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Kraftsport betreibe ich bereits seit sieben Jahren, aber erst seit Anfang dieses Jahres forciere ich den Muskelzuwachs ganz bewusst, nachdem es mir zuvor lediglich um eine gewisse Grundfitness gegangen war. Mir sagte vor ’nem Jahr mal jemand:
„Wenn du doch Kraftsport machst, warum siehst du dann noch so aus, wie du aussiehst?“
Das sind so Momente, da möchte man gerne um sich schlagen mit dem Ziel, diese Person auch zu treffen. Eine solche Frage gestellt zu bekommen von einer derartigen … naja, ruich an, Seppo, beruuuich dich …
Zu Beginn vergangener Woche ergänzte ich mein Training durch ein Zwölf-Wochen-Programm meines persönlichen Trainers Dorian Black, den ich mehr oder weniger im Internet auf Empfehlung einer Freundin gefunden habe, was hier nachzulesen ist: seppofit ™. Dort berichte ich auch über die erste Trainingswoche, in der Dorian aus einem zuversichtlich in die Zukunft blickenden Mann ein am Boden liegendes Wrack gemacht hat hat. Ich bin noch immer davon überrascht, wie wenig Zeit es brauchte, um mich, eine perfekte Symbiose aus Körper und Geist, zu brechen: zwei Tage.
Mein aus Menschen bestehendes Umfeld schenkte mir in der vergangenen Woche, von meiner liebreizenden Mitbewohnerin und einer zweiten Person einmal abgesehen, nur verhalten Mitgefühl bezüglich meiner körperlichen Schmerzen, sobald ich auch nur einen Finger in Bewegung gesetzt habe. Jede Bewegung tat schlicht weh, da es keinen Muskel gab, der nicht durchzogen von den kleinen Faserrissen war, die nach aktuellem wissenschaftlichen Stand Ursache für Muskelkater sind, ein Phänomen, das noch immer nicht vollumfänglich fasslich ist. Tatsache aber ist: Ohne Muskelkater ist alles nichts. Und das gilt für alle 656 Muskeln, über die der Mensch verfügt, der Mann wie die Frau.
Sehr überrascht hat mich der auf den Geisteszustand übergreifende Effekt der körperlichen Erschöpfung, die sich der Leser wirklich in Gestalt eines gebeugt gehenden Mannes vorstellen muss, dem auch vom Leser Memmerei, wenn nicht vorgeworfen, so doch zumindest doch unterstellt wurde, was natürlich blanker Hohn ist angesichts der Tatsache, dass ich wieder aufgestanden bin. Dienstag bereits ein Wrack wurde ich ab Mittwoch dann überraschend dünnhäutig, was mein Nervenkostüm anbelangte. Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob die körperliche Erschöpfung tatsächlich dafür verantwortlich war oder andere Dinge, die mir nicht bewusst sind.
Mein persönlicher Trainer Dorian Black, der mir dieses Kraftausdauer-Programm zusammengestellt hat, fragt mich stets nach jeder der fünf Trainingseinheiten pro Woche, wie ich die absolvierte Einheit einordnen würde – als „zu leicht“, „angemessen“ oder „zu schwer“. Nie würde ich es wagen, auch nur eine als zu leicht einzuordnen, denn er würde dann mit einer Verschärfung des Trainings reagieren, was hinsichtlich meines Krafttrainings, das ich zusätzlich zum Kraftausdauer-Programm absolviere, vielleicht dann doch zuviel des Guten wäre. Also wähle ich grundsätzlich „angemessen“, denn zu schwer ist es auch nicht. Und selbst wenn: Es unterböte meinen Anspruch, würde Dorian es entschärfen.
Heute Morgen brachte ich Trainingseinheit Nummer sieben von 60 hinter mich und resümierte:
„Dorian, es war heute echt mal zu einfach.“
„Du erntest erste Meriten, Seppo. Es war nämlich nominal schwerer als vergangene Woche!“
Ich glaube, er wollte mir mitteilen, dass ich bereits einen Trainingsfortschritt erzielt habe, zumal ich mich im Vergleich zur vergangenen Woche nicht mehr wie ein Leichnam fühle, sondern ungewöhnlich agil. Und es kommt noch besser: Jahrelang habe ich einen Bogen um „Burpees“ gemacht. Denn Burpees sind meiner Meinung nach eine geeignete Todesursache oder zumindest ein nicht zu unterschätzender Risikofaktor für Herzinfarkte. Doch jetzt, bereits nach einer Woche schrecken mich Burpees nur noch dann, wenn sie sich mir im 50er-Paket aufdrängen. Aber ansonsten: lächele ich sie müde weg.
„Dorian, ich habe die Sorge, dass das Training zu einfach wird. Ich habe kaum noch Schmerzen im Alltag.“
Vielleicht war das etwas übermütig. Vielleicht sagte ich ihm das unter dem Einfluss von Glückshormonen, die während des Sports freigesetzt wurden. Vielleicht sprach da gar nicht mein Verstand, sondern purer Übermut. Denn Dorian antwortete:
„Warte ab. Noch bist du in einer Aufwärmphase. Im September wirst du auf diesem Boden 100 Burpees am Stück machen müssen. Und zwar mehrfach.“
Gut, mir verging jeder Übermut und ich blickte auf den Wohnzimmerboden, der nebenbei erwähnt ein Problem hat:
Reden wir über das Wetter. Es ist heiß. Sport ist ohnehin schweißtreibend und – was den ein oder anderen überraschen wird – je mehr Sport man betreibt, je länger, je intensiver, je trainierter, desto mehr und desto schneller schwitzt man. Denn auch die Schweißproduktion wird durch Sport trainiert, damit sie effektiver arbeiten kann und früher einsetzt als bei Nicht-Trainierten. Trifft dieses Phänomen nun auf die 27 bis 28 Grad, die derzeit in meinem Wohnzimmer herrschen, wo ich trainiere, läuft mir die Suppe mit einer Motivation aus allen Poren, die ich nicht für möglich hielt. Am Wochenende, als die Schwüle dazukam, war das Laminat – und ich lüge hier nicht – schlicht nass, sodass ich irgendwann mit Hanteln in der Hand ins Rutschen geriet. An dem Punkt war mir klar, dass ich aufhören sollte und ich teilte meiner Mitbewohnerin mit:
„Es geht heute nicht mehr. Wir brauchen ein ‚Frisch gewischt!‘-Schild! Ich hätte mich gerade beinahe auf die Fresse gelegt! Im Wohnzimmer!“
„Du hast doch diese Yoga-Matte!“
„Nenne sie bitte nicht ‚Yoga‘-Matte. Es ist eine sehr männliche Sport-Unterlage! Und sie reicht nicht, sie ist zu klein.“
(Ja, es gibt auch Yoga für Männer. Ich habe es live gesehen. Es ist mitnichten männlich. Es ist eine Marketing-Lüge.)
„Kein Grund, so gereizt zu sein!“, erwiderte meine Mitbewohnerin.
Ja, ich war gereizt; Körper und Geist kapitulierten rechtzeitig zum einzigen sportfreien Tag der vergangenen Woche, zum Samstag, den ich dazu nutzte, mich mit fleischlastiger Nahrung zu befüllen.
„Ich muss Nahrungsdepots anlegen“, erklärte ich meiner Mitbewohnerin den Umstand, dass ich ganze Tiere in unserer Küche zerlegte und zubereitete. Es war ein Samstag des Essens und des Schlafens, was aus Gründen der Effizienz parallel geschehen musste. In Extremsituationen entwickelt der Mensch die seltsamsten Fähigkeiten, um zu überleben und vielleicht ist es das Fleischdepot gewesen – Vegetarier aufgemerkt! -, das mich aus dem tiefen Tal der Erschöpfung gezogen hat, ach, was sag ich?!, aus dem Sumpf der Entkräftung und Ohnmacht gezerrt hat, denn diese zweite Trainingswoche fühle ich mich dem Leben wieder näher als dem Tode und beim heutigen Krafttraining fasste ich den Beschluss, die Bewichtung meiner Hantelstangen abermals zu erhöhen, da ich bereits eine Niveauverschiebung – nach oben freilich! – an mir feststelle!
Die Seppo-Körpertransformation nimmt also (sichtbar) an Fahrt auf. Und genau das ist es, was mich motiviert, noch eine Schippe draufzulegen, um nicht unterhalb der Belastungsgrenze zu verharren.
Alle seppofit ™ -Artikel findet Ihr hier!
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Ufff… das klingt aber aaaaanstrengend… Aber auch anregend… ich sollte meine zwei Hanteln und das Teraband auch mal wieder in die Hände nehmen… Winterspeckalarm im Hochsommer…
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Denk immer daran, dass dich eine Hantel schon mal umgebracht hat! Nicht übertreiben.
Dieser Black holt dich schon wieder auf den Boden, wart nur ab.
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Dein Personal Trainer ist wenigstens ehrlich. Meiner lügt! Der hat mir nämlich vor über 10 Jahren versprochen, ich würde nach spätestens 3 Monaten regelmässigem Training süchtig sein. Der spinnt doch im höchsten Grad! Ich muss mich heute noch jedes Mal zum Gang in die Folterkammer überwinden. Trotzdem gehe ich da regelmässig, fast jedenfalls, hin und hoffe, dass Reto vielleicht eines Tages doch noch recht bekommt … wenn die mir verbleibende Zeit dafür ausreicht. Meine persönliche Halbwertszeit habe ich nämlich schon vor vielen, vielen Jahren überschritten …
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Und wie löst du nun das Problem mit dem See im Wohnzimmer?
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Meine Güte!!! :-D
Ruhig, Brauner, ruhig…öh, wer sagte das immer? Ich weiß es beim besten Willen nicht mehr. Aber ich finde mich auch immer urkomisch. Hahahahaha…. Leider bin ich immer die einzige.
(ich als gerade nicht Sporttreibende, hört sich an wie schweißtreibende… lol… kann ja nicht soviel mit Deinen Sportartikeln anfangen…. jetzt muss ich doch ordentlich lachen. Mensch! … aber ist schon okay. Ich höre auch diese Testikel an. ) Für mein inneres Kind sind das einfach lustige Hörspiele! :-p
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Hat dies auf Die Erste Eslarner Zeitung – Aus und über Eslarn, sowie die bayerisch-tschechische Region! rebloggt.
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