erfolgsblogger

Ich bin gespannt, ob die Überschrift zieht. Denn sie ist nach einem Muster geschrieben, das große Erfolgsblogger unbedingt dem Nachwuchs ans Herz legen. Dieser Doppelpunkt ist dabei äußerst wichtig, er ist wohl auch aus mir unerfindlichen Gründen bei der Google-Suche relevant. Alternativ hätte ich auch schreiben können:

„Wie Du einen Blog schreibst, über den die ganze Welt spricht …“

Das ist eine so genannte „Wie Du“-Überschrift, fast so nervig wie:

„Sieben streng geheime Schritte, um erfolgreicher Blogger zu werden“

Die Seite „Heftig.co“ treibt dieses Vorgehen auf die Spitze und man muss fürchten, der Erfolg gebe ihr Recht. Ich verweigere mich dem dennoch, denn ich könnte mich selber nicht mehr ernstnehmen. Zudem halte ich die suchmaschinen-optimierten Formulierungen für eine Vergewaltigung der deutschen Sprache. Sie haben alle denselben unnatürlichen Klang und dieser tönt nicht gerade nach Seriosität, ihm haftet ja schon an, dass es nur darum geht, Leser zu locken, diese im folgenden Artikel dann zu enttäuschen. Ich selber klicke derartige Formulierungen schon lange nicht mehr an, denn das Muster ist ja schnell durchschaut.

Hier steht eine Zwischenüberschrift, die Lust auf mehr macht!

Blog-Experten, denen dieses Muster der heilige Gral ist, empfehlen ebenfalls, stets mit einer Überschrift zu beginnen. An der Uni habe ich das Gegenteil gelernt, denn es könnte sich am Ende des Textes ja herausstellen, dass die anfänglich gewählte Überschrift mit dem Artikel nichts mehr zu tun hat, sodass sie geändert werden muss. Wenn ich mich für besonders witzig halte, lasse ich die unpassende Überschrift dann erst Recht stehen. In nicht wenigen Fällen ist allerdings die Überschrift alles, was ich überhaupt an Idee habe; bestes Beispiel ist der Artikel „Ich aß ein ekeliges Schnitzel in Emmerich„: Mehr als das hatte ich nicht und dennoch wurde es viel gelesen.

Ein großer Blogger, dessen Texte sich lesen, als seien sie nicht nur für Google, sondern auch von Google geschrieben, plant für einzelne Artikel, die bei ihm natürlich „Projekte“ heißen, etwa sechs Stunden Arbeitszeit ein. Bei mir ist es eine halbe Stunde, wenn’s hoch kommt. Das liegt vermutlich daran, dass ich mir die Gedanken nicht vor dem Schreiben mache, sondern währenddessen. Ich weiß selber nicht, was im übernächsten Satz stehen wird. Lassen wir uns überraschen. Seppo ist doof. Ach guck‘, da bin ich aber jetzt wirklich überrascht.

Seppo bläst wie ein Weltmeister!

Überschriften seien ein Versprechen an den Leser. Nicht bei mir. Nicht immer. Außerdem liegt der Reiz doch auch darin, Versprechen zu brechen! Den Leser knallhart zu enttäuschen. Das kann funktionieren wie in einem ganz frühen Artikel von mir: „Masturbation – Pro & Contra„. Für damalige Verhältnisse war das damals ein mega-erfolgreicher Artikel.

Begutachte ich die Überschriften meiner erfolgreichsten, also weitreichstenstärksten Artikel, finde ich immerhin den „Doppelpunkt“ wieder, ansonsten sind es nicht ansatzweise kalkulierte Überschriften – hier die Top Sechs meiner Artikel:

Dass diese Artikel weit vorne sind, schreibe ich deren Inhalten zu. Es geht da in der Regel um Dinge, zu denen jeder etwas zu sagen hat, eben um „Beziehungsfragen„. Der zieht, der Inhalt. Das wird geteilt auf Facebook und bei Twitter, so kommen die Leser. Eine optimierte Überschrift bringt nichts, wenn ihr ein mieser Artikel folgt.

Es gibt diese, diese Überschriften, die berechnend wirken können. „Die Hand hinten drin“ beispielsweise, doch nach einigen Versuchen habe ich schon vor Monaten festgestellt, dass genau das nicht unbedingt zieht. Vielmehr habe ich das Gefühl, dass die Überschrift kaum eine Rolle spielt, denn diese eine meiner Überschriften „Ergebnis meiner Klickforschung: Lange Überschriften halten Leser vom Anklicken der zugehörigen Artikel ab. Oder machen erst Recht neugierig auf das, was da kommen mag. In diesem Fall: nicht viel.“ ist als meine längste Überschrift doch eher abschreckend, ihr folgt allerdings einer der meistgelesenen Artikel im seppolog.

Letztlich kann aber auch ich dem empirischen Befund, dass nur zwei von zehn Menschen, die eine Überschrift lesen, den dazugehörigen Artikel überhaupt anklicken, nichts ändern.

Fotos. Beitragsbilder. Todeswichtig! Gerade bei der Verbreitung via Facebook. Wer da kein Foto mit anhängt, wird signifikant weniger geteilt, gelikt und überhaupt wahrgenommen. Was mich völlig überrascht, ist der Befund, dass Gesichter auf Fotos immer besser ankommen. Alles psychologisch erklärbar, man sieht ein Lächeln oder einen anderen Gefühlsausdruck, das spricht einen vermutlich an. Ich selber frage mich hingegen, warum ich immer soviele unbekannte Fressen sehen muss, die mich angrinsen (siehe Foto oben). Bei meiner Wahl von Beitragsbildern bin ich ausgesprochen schluderig, weil mich die Bilder in aller Regel nicht interessieren, es geht mit um den Text. Oftmals schreibe ich nicht zuhause meine Blog-Artikel, sodass ich schon Stuhllehnen fotografiert habe, da ich kein anderes Foto zur Hand hatte. Funktionierte auch. Gestern wählte ich ein Foto, das so gar nichts dem mit Artikel zu tun hat, allerdings bot sich plötzlich zu dem Bild eine weitere kleine Anekdote an, die ich direkt darunter verwursten konnte. Oft wähle ich Fotos, die mich zeigen, da es ja meist auch um mich geht, was dem ein oder anderen bereits aufgefallen sein dürfte. Gelegentlich baue ich auch mit einem Grafik-Programm Bilder; das darf aber nie zuviel Zeit in Anspruch nehmen, fünf Minuten etwa, mehr nicht – denn: Es geht mir um den Text und ich bin ein Ein-Mann-Blog, das im Gesamten inzwischen einiges an Zeit frisst, gestern hatte ich erstmals das Gefühl, dass ich einen Mitarbeiter benötige. In vielen Dingen komme ich nicht mehr hinterher. Ob es E-Mails sind, Fragen der Vernetzung mit anderen, mit Euch oder das Voranbringen der Zukunft des seppologs.

Der März verspricht Großes hervorzubringen, da nehme ich an einer spannenden Nummer teil.

Vernetzung mit anderen Bloggern ist das große Ding, auch wenn ich da nach wie vor skeptisch bleibe, da ich die Vernetzung mit nicht bloggenden Lesern wichtiger finde. Ich will nicht andere Schreiber finden, sondern meine Zielgruppe. Ganze Blogger-Foren bestehen nur aus Bloggern, die verzweifelt um Leser werben und doch nur auf Schreibende stoßen. Doch hier und da werde ich eines besseren belehrt, denn manchmal gelingt es durchaus, die Leser von anderen zu „klauen“. Denn darum geht es, wenn wir ehrlich sind, was aber okay ist, denn der jeweils andere klaut ja im selben Moment! So habe ich eine eigene Facebook-Gruppe für Blogger gegründet – „Ich blogge – wer liest?„, die inzwischen boomt, und bin seit gestern Co-Administrator in einem exklusiven „Blogger-Club„. Möglicherweise bezieht sich das Exkludieren auf die Leser, was das Dilemma verdeutlicht. Aber man tauscht Ideen aus. Ich darf vermutlich nichts verraten, aber der März verspricht Großes hervorzubringen, da nehme ich an einer spannenden Nummer teil. Statistisch betrachtet darf ich letztlich aber feststellen, dass seit intensivierter Vernetzung meinerseits mit anderen meine Klickzahlen massiv nach oben gegangen sind, so gesehen hat es irgendwo vielleicht doch seinen Zweck.

Und so raten einem die Blogger-Götter, die mit coolen Mikros vor Menschenmassen predigen, was ich abermals ablehne, da es fast sektierisch erscheint, dass man überall seine Spuren hinterlässt – heißt: auf anderen Blogs kommentiert bis zum Erbrechen. Auch das verweigere ich. Denn ich kommentiere nichts, was ich nicht kommentieren möchte, nur um Leser zu kriegen. Das ist selbst mir zu billig. Ich will für mich wissen, dass ich meine 130.000 Leser dadurch erreiche, dass meine Inhalte, die ja nicht immer inhaltsleer sind, überzeugen. Sie sollen nicht kommen, weil ich google-optimiert schreibe oder Info-Grafiken benutze. Sie sollen meinen oder den Namen des Blogs mit etwas verbinden und immer wiederkehren oder! sich hasserfüllt abwenden. Polarisieren ist toll! Letztens wurde ich übelst beschimpft! Ich bekam vor lauter Freude darüber eine Erektion.

Ach, nein – war eine Zwischenüberschrift!

Zwischenüberschriften! Haben in diesem Artikel Premiere. Nerven mich selber beim Lesen von Zeitungen, denn Zwischenüberschriften wiederholen sich natürlich im Text-Corpus und dann denke ich jedes Mal: „Den Satz hab‘ ich doch schon mal gelesen?! Bin ich in der Spalte verrutscht?! Ach, nein – war eine Zwischenüberschrift!“ Zwischenüberschriften überlasse ich Leuten, die Platz für Zwischenräume haben.

Ein Text solle rhythmisch klingen. Unbedingt! Das lese ich gerade in einem Ratgeber-Blog, dessen Text extrem rhythmisch klingt. Nur der Rhythmus ist kacke. Nichts lehne ich mehr ab als kurze Sätze. Nichts verachte ich mehr als den Verzicht auf Füllwörter. Sprache, gerade verschriftlichte, hat etwas mit Komposition zu tun, man möchte fast von Musik sprechen. Natürlich gehören da Füllwörter hin! Es sind die Blüten eines Textes! Sätze müssen lang sein, Gedanken sind es doch auch! Nicht nur das Schreiben macht mehr Spaß, auch das Lesen eines komplizierten Konstruktes ist doch befriedigender als kurze, abgehackte Subjekt-Prädikat-Objekt-Sätze! Demnächst sollen wir uns auf den Binär-Code beschränken!

Nein, das sind keine Schamhaare in meiner Tastatur, das sind Barthaare.

Ich bekomme oft Anfragen von bloggenden Lesern, die Tipps erbeten, wie sie ihren Blog bekannter machen können. Ich kann inzwischen nicht mehr jede einzelne Anfrage beantworten, was ein tolles Luxus-Problem ist, mir aber in der Tat etwas leidtut. Ich selber habe das ein oder andere „Geheimrezept“, das ich hier nicht preisgebe. Manches darf ich gar nicht preisgeben. Anderes schon: Artikel sollten mehr als 1.000 Wörter haben. Das hat zwei Gründe: Unter 1.000 entwickelt sich keine Geschichte. Lange Texte, man glaubt es kaum!, erregen mehr Aufmerksamkeit. Für Foto-Blogs schwierig ;) Und, wenn Ihr darauf steht, Google nimmt Euch nicht wahr, wenn Ihr unter 1.000 bleibt. Ich sage aber auch: Wenn Ihr Bock auf 800 Wörter habt, dann macht genau das.

Verbreitet Eure Artikel über eine eigens dafür eingerichtet Facebook-Seite. Auch ein toller Tipp immer, denn natürlich fragt man sich, wie die Facebook-Seite dann an Follower kommt. Keine Ahnung. Ich habe auch Twitter in mein Repertoire aufgenommen (dort folgt mir jemand, der nicht einen Follower hat, und dennoch wahnsinnig viel twittert. Ist ihm bewusst, dass das niemand liest, was er tut?!). Irgendwann hat man einen Punkt erreicht, wo sich die Verbreitung von Artikeln verselbständigt. Irgendwann trifft man auf den entscheidenden Multiplikator. Da ist dann jemand, der teilt Deinen Artikel und hat 20.000 Follower. Volltreffer. Wenn das passiert: Jackpot. Und so steigert sich die Aufmerksamkeit.

Verlinke Deinen Artikel dort, wo es passt. Es gibt Blogger, die erwarten, dass ihr Blog allein, weil es ihn gibt, gelesen wird. Es gibt unzählige, vielleicht auch sehr gute!, Blogs, die von niemandem jemals gesehen werden. Tragisch, doch manch ein Urheber ist auch selber Schuld.

Völlig verzichtbar sind Blogverzeichnisse. Dort tummeln sich Abertausende von Blogs. Aber exakt dort sucht niemand. Ich bin bei, keine Ahnung, acht Blogverzeichnissen, es bringt nichts, wenn man nicht gerade in der Top Zehn landet.

Letztlich halte ich für mich fest, dass ich lieber einem gewissen Ideal, das sich der Grundidee verschreibt, folge, als übermäßig viel Arbeit in die Befriedigung von Algorithmen zu investieren. Das Schreiben macht Spaß, Eure Resonanz!, aber nicht das Blasen von Googles großem Penis‘. Klar würde es mich freuen, hätte ich hunderttausende Leser, aber letztlich müsste ich mich dazu verbiegen und genau das wollte ich mit dem seppolog nie tun. Es sollte mein Ding werden, dieses auch bleiben.


Um es nicht falsch zu verstehen: Sehr wahrscheinlich führen all die guten Ratschläge zu Erfolg. Ich will da niemanden an den Karren fahren oder schiffen, wie auch immer man sagt. Die Frage ist nur, welchen Preis man dafür zahlen möchte. Und ob es der eigene Inhalt überhaupt wer ist!


Vernetzen wir uns auf folgenden Wegen!

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ichbloggewerliest„Ich blogge – wer liest?!“

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