Hercules: „Sägemann, wir sollen es heute mal ohne Seppo versuchen. Es geht ihm wohl nicht so gut.“
Sägemann: „Finde ich erstmal einen guten Ansatz. Ehrlich gesagt, wurde es sogar mal echt Zeit. Viel zu seppolastig hier.“
H: „Was er hat, fragst du gar nicht?!“
S: „Nein. Irgendwie nicht. Das war nicht mein erster Gedanke.“
H: „Sondern?“
S: „Dass es nach mehr als 470 Beiträgen einfach mal Zeit wird. Der Leser ist seiner auch müde, glaube ich.“
H: „Und wieder fragst du nicht, was er hat.“
S: „Weil es jetzt auch nicht mehr glaubhaft rüberkäme. Ich bin nicht der Typ, der aus bloßer Höflichkeit frägt.“
H: „Ja. Hast Recht irgendwo.“
S: „Was machen wir nun?“
Hercules zuckt mit den Schultern. Und überlegt, ob das Thema Homoehe sich anbieten würde, da Hercules und Sägemann ja …
H: „Wir sind ja das schwule Pärchen im seppolog. Da drängt sich doch gerade angesichts Trumps Wahlsieg das Thema Homoehe auf, oder?“
S: „Glaubst du, das würde Seppo interessieren?!“
H: „Es geht doch heute eben nicht um Seppo. Du musst dich auch mal von ihm losdenken können.“
S: „Er hat uns immerhin erdacht!“
H: „Wir sind Ausgeburt seines stereotypen Denkens. Ich lasse mich nicht mit dir verheiraten, nur weil wir schwul sind und was mit Homoehe machen sollen.“
S: „Und ich weigere mich, genau deshalb nicht zu heiraten.“
H: „Ich wette, das hat er genau so einkalkuliert. Wenn wir was Seppountypisches machen wollen, sollten wir Veganer werden. Das würde ihn fuchsen.“
Beide lachen laut auf. So weit wollen sie offenbar nicht gehen. Dann verstummen sie. Und schweigen. Sägemann greift zu seinem Handy und sucht die Telefonnummer von Lara. Lara ist Seppos Nachbarin. Sägemann will sie anrufen, um zu erfragen, wie es ohne Seppo gehen könnte. Hercules sieht das und wiegelt ab:
H: „Nein. Das geht nicht.“
S: „Warum nicht?!“
H: „Weil Lara real ist. Und wir nicht. Lara ist für die realen Geschichten zuständig, wir hingegen sind Hirngespinst. Das zu vermischen, würde der echten Lara nicht gefallen.“
S: „Wer war denn sonst noch der Fantasie entsprungen, den ich anrufen könnte?“
H: „Du musst nicht anrufen. In der Regel läuft es so, dass es plötzlich an der Wohnungstür klingelt und die notwendige Person, die eine Handlung vorantreiben könnte, vorbeikommt.“
S: „Als würde im echten Leben ständig jemand an der Tür klingeln. Außer dem Postboten freilich.“
H: „‚Freilich‘ würde Seppo dich nie sagen lassen. Das ist sein Wort. Du bist eher der mürrische Schwule, der wenig sagt, während ich die Schwulenikone bin.“
S: „Hat er keinen von uns beiden als Tunte angelegt?“
H: „Das ist sogar ihm zu stereotyp.“
Es klingelt an der Wohnungstür.
S: „Erwartest du jemanden?“
H: „Nein. Das müsste der Postbote sein. Warten wir auf ein zweites Klingeln.“
Es klingelt abermals. Dann ein drittes Mal und beim vierten Mal ist klar:
H: „Der Postbote ist es nicht, der klingelt nie viermal.“
Hercules und Sägemann bewegen sich zur Tür und betätigen den Türöffner. Er surrt.
S: „Warum surren Türöffner eigentlich?!“
H: „Tun sie gar nicht alle. Aber weil Seppos surrt, surren sie hier alle. Er ist ein simples Gemüt, das vom eigenen Türöffner auf alle anderen schließt.“
Die Haustür wird geöffnet, jemand kommt die Treppe hoch. Es ist Pavel, Seppos bester Kumpel, sofern Seppo so etwas überhaupt zulässt.
Pavel: „Leute! Hallo! Stör ich beim Ficken?“
S: „Als würden Schwule den ganzen Tag nichts anderes tun.“
H: „Naja, streng genommen tun wir den ganzen Tag nichts anderes.“
S: „Aber auch Heterosexuelle können das.“
H: „Jetzt wirst du wieder politisch so korrekt. Musst du nicht, Seppo ist nicht da.“
S: „Als wäre der immer politisch korrekt.“
H: „Doch, doch. Hier mehr als privat. Wegen der Leser. Er weiß immer schon vorher, welche Kommentare kommen. Da beugt er oft vor. Wenn er zum Beispiel Minderheiten beleidigt, sagen wir, ostdeutsche Frauen im Rollstuhl, die AfD wählen, dann schiebt er immer ein ‚Kleiner Scherz, Ihr versteht ja Spaß‘ hinterher.“
S: „Aber er meint es letztlich gar nicht so?“
H: „Exakt. Er will nur den allzu vorhersehbaren Kommentaren zuwiderlaufen. Und er hat ja Recht. Es beginnt schon da, wo sich manche bereitwillig als Minderheit einstufen, ohne den Begriff überhaupt richtig zu verstehen. Viele konnotieren den Begriff ‚Minderheit‘ bereits als Opferrolle und suhlen sich drin!“
S: „Das hat aber nun er dich sagen lassen!“
H: „Hmmm.“
Geduldig wartet Pavel das Ende der ihm gegenüber unhöflichen Unterhaltung ab. Und dann:
P: „Ihr habt es also auch schon gehört?!“
H: „Dass wir es ohne Seppo heute versuchen sollen?“
P: „Ja. Ich war erst völlig geschockt. Dann dachte ich, warum nicht?! Könnte doch unsere Chance sein!“
S: „Moment mal, du bist doch real! Das geht gar nicht, dass du jetzt hier auftauchst!“
Pavel wird nachdenklich. Denn Sägemann hat Recht.
P: „Dann kann ich eigentlich nur Merugin sein!“
Merugin fasst sich an seine Stirn, schüttelt dabei seinen Kopf und schmunzelt:
„Ich Narr. Das war aber knapp!“
H: „Merugin, was ist immer deine Aufgabe in den Geschichten von Seppo?“
M: „Er findet, glaube ich, einfach nur meinen Namen toll und baut mich deshalb ein. Meist trete ich dann auf, wenn er nicht mehr weiterweiß. Ich muss dann immer an seiner Wohnungstür läuten. Dann komme ich rein und habe immer ganz krude Ideen. „Sitzen im Stehen“ war so eine Nummer. Oder die Sache mit dem Runz. Das war im Frühjahr. Da hatte ich meine Hochphase. Inzwischen vergisst er mich oft, seit dieser Abendfahl ins Spiel gekommen ist.“
H: „Im Frühjahr ging’s Seppo ja ordentlich beschissen, oder?“
M: „Ja. Und dann hat er das ein oder andere in seinem Leben geändert.“
S: „Maändert.“
H: „Es heißt ‚mäandert‘!“
S: „Verdauen in Plauen.“
M: „Kommt sowas raus, wenn wir es ohne Seppo versuchen sollen?! Sollten wir nicht eher beweisen, dass es ohne ihn viel besser geht?!“
S: „Das ‚Verdauen in Plauen‘ kommt nicht von ihm. Das kommt von seiner Lektorin.“
H: „Ich glaube, die schläft gerade noch. Dieser Artikel wird erstmal voller Fehler veröffentlicht.“
Es klingelt an der Tür. Viermal. Hercules, Sägemann und Merugin betätigen den Türöffner. Er surrt nicht mehr.
H: „Aha! Seht ihr, wir haben Seppo ein kleines Stück aus der Geschichte verbannt!“
S: „Es geht also wirklich ohne ihn.“
Pavel erscheint an der Tür.
H: „Nein. Pavel, nein! Du bist real. Das geht nicht.“
P: „Ganz kurz. Bin auch nur hier, um zu sagen, dass gerade die Tatsache, dass der Türöffner nicht mehr surrt, erst Recht dafür spricht, dass Seppo noch seine Finger im Spiel hat! Wie blöd seid ihr, das nicht zu erkennen?!“
S: „Der reale Mann hat Recht. Das ist ein typischer Seppo. Dass er nicht mehr surrt.“
M: „Danke, Pavel. Du musst aber gehen. Wegen der Dings, der … ja, keine Ahnung, also das Universum implodiert, wenn reale und ausgedachte Personen aufeinandertreffen.“
P: „Ich wollt’s nur sagen! Gut, bis dahin. Ihr wollt sicherlich noch miteinander schlafen.“
M: „Ich aber nicht! Ich bin heterosexuell angelegt. Nebenbei, gibt es bereits einen Bisexuellen?!“
Kevin kommt aus dem Bad.
K: „Ihr habt gerufen?!“
P: „Auch das geht nicht. Das ist zu früh. Kevin tritt erst im 500. Beitrag auf. Gegen Jahresende. So, Leuts, ich muss los!“
S: „Das mit Kevin war doch ein Witz?! Niemand würde bei Seppo Kevin heißen. Ein viel zu normaler Name!“
H: „Naja, normal?!“
S: „Es ist nicht leicht, eine ausgedachte Figur zu sein, oder?“
H: „Du bist immerhin an eine real existierende angelehnt, die sich aber im seppolog keinesfalls wiedererkennen darf! Ich hingegen wurde dir einfach nur angedichtet.“
S: „Gibt es eigentlich noch weitere Figuren, die auf existierende lediglich anspielen?“
M: „Traut er sich nicht. Weil die alle mitlesen und sich in der Regel sofort erkennen würden. Wie diese eine Person da, die hier gar nicht stattfindet. Obwohl Seppo da sicherlich viel zu sagen hätte.“
H: „Was bildet sich Seppo eigentlich ein, überhaupt zu glauben, was sagen zu müssen?!“
S: „Muss er ja nicht. Aber er kann.“
Seppo: „Muss ja keiner lesen. Und nun lasst mich dem Sport frönen.“
Noch mehr Seppo auf Seppos Facebook-Seite!
Wusste ich doch! Gestern saßen Kowalski und Ingo M. Petent mit Hercules und Sägemann in der Hirngespinst-Kantine an einem Tisch und da haben die beiden schon angedeutet, dass sowas heute kommt!
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Da beugt er oft vor. Wenn er zum Beispiel Minderheiten beleidigt, sagen wir, ostdeutsche Frauen im Rollstuhl, die AfD wählen, dann schiebt er immer ein ‚Kleiner Scherz, Ihr versteht ja Spaß‘ hinterher.
Die gibt es wirklich, die kenne ich. Und ich, als Teil von mindestens zwei Minderheiten, erlaube dir jetzt ganz offiziell die doof zu finden. Musst du sogar, Political Correct-bla, weil ich – ich bin ja Minderheit, mich darfst du ja nicht… und so weiter – dieses Weib doof finde und das tue ich weil ich alle AfD-Wähler doof finde, nicht weil sie ostdeutsch oder Frau oder rollstuhlnutzend ist. Auch wenn ich das natürlich nicht darf, denn ich bin ja selber Minderheit und „muss“ sie deshalb gut finden… Immer dieses müssen….
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