-Streifens. Und es kristallisierte sich heraus, dass ich offenbar nicht wenig Papier benutze. Es gibt Menschen, ich habe das in meiner Arbeit im Altenheim erlebt, die nutzen nur etwa zwei Blatt Klopapier. Bei aller Liebe gegenüber unserer Umwelt: zwei?! Dann kann ich es doch gleich mit bloßer Hand erledigen. Dazu eine Anekdote und es wird nun eklig, aber solche Geschichten schreibt das Leben.

Obwohl die meisten älteren Menschen eher unter Verstopfung leiden, konnte es an einem sonnigen Tag einer betagteren Dame plötzlich nicht schnell genug gehen. Und als Pfleger geht man hier und da mit zur Toilette, wenn die Menschen es alleine nicht mehr schaffen. Wir also samt Rollator in relativer Windeseile ins Bad. Ich ziehe ihr sämtliche Hosen runter und sie tragen teilweise erstaunlich viele Beinkleider, sodass das dauern kann. Und während ich da zwischen ihren Beinen rumfuchtele, ruft sie:

„Es geht lohos!“

[dramatische Pause]

und kackt mir auf die Hand.

Ihr war es natürlich unsagbar peinlich, was mir in dem Moment aber unerheblich schien, wusste ich ja, dass sie den Vorfall innerhalb der nächsten 30 Minuten ohnehin wieder vergessen würde. Und nun könnte man ja meinen, dass ich angewidert war. Nun, schön war es nicht. Aber nach einigen Monaten in der Altenpflege ist man relativ immun gegen Ekel. Vielleicht steht man auch einfach unter Schock. Aber was gibt es gallonenweise in Seniorenheimen? Desinfektionsmittel. Nachdem ich also alle Hosen wieder an Ort und Stelle fixiert hatte, rannte ich in den so genannten „Pflegearbeitsraum“ und duschte praktisch unter Desinfektionsmittel und ging weiter zum nächsten Toilettengang. Das war Herr S. Herr S. war lustig und kurioserweise ein alter Arbeitskollege meines Vaters gewesen. Während ich ihn also auf die Schüssel setzte, erzählte ich ihm, dass Frau M. mir gerade auf die Hand geschissen hätte. Er lachte und kackte dabei. Tja, in einem Altenheim ist das so etwas mit Würde. Man kann sie sich nicht mehr bedingungslos leisten. Und es wurde tragisch. Denn Herr S. musste einmal so dringend zur Toilette, dass er nicht auf den Pfleger wartete und es alleine versuchte. Er stürzte dabei und verstarb.

So, und wie bereitet man sich auf den Welttoilettentag vor? Mit Trockenpflaumen.


Und so haben wir den Welttoilettentag im vergangenen Jahr bei NRW live ausgeschlachtet, zusammen mit dem unvergleichlichen Kollegen Christopher Behr, den ich gar nicht hoch genug schätzen kann.


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